Was haben Mazda, Kia und Renault gemeinsam? Fantasievolle Designer, die ordentliche Alltagsautos so attraktiv verpacken, dass sie zumindest beim Anschauen den Puls beschleunigen. Kodo, zu Deutsch Herzschlag, nennen die Japaner ihre aktuelle Formensprache, die nach dem Mazda6 und dem SUV CX-5 nun auch den neuen Mazda3 ziert. Aber steckt unter der hübschen Hülle auch genug Schwarzbrot, um in der Heimat von Golf und Astra den Kunden zu schmecken? Mit dem Easy-Index checkt AUTO BILD erstmals die inneren Werte des Kompakten im Vergleich mit einem Opel Astra.

Überblick: Alle News und Tests zum Mazda3

Mazda3
Hübsches neues Blechkleid: Der aktuelle Mazda3 könnte auch als Asiens Alfa Romeo durchgehen.
Das mit dem Herzschlag haben die Japaner gut hinbekommen, der Mazda3 könnte auch als Asiens Alfa Romeo durchgehen. Breiter und flacher als der Vorgänger, schärft die markante Nase das Profil und die lange Motorhaube das Überholprestige. Allerdings verrät die schräg stehende Heckscheibe auf den ersten Blick, dass unter der schicken Coupé-Form ein paar Platzprobleme warten dürften. Und das, obwohl der Mazda mit seinen 4,46 Meter Länge zu den Riesen unter den Kompakten gehört (ein Golf ist parkfreundliche 20 Zentimeter kürzer). Insofern passt der mit 4,42 Meter Länge ebenfalls ausladende Opel Astra bestens zum Vergleich. Die Türen des Mazda öffnen herrlich weit, innen haben die Japaner mächtig aufgeräumt. Auf der Mittelkonsole warten nur die nötigsten Schalter welch angenehme Ordnung. Klima, Navi oder Telefon werden entweder per Fingertipp auf den Sieben-Zoll-Bildschirm oder mit dem neuen Zentralknopf neben der manuellen Handbremse gesteuert.

Überblick: Alle News und Tests zum Opel Astra

Opel Astra
Ausladend: Der 4,42 Meter lange Astra ist nur vier Zentimenter kürzer als sein Konkurrent.
Kein Vergleich zur großen Schalterflut im Opel, die wie ein Wasserfall die Mittelkonsole hinabläuft. Zudem mauert der Opel seine Frontpassagiere stärker ein. Bei den Assistenzsystemen (City-Notbremsung Serie) hat Mazda aufgerüstet. Allerdings gibt es Abstandsradar, Spurhalte-Assistent und Fernlicht-Automatik nur für die getestete Topversion Sports-Line, während Opel sein dünneres Angebot immerhin allen Astra-Modellen gönnt. Schmerzhaft eng wirds in beiden Kompakten auf der Rückbank. Schon im Astra fragt man sich, wohin die äußere Länge verdampft ist. Der Mazda hat noch weniger Luft für Knie und Füße. Und das, obwohl sein Radstand gegenüber dem Vorgänger um sechs Zentimeter gewachsen ist. Davon kommt innen fast nichts an. Sein maximaler Laderaum bei umgelegten Rücksitzen ist sogar von 1360 auf 1250 Liter geschrumpft wie das? Das flachere Dach kostet Platz, das ist der Preis für die Schönheit.
Der Mazda3 sieht seinem großen Bruder nicht nur ähnlich, seine Technik stammt auch vom Mazda6: die Achsen, das präzise schaltende Sechsganggetriebe und vor allem die technisch ungewöhnlichen Skyactiv-Motoren, die gegen jeden aktuellen Techniktrend auf Hubraum statt Turbo setzen. Ein Zweiliter-Sauger mit 120 PS, vermutlich der Bestseller, so was ist heute selten geworden. Das Rezept geht auf: Mit seinen 210 Nm Drehmoment übertrifft der Skyactiv den gleich starken 1,4-Liter-Zwerg im Astra. Zudem sollen die Alltagsverbräuche nicht so utopisch weit jenseits der Normwerte (hier: 5,1 Liter) liegen wie beim Turbo. Beim Mazda6, das zeigten unsere Testergebnisse, stimmte es.

Video von der Premiere: Mazda feiert den neuen 3er

Mazda3
Motorenprogramm: Der Mazda3 kommt zunächst mit drei Benzinern und einem Diesel auf den Markt.
Der Verkauf startet im Oktober 2013 mit drei Benzinern (100/120/165 PS) und einem 150-PS-Diesel. Ein kleinerer, schwächerer Selbstzünder folgt später. Dagegen fährt der ausgereifte Opel die breitere Palette mit 87 bis 195 PS im Biturbo-Diesel auf. Auch Extras wie verstellbares Fahrwerk, Fahrradträger oder Ergonomiesitze fehlen in Mazdas Preisliste. Das nackte Basismodell für 16.990 Euro dürfen wir getrost vergessen, Publikumsliebling wird wohl der 120 PS starke 3er als Center-Line für 20.290 Euro, der das Audiosystem mit Display und Freisprecheinrichtung, 16-Zoll-Aluräder und Klimaautomatik mitbringt. Mazda verspricht, der Neue sei fünf Prozent günstiger als der Astra. Der kostet als 1.4 Edition mit Start-Stopp 21.640 Euro Versprechen gehalten. Auch ein schöner Zug ...

Von

Joachim Staat