Vorstellung: Renault Pick-up auf Nissan-Basis
Interieur Funktional und sauber verarbeitet
Fahren: Auf der Straße und im Gelände talentiert
Ausstattung: Schon die Basisversion lässt nicht zu wünschen übrig
Connectivity: Verbindung mit Handy nur über USB möglich
Motoren und Preise: Nur Vierzylinderdiesel erhältlich

Vorstellung: Renault Pick-up auf Nissan-Basis

Der Markt der Pick-ups boomt: Weltweit machen sie etwa ein Drittel aller verkauften leichten Nutzfahrzeuge aus; das sind fünf Millionen Exemplare. Und auch in Deutschland wächst der Markt jährlich. Knapp 20.000 Pick-ups wurden 2016 zugelassen, 12,8 Prozent mehr noch als im Vorjahr. Kein Wunder, dass sich Renault einen Teil des Kuchens sichern will: Nach Mercedes mit der X-Klasse bringen die Franzosen mit dem Alaskan im November 2017 den zweiten Pick-up auf Basis des erfolgreichen Nissan Navara. Bis auf die Frontpartie und die Klappe der Ladefläche unterscheidet er sich kaum von seinem japanischen Bruder: Vorne zeigen die markentypische Front mit dem Renault-Rhombus und die Leuchten mit einer C-förmigen Tagfahrlichtsignatur, dass es sich beim Alaskan um den großen Bruder der SUV-Familie rund um Captur und Kadjar handelt. In der Seitenlinie ist er ein echter Navara, aufgehübscht mit etwas zusätzlichem Chrom.

Das Arbeitstier schultert bis zu 960 Kilo Zuladung

Der Pick-up ist im Gegensatz zu seinen hübschen hochgelegten Kompakt-Kollegen ein echtes Arbeitstier: Bis zu 960 Kilo Zuladung schultert er, auf die 1,56 Meter breite und 1,58 Meter lange Ladefläche passt auch eine Europalette. Und die Heckklappe kann mit bis zu 500 Kilo belastet werden. Fahren durch Schlamm und Matsch? Auch kein Problem: 22,3 Zentimeter Bodenfreiheit, ein Böschungswinkel von 29 Grad und zuschaltbarer Allradantrieb (Serie) packen auch härteres Gelände – zumal der Alaskan durch seinen Leiterrahmen sehr robust ist. In Deutschland liefert Renault den 5,40 Meter den Neuling ausschließlich mit Doppelkabine aus. Bei den Motoren steht ein 2,3 Liter großer Diesel mit entweder 163 oder 190 PS zur Verfügung. 

Interieur: Funktional und sauber verarbeitet

Der Alaskan kann Straße und Gelände
im Interieur findet sich hauptsächlich robustes Hartplastik, welches aber ordentlich verarbeitet ist.
Innen unterscheidet sich der Alaskan praktisch nur durch das veränderte Logo auf dem Lenkrad-Pralltopf vom Nissan Navara, mit dem der Alaskan in Barcelona vom Band läuft. Auch in Barcelona gebaut wird die X-Klasse, die aber auch im Innenraum deutlich eigenständiger auftritt.
Die Kunststoffe sind rustikal gehalten, aber gut verarbeitet. So kommen zwei Aspekte zusammen: Das Cockpit ist praktisch wie in einem Nutzfahrzeug und lässt sich im Notfall einfach feucht abwischen, gleichzeitig ist es ausreichend schick. In der Topausstattung ist ein 7 Zoll großes Navi aus dem Nissan-Regal Serie. Auf der Rückbank ist ordentlich Platz.

Fahren: Auf der Straße und im Gelände talentiert

Der Alaskan kann Straße und Gelände
Der Alaskan fährt sich eher wie ein Pkw als ein Nutzfahrzeug.
Mit dem 190-PS-Diesel ausgestattet, ist der Alaskan ein kräftiges Arbeitstier. Zwar bietet er beim Sprint keine Höchstleistungen, aber wer braucht schon einen Rennwagen im Wald? Schon bei 1500 Umdrehungen liegt das maximale Drehmoment von 450 Newtonmetern an. Anhänger bis 3,5 Tonnen sind damit kein Problem. Auf der Straße brummt der Motor freundlich vor sich hin, klingt aber nicht nach Nutzfahrzeug und hält sich angenehm im Hintergrund. Fährt man den Alaskan ohne Beladung, ist das Fahrwerk etwas hoppelig. Wir haben es mit etwas mehr Gewicht getestet: Liegen Sandsäcke mit 150 Kilo Gewicht auf der Ladefläche, fühlt sich die Federung richtig flauschig an. Hier zeigt sich eben, dass der Pick-up als Lastesel benutzt werden will und nicht als typisches Auto für den alleinfahrenden Großstädter. Die Lenkung arbeitet ausreichend direkt. Wahlweise liefert Renault den Alaskan mit Sechs-Gang-Handschaltgetriebe oder einer siebenstufigen Wandlerautomatik aus. Letztere macht ihren Job gut, lässt beim starken Beschleunigen den Motor aber extrem hoch drehen. Wenn es ins schwerere Gelände geht, kann man während der Fahrt bis 100 km/h Geschwindigkeit per Drehschalter den Allradantrieb einschalten, der Vorder- und Hinterräder im Verhältnis 50:50 antreibt. Ein elektronisches Differenzial ist Serie, gegen Aufpreis gibt es ein mechanisches Sperrdifferenzial. In Zusammenhang mit der Starrachse und der Mehrlenker-Hinterradaufhängung schockt den Pick-up nur wenig, Waldwege und Schlimmeres sind unproblematisch. Zumal Berganfahrhilfe und Bergabfahrassistent Serie sind.

Ausstattung: Schon die Basisversion lässt keine Wünsche offen

Der Hightech-Rambo
Die Ladefläche hat drei Schienen und Seitenfächer, ist geräumig und praktisch.
Die Basisausstattung des Alaskan heißt "Life" und ist nur für den 163 PS starken Basismotor erhältlich. Hier sind Features wie Bergabfahrassistent, Berganfahrhilfe, sieben Airbags, elektrische Außenspiegel, ein Bordcomputer, CD-Radio, Klimaanlage, schlüsselloses Starten, manuelle Klimaanlage, Multifunktionslenkrad, Tempomat und Nebelscheinwerfer schon Serie. In der Ausstattung "Experience" kommen unter anderem Chromverzierungen, 18-Zoll-Leichtmetallräder, eine Klimaautomatik, eine Einparkhilfe samt Rückfahrkamera und Navigationssystem hinzu. Die Topausstattung "Intens" wartet zudem mit Voll-LED-Scheinwerfern, Ledersitzen, 360-Grad-Kamera und Sitzheizung auf. Was wäre ein Pick-up ohne Praxisnutzen? Dafür gibt es schon ab der Basis ein Verzurrsystem mit drei Schienen an den Seitenwänden der Ladefläche. Darauf sind verschiebbare Verzurrschlitten angebracht, um Fracht zu sichern. Wenn es etwas mehr sein darf: Gegen Aufpreis sind auch verschiedene Rollos oder ein Hardtop erhältlich, das vor neugierigen Blicken schützt und aus der offenen Ladefläche einen riesigen, separaten Kofferraum macht. 

Connectivity: Verbindung mit Handy nur über USB möglich

Das sieben Zoll große Infotainment beherrscht Navigation und koppelt per USB auch Telefone, doch moderne Features wie Android Auto, Apple Carplay oder dergleichen bietet der Alaskan nicht.

Motoren und Preise: Nur Vierzylinderdiesel erhältlich

Der Hightech-Rambo
Der Alaskan ist mit einem Vierzylinderdieselmotor in zwei Leistungsstufen erhältlich.
Renault liefert den Alaskan mit einem Common-Rail-Diesel mit 2,3 Litern Hubraum aus, den wir schon aus dem Renault Master, dem Nissan Navara und der X-Klasse kennen. Die Maschine ist mit dem AdBlue-System ausgestattet und erfüllt die Euro-6-Norm. In der kleineren Leistungsstufe leistet er 163 PS bei 3750 Umdrehungen pro Minute und ist nur mit Schaltgetriebe erhältlich. Maximales Drehmoment: 403 Newtonmeter bei 1500 Umdrehungen, Höchstgeschwindigkeit 172 km/h Der Verbrauch liegt kombiniert bei 6,3 Litern. Der große Motor mit 190 PS verfügt über die Twin-Turbo-Technik: Zwei unterschiedlich große Turbolader komprimieren die Ansaugluft und sollen für ordentlich Leistung sowohl im unteren als auch oberen Drehzahlbereich leisten. Das maximale Drehmoment liegt hier bei 450 Newtonmetern bei 1500 Umdrehungen, Höchstgeschwindigkeit 184 beziehungsweise 180 km/h (mit Automatik), Verbrauch: 6,3 beziehungsweise 6,9 Liter (Automatik) pro 100 Kilometer. Erhältlich ist der Alaskan in der "Life"-Ausstattung ab 36.900 Euro mit 163 PS und manuellem Getriebe. Den 190-PS-Motor gibt es erst ab der "Experience"-Ausstattung ab 41.500 Euro. Die Topausstattung "Intens" kostet ab 45.000 Euro. Damit ist der Alaskan etwas teurer als der Nissan Navara, der in der Basis mit Doppelkabine und 163 PS ab 31.110 Euro kostet. Die Mercedes X-Klasse ist ab 37.295 Euro erhältlich.

Bildergalerie

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Kamera
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Fazit

von

Christopher Clausen
Halten wir fest: Der Alaskan ist sehr kräftig und auch für schwereres Gelände geeignet, aber kein Sportler. Dennoch dynamisch genug für den Alltag.

Von

Christopher Clausen