Kompakt-SUV mit Automatik im Test
Entspannt genießen

—
Mit ihren Automatikgetrieben und den geschmeidigen Benzinmotoren versprechen VW Tiguan 2.0 TSI, Land Rover Freelander 3.2 i6 und Nissan X-Trail 2.5 besonders viel Antriebskomfort. AUTO BILD ALLRAD hat die drei verglichen.
Kuppeln und schalten. Beides musste man schon bei den kutschenartigen Schnauferln um 1900. In Europa kuppelt und schaltet die Mehrheit der Autofahrer immer noch, in den USA seit der Nachkriegszeit nur noch die Minderheit. Woher kommt der Unterschied? In Europa wurden große und damit starke Motoren traditionell steuerlich abgestraft. Solche brauchte man aber, um mit den kraftfressenden Automaten von damals noch halbwegs flott fahren zu können. In Amerika gab es dagegen nie eine Hubraumsteuer, und deshalb wurden große Motoren frühzeitig zum Standard. Und heute? Die Techniker feilen an den Automatikgetrieben, um deren Wirkungsgradverluste einzudämmen. Trotzdem: Auch heute verbraucht das Automatikauto mehr Kraftstoff als die optimal bediente Schaltversion. Wenn ein Hersteller per Normverbrauchsvergleich das Gegenteil erzählt, so lügt er nicht. Aber er verschweigt, dass bei der EU-Normmessung die Automatikversion bevorzugt wird. Diese darf nämlich schalten, wie sie will, während der Schalter im Zyklus unsinnigerweise häufig in kleinen Gängen gefahren werden muss. Ergebnis: höhere Drehzahlen, höherer Verbrauch.
VW setzt beim Tiguan auf einen Turbo als Dampfmacher

Ganz anderes der VW Tiguan: Er bescheidet sich mit einem kleinen Zweiliter-Vierzylinder, der jedoch per Abgasturbolader auf exakt 200 PS gepusht wird. Wiederum ganz anders macht es der Dritte im Bunde. Der Nissan X-Trail nutzt wie der VW einen Vierzylindermotor, verzichtet aber auf die Kraftspritze durch Turboaufladung und bietet stattdessen mit 2,5 einen halben Liter mehr Hubraum, mit dem Ergebnis von 169 PS. Um Sprit zu sparen, tritt der vergleichsweise leichtgewichtige Nissan überdies mit einer ganz anderen Automatikkonstruktion an. Statt Wandler und sechsstufigem Planetengetriebe finden sich bei ihm eine elektromagnetische Anfahrkupplung und ein stufenloses Stahlgliederbandgetriebe.
Der Freelander hat den höchsten Grundpreis und die beste Ausstattung

Denn der Reihensechszylinder klingt nicht nur rauchig-kraftvoll, er zeigt auch Muskeln und tritt bei jeder Drehzahl souverän an. Dabei arbeitet er mit der serienmäßigen Japan-Automatik sinnvoll und komfortabel zusammen. Der gut funktionierende Manuellmodus lässt dabei auch eigensinnige Fahrweisen zu. Die komfortable Antriebseinheit findet ihre Ergänzung in einem gekonnt komfortabel abgestimmten Fahrwerk, das in diesem Punkt in dieser Fahrzeugklasse Maßstäbe setzt. Besser kann es keiner. Dass der Land Rover in engen Kurven nicht der Agilste ist, nimmt man dabei eher als Charakterzug denn als Schwachpunkt wahr. Auch der licht und stilvoll eingerichtete Innenraum überzeugt, jedenfalls vorn, wo mehr als ausreichend Platz zur Verfügung steht. Im Fond laden ebenso bequeme Polster zum Verweilen ein, doch beschränkt hier der knappe Knieraum den Komfort. Bei schwereren Einsätzen blamiert er sein Stammhaus nicht. 559 Kilogramm Zuladung und zwei Tonnen Anhängelast überzeugen ebenso wie die überdurchschnittliche Geländetauglichkeit. Der wirksame und gut abgestimmte Allradantrieb bringt den Freelander zusammen mit der sehr ordentlichen Bodenfreiheit und der geschickt geformten Karosserie auch auf schwierigen Wegen weit voran. Hier hilft auch der Drehmomentwandler der Automatik, weil er belastende Anfahrmanöver ohne verschleißträchtige Reibarbeit ermöglicht.
Die stufenlose Automatik des Nissan X-Trail ist nicht unproblematisch

Nur an die seltsame Akustik muss man sich gewöhnen. Denn das Motorgeräusch lässt keinen direkten Rückschluss auf das Tempo zu. Beim Beschleunigen bleibt die Drehzahl nahezu konstant, das Tempo nimmt jedoch zu, weil das Gliederbandgetriebe kontinuierlich die Übersetzung anpasst. Die geschickte Programmierung lässt zudem eine ausreichende Motorbremswirkung zu. Wer es gar nicht lassen will, kann auch einen manuellen Modus anwählen, der Sprünge zwischen sechs festgelegten Übersetzungen ermöglicht. Auch das funktioniert gut, allerdings erst ab Motordrehzahlen oberhalb von 1800 Touren. Komfortables Fahren gelingt jedenfalls mit dem Nissan und dieser Motor-Getriebe-Kombination gut. Einschränkung: Ab 5000 Touren wird der Vierzylinder etwas rau und aufdringlich. Dafür gefällt der Federungskomfort, der nur auf kurzen Unebenheiten dem des Land Rover Freelander etwas unterlegen ist.
Wer den Vergleichstest für sich entscheiden kann, erfahren Sie in der Bildergalerie. Den kompletten Artikel mit allen technischen Daten und Tabellen gibt es im Heftarchiv als pdf.
Service-Links