Opel Astra/Ford Focus/Peugeot 308: Test
Dreikampf der Dreizylinder

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Opel speckt ab. Der neue Astra wiegt nur 1240 Kilo. Und trägt drei Zylinder unter der Haube. Gelingt so der Sieg gegen Ford Focus und Peugeot 308?
Bild: Martin Meiners
Läuft bei Opel! Bis Oktober 2015 konnte der Blitz seine Zulassungen hierzulande um 3,2 Prozent steigern (gegenüber dem Vorjahreszeitraum). Betrachtet man nur den vergangenen Monat, sind es sogar plus 6,3 Prozent, und letzte Woche gab es in Berlin obendrauf das Goldene Lenkrad für den Astra. Was wollen sie also noch mehr in Rüsselsheim? Na, zum Beispiel einen Sieg im AUTO BILD-Vergleichstest. Dazu schicken sie ihren taufrischen Astra mit einem 105 PS starken Einliter-Dreizylinder ins Rennen. Ein kompakter Knauser-König, dessen Versorgungsauftrag dennoch klar über einem Kassenmodell liegt. Als Gegner am Start: der Ford Focus mit stattlichen 125 PS aus einem Liter Hubraum und der Peugeot 308 mit 110 PS aus 1,2 Litern. Welcher Dreizylinder sticht?
Beim Platzangebot liegt der neue Astra vorne
Video: Opel Astra (2015)
Erste Fahrt im neuen Opel Astra
Der kompakte Opel streckt sich mit 4,37 Metern zwar immer noch bis an den Rand der Kompaktklasse, bietet aber auch innen am meisten Platz. Vorn spüren Knie und Kopf die größte Freiheit, hinten punktet der Astra auch noch mit der besten Breite – vor allem Familien wissen das zu schätzen. Ford und noch mehr Peugeot zeigen sich beim Beinraum in der zweiten Reihe geiziger. Da schaffen auch die geringfügig größeren Kofferräume von 308 und Focus keinen Trost. Beim Kölner stört zudem der umständliche Klappmechanismus der Fondbank, bei dem erst die Sitzfläche aufgestellt und dann die Lehne flach gelegt werden muss. In Opel und Peugeot fallen nur die Lehnen nach vorn, schon lässt sich der erweiterte Laderaum nutzen. Allerdings bleibt beim Opel eine Stufe, weil ein doppelter Boden fehlt. Die Innenarchitekten aus Rüsselsheim haben den Raum dennoch nicht nur am besten genutzt, sondern auch am bequemsten eingerichtet. Die empfehlenswerten AGR-Sitze („Aktion gesunder Rücken“) für 685 Euro wirken gegenüber dem Vorgänger zwar dünner gepolstert, bleiben aber bequem und haltgebend.
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Der Focus hat den stärksten Dreizylinder unter Haube

Fein abgestimmt: Das Fahrwerk des Focus liefert den gelungensten Kompromiss aus Sport und Komfort.
Bild: Martin Meiners
In Focus und 308 fühlen wir uns spürbar schlechter untergebracht, hier bieten die Serien-Polster weniger Unterstützung. Mal ganz davon abgesehen, dass die französische Lösung mit dem extrem kleinen Lenkrad, über das der Fahrer hinweg auf die Instrumente sehen soll, nicht für jeden perfekt passt. Das entrümpelte Cockpit des Astra dürfte bei der Qualität zwar noch nachlegen, die Bedienung schaffen aber auch Opel-Ersttäter ohne längere Anlernphase. Schalter und Regler liegen gut erreichbar dort, wo wir sie erwarten, das große Navi lässt kaum Wünsche offen. Das lässt sich vom Focus mit seinen verschachtelten Menüstrukturen nur bedingt behaupten. Und im schicken, aber im Wesentlichen auf den zentralen Touchscreen reduzierten 308 vermissen wir ein paar weitere Drehknöpfe oder Schalter für die wichtigsten Funktionen. Und wie sieht es in Fahrt aus? Mit seinen 125 PS geht der Focus hier am besten, sein Fahrwerk liefert den gelungensten Kompromiss aus Sport und Komfort, die Lenkung überzeugt mit feiner Rückmeldung. Aber: Der Focus wiegt auch fast 100 Kilo mehr als Astra und 308. Das lässt ihn auf Flickenteppichen stärker schaukeln und verhindert zusammen mit der höchsten Leistung einen besseren Verbrauch.
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Der auf 1240 Kilo runtergehungerte Astra braucht alle 100 Kilometer 0,6 Liter weniger als der Ford und reitet lange Wellen mit seinen strammen Dämpfern souverän ab. Geradezu spielerisch bewegt sich der Astra auf gut gepflegten Straßen. Allerdings fehlt das noch vom Vorgänger bekannte Gefühl des schweren, die meisten Fahrbahnfehler glatt bügelnden Wagens. Ist der abgespeckte Astra ja auch nicht mehr. So stolpert die Vorderachse schon mal unfein über Kanten und Frostaufbrüche, wo der Focus spürbar geschmeidiger anfedert. Keine Katastrophe, aber vielleicht nimmt Opel die Verstelldämpfer doch wieder ins Programm?!
Oben heraus geht dem Peugeot 308 ein wenig die Puste aus

Beim Sprint auf Tempo 100 liegt der Peugeot 308 noch vorne, danach wird es aber immer zäher.
Bild: Martin Meiners
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An der Kasse und bei den Kosten liegt der Ford hinten

Angebot aus Rüsselsheim: Der Opel Astra ist mit knapp 18.000 Euro Grundpreis der Günstigtse.
Bild: Martin Meiners
Die neue AUTO BILD-Verbrauchsampel
Fazit
Dieser Opel gefällt. Mit seinen praktischen Talenten wie dem guten Platzangebot, bissigen Bremsen und fairen Preisen sichert er sich hier den Sieg. Komfort und Qualität lassen aber Raum für Verbesserungen. Der Ford empfiehlt sich als ausgereift, der Peugeot für den Jung-Dynamiker.
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