Der CLA ist ein Phänomen. Ein viertüriges Coupé sei die Limousine auf A-Klasse-Basis, schwärmt Mercedes. Designchef Gorden Wagener nennt das neue Modell sogar einen "Stilrebellen". Große Worte – aber wir von AUTO BILD mögen es gern ein wenig handfester. Die Erfahrung hat jedenfalls gezeigt, dass mutiges Design im Alltag ziemlich lästig werden kann. Und so haben wir den neuen CLA nicht nur nach unserem innovativen Easy-Index vermessen und bewertet, sondern auch gleich die neue A3 Limousine und deren Konzernbruder VW Jetta mitgebracht. Denn allem Marketing-Sprech aus Stuttgart zum Trotz: Nimmt man es genau, ist der CLA eine kompakte Stufenheck-Limousine.

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Video: Mercedes CLA

Das Coupé der A-Klasse

Wobei kompakt zumindest bei Mercedes und VW relativ ist. Mit einer Außenlänge von gut 4,60 Metern ragen beide weit in die Mittelklasse hinein und machen ganz frech C-Klasse und Passat Konkurrenz. Während der Volkswagen daraus ein konkurrenzloses Platzangebot im Fond mit reichlich Raum für Kopf und vor allem Beine macht, opfert der Mercedes seiner flotten Linie so manchen Zentimeter. Heißt konkret: Erwachsene können in Reihe zwei nicht sitzen. Das liegt vor allem an der merklich eingeschränkten Kopffreiheit. Dazu kommt, dass die hohe Gürtellinie und die kleinen Fensterflächen für ein beengtes Raumgefühl sorgen. Für die Beine hingegen ist ausreichend Platz vorhanden. Kein Wunder, hat der Mercedes doch mit 2,70 Metern den längsten Radstand im Vergleich. Trotzdem, als Familientransporter taugt der CLA nicht. Umstieg in die nagelneue Audi A3 Limousine. Die Papierform spricht gegen den Ingolstädter. Er ist mit einer Außenlänge von 4,46 Metern fast 20 Zentimeter kürzer als Mercedes und VW. Trotzdem ist das Platzangebot vollkommen ausreichend.

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VW Jetta
Der VW Jetta gefällt mit innerer Größe – kaum zu glauben, wie luftig ein Kompakter wirken kann.
Möglich macht das die neue Plattform des VW-Konzerns, bei der die Vorderachse ein Stück nach vorn gewandert ist. Das verkürzt den Überhang und verbessert die Raumausnutzung. Selbst Erwachsene können hinten bequem sitzen, Knie- und Kopffreiheit gehen in Ordnung. Einzig der enge Türausschnitt stört beim Ein- und Aussteigen. Das Platzangebot auf der Rückbank reicht (wie im Mercedes) nicht für drei Passagiere. Der Jetta ist auch in Reihe eins eine ganze Klasse größer als die Konkurrenten. Der Volkswagen bietet am meisten Platz für Kopf und Beine. Dazu kommen die großen, weich gepolsterten Sitze und der flache Armaturenträger. Kaum zu glauben, wie luftig ein Kompakter wirken kann. Negativ fallen bei der Bedienung nur die zu tief angebrachten Regler für die Klimaanlage auf. Der Rest ist auch ohne Blick in die Betriebsanleitung intuitiv zu bedienen. Im Vergleich fallen im Jetta aber die recht einfachen Kunststoffe auf. Während der obere Teil der Armaturentafel weich geschäumt ist, wird darunter kratzempfindliches, billiges Hartplastik verbaut.
Hier merkt man, dass der Jetta vor allem für die Märkte in den USA und China konzipiert ist – die Käufer dort legen auf das letzte Quäntchen Anfassqualität nicht so viel Wert wie wir hierzulande. Veraltet auch das Navigationssystem mit trägem Touchscreen und langsamer Routenberechnung. Der Mercedes ist im direkten Vergleich zum VW zwar von den reinen Messwerten her kaum kleiner, das hohe Cockpit und die flachen Fenster schränken das Raumgefühl aber deutlich ein. Große Fahrer sitzen zudem neben der B-Säule – das reduziert die Rundumsicht zusätzlich. Die aufpreispflichtigen Sitze mit integrierten Kopfstützen (im Paket ab 1130,50 Euro) sehen zwar gut aus, machen aber den Parkpiloten zur Pflicht. Sie sind zudem zu hoch montiert: Selbst ohne Schiebedach wird hier die Luft über dem Scheitel knapp.

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Erste Sitzprobe

Bild: AUTO BILD
Auch die Bedienung ist nicht ohne Fehl und Tadel. So ist etwa der Lichtschalter unbeleuchtet. Menüs können über Knöpfe in der Mittelkonsole oder einen Dreh-Drück-Steller auf dem Mitteltunnel ausgewählt werden – einfacher macht das die Sache nicht. Wirklich gut hingegen die Qualität. Alles wirkt fein verarbeitet, die Materialien sind hochwertig. Störend fürs Ambiente ist der fest stehende Monitor des Navigationssystems. Er wirkt fast wie eine Nachrüstlösung aus dem Baumarkt und passt so gar nicht zum hohen Preisniveau des Designer-Benz.  Wie es besser geht, zeigt der Audi mit seinem versenkbaren Bildschirm im Stil eines Apple iPad. Audi konnte den Armaturenträger auf diese Weise angenehm flach gestalten. Die Bedienung des MMI-Systems ist hinter dem Schalthebel gebündelt, jede Funktion erschließt sich intuitiv. Die etwas zu hohe Sitzposition mit weitem Verstellbereich passt für alle Fahrer. Vor allem über dem Kopf bleibt deutlich mehr Platz als im Mercedes. Und auch die Verarbeitung des Audi ist nahezu perfekt. Weiche Kunststoffe, satt rastende Schalter und brillante Anzeigen belegen, warum sich die Ingolstädter in den letzten Jahren den Ruf des Haptik-Weltmeisters erarbeitet haben. Ganz klar: Der A3 ist der Qualitätsmaßstab in der Kompaktklasse.
Weitere Details zu den drei Kompaktlimousinen gibt es in der Bildergalerie. Den kompletten Artikel lesen als Download im Online-Heftarchiv .

Fazit

von

AUTO BILD
Der AUTO BILD-Easy-Index zeigt ganz klar: Mercedes hat mit dem CLA eine betont sportlich gezeichnete Limousine auf die Räder gestellt. Sie opfert der flotten Linie eine Menge Funktionalität. So viel , dass Interessenten lieber nicht blind bestellen, sondern im Autohaus überprüfen sollten, ob der Benz zu ihnen passt. Einen anderen Weg geht Audi mit dem Stufenheck-A3. Kaum weniger elegant, zeigt der Ingolstädter ein perfektes Format für den Alltag. Der größere VW ist ähnlich praktisch, wirkt aber deutlich biederer.

Von

Stefan Voswinkel