Platz 1 mit 552 von 800 Punkten: Mercedes GLA 250 4Matic. Fahrwerk, Motor, Ausstattung, Multimedia-Versorgung – alles vom Besten. So also klarer Sieg für das Kompakt-SUV aus Stuttgart.
Platz 2 mit 533 von 800 Punkten: Mini Cooper S All4 Countryman. Etwas schwächer, dafür günstiger und sparsamer. Letztlich fehlt es an Komfort und Raumökonomie.
Natürlich kann man sich ein pragmatisches Auto kaufen. Sogar ein pragmatisches SUV. Der praktisch ist, gut fährt. Nur eines ist er nicht: aufregend. Wer es lebendiger, deutlich extrovertierter, origineller und vor allem imageträchtiger mag – der greift zu Mercedes GLA und Mini Countryman. Die beiden zählen schließlich zu den Spitzenmodellen der Kompakt-SUV-Liga, besonders mit starken Benzinern unter der Haube, Automatik im Getriebe und Allradantrieb unter den vier Pfoten. Wir prüfen, wer von den beiden mehr bietet.

Im Kern ist der Countryman ganz der Alte geblieben

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Das Facelift des Mini Countryman kommt mit mehr Power

Bild: Mini
Im Test: der jüngst überarbeitete Countryman als Cooper S All4 Automatik. Modellpflege heißt in diesem Fall: Serienmäßiges LED-Licht vorne, Rücklicht im Design des Union Jack, kleine Korrekturen an den Schürzen und im Innenraum, ein anders gestaltetes Cockpit inklusive Bildschirmeinheit (Blackpanel heißt das jetzt bei Mini). Ansonsten ist der Countryman als Cooper S All4 ganz der Alte geblieben. Er ist 178 PS stark, seine Achtgangautomatik sortiert die Übersetzungen, und ein Lamellenpaket (elektronisch überwacht) verteilt Antriebskräfte variabel zwischen Vorder- und Hinterachse. Der 2,0-l-Vierzylinder arbeitet mit Benzindirekteinspritzung und Twinpower-Turboaufladung. Mercedes hat den GLA 250 sehr ähnlich konditioniert. Das kompakte Schwaben-SUV leistet als 250er sogar 224 PS und verfügt im Gegensatz zum Mini über ein Doppelkupplungsgetriebe mit acht Gängen. 

Beim Preis zieht der GLA dem Mini deutlich davon

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Das kann der neue GLA

Der 4Matic-Allradantrieb arbeitet variabel, indem die Kupplungslamellen zwischen Vorder- und Hinterachse elektromechanisch betätigt gegeneinandergepresst werden. Der Zweiliter-Benziner wird von einem Abgaslader beatmet, der dank variabler Turbine ein breites Druckspektrum schafft. Marginale theoretische Differenzen trennen die beiden also auf dem Datenblatt.Auf dem Kontoauszug sind die Unterschiede ein ganzes Stück deutlicher. Ein GLA 250 mit Allrad ist nicht unter 43.610 Euro zu haben. Den All4 Countryman mit großer Maschine gibt es bei BMW dagegen für 36.067 Euro. Allerdings: Der Kaufpreis relativiert sich beim Blick auf die Ausstattungsdetails. Hier ist Mercedes rundum besser aufgestellt. Mehr Komfort, mehr Luxus, mehr Multimedia – man bekommt im Grunde mehr modernes Auto fürs Geld. Gleichzeitig funktionieren die Systeme beim Mercedes rundum tadellos. Sehr gute Spracherkennung, saubere Bedienlogik, ein brauchbares Head-up-Display. Von alldem kann sich Mini noch ein Scheibchen abschneiden. Kleines Beispiel: Allein einen Gang einzulegen, klappt dank des haptisch merkwürdigen, mit seitlicher Mini-Taste belegten Wählhebels nicht immer einwandfrei. Auch sonst haben wir im Mini "Schrullen" entdeckt. Die Lenksäule steht schräg, der Sitz greift eng um die Hüfte – so entsteht ein subjektiv krummes Sitzgefühl. Das Einsteigen über die straffe Außenwange und um die B-Säule herum fällt schwer.

Das Fahrwerk des Mini ist etwas zu straff geraten

Mini Cooper S All4 Countryman
Wenig feinfühlig: Über kurze Unebenheiten stakst der Mini Countryman kantig und unsensibel.
Bild: Olaf Itrich / AUTO BILD
Die Ergonomie des weit hinten angebrachten Zentralstellers für die Multimediabedienung ist nicht gerade zuvorkommend ausgefallen. Und der Auslösemechanismus der Lehnenverstellung ist wahrlich umständlich zu erreichen. Der Motor gibt brauchbar Kraft ab, klingt jedoch unter Last und Drehzahl abgemüht. So richtig laufruhig und leise werkelt der Vierzylinder im Grunde selten. Dafür arbeitet das Getriebe sorglos, die Federung steckt auch derbe Wellen weg. Das Fahrwerk sollte aber feinfühliger auf kurze Unebenheiten reagieren. So stakst der Mini kantig und unsensibel über brüchige Straßenbeläge. Auch in Sachen Geradeauslauf hätten wir uns von einem "BMW" mehr Feinfühligkeit gewünscht. Die Lenkung stellt klebrig zurück, reagiert zappelig auf Korrekturen. Dagegen fühlt sich der GLA eine ganze Klasse erwachsener und souveräner an. Die Lenkung spricht passend zum Wagengewicht an und läuft angenehm verbindlich mit leichtem Zug zurück.

Für den Mercedes spricht auch seine Sicherheit

Das Fahrwerk sortiert nahezu sämtliche Unebenheiten der Straße aus. Außerdem läuft der Motor kräftiger, samtiger und rundum leiser als das Aggregat des Countryman. 
Mercedes GLA 250 4Matic
Sicher unterwegs: Der Mercedes GLA verzögert wirkungsvoller und weicht hervorragend aus.
Bild: Olaf Itrich / AUTO BILD
Der Mercedes bietet zudem mehr Raum und bequemere Plätze im Fond, die sehr sorgfältig gepolsterten und passend konturierten Vordersitze verleihen dem GLA ebenfalls ein feineres Fahrgefühl. Den positiven Eindruck des Mercedes-SUV vervollständigen unsere Erkenntnisse aus dem Messbetrieb. Der Wagen verzögert ungleich wirkungsvoller. Zudem ist aufgefallen: Der Benz weicht hervorragend sicher aus. Kurz: Solch ein GLA funktioniert bestens. Der Countryman hat aber ebenfalls seine Stärken. Dank der leichtgängigen Lenkung fühlt sich das Auto agil an, dazu läuft sein Motor viel sparsamer. Dicke Hose? Nicht an der Tanke! (Unterhaltskosten berechnen? Zum Kfz-Versicherungsvergleich)
Das Fazit: Der neue Countryman wirkt auf jeden Fall moderner. Allerdings: Ihm fehlt der Schliff eines GLA. Letzterer ist ein Universaltalent. Fahrgefühl, Fahrkomfort, Bedienung – hier macht Mercedes auch vor, wofür der hohe Kaufpreis steht.

Bildergalerie

Mini Cooper S All4 Countryman   Mercedes GLA 250 4Matic
Mini Cooper S All4 Countryman
Mini Cooper S All4 Countryman
Kamera
Zwei Kompakt-SUVs im Test

Von

Dennis Heinemann