"Wir wollen 2018 in den USA eine Million Fahrzeuge verkaufen." Diese Aussage von Stefan Jacoby, CEO von Volkswagen Amerika, ist äußerst ambitioniert. Denn 2009 hat VW in Nordamerika gerade mal rund 200.000 Autos verkauft. Und die aktuellen Absatzprognosen in den USA versprechen keine Besserung. Doch europäische Autos sind im Moment angesagt in den Staaten. Die Tageszeitung USA Today titelt am 11. Januar 2010: "Detroit schaut nach Europa." Die Amerikaner scheinen umzudenken und orientieren sich an der automobilen Strategie der Europäer. Auf der Detroit Auto Show 2010 stehen deshalb nicht die großen SUV oder Pick-ups im Vordergrund, sondern die familienfreundlichen, sparsamen Kompaktwagen und Mittelklasseautos. Experten wie Daimler-Chef Dieter Zetsche oder VDA-Präsident Matthias Wissmann sehen aber in diesem Verschlankungs-Wahn nur einen aktuellen, aus der Not entstandenen Hype. Einen Trend hin zu kleinen Autos gäbe es wohl erst dann, wenn die Spritpreise in den USA erheblich teurer würden.
Blicken wir auf die Modelle, die in Detroit Premiere feiern und diese Schrumpf-Hysterie auslösen. VW stellt die Hybrid-Studie New Compact Coupé auf Basis des Golf in Michigan vor. Sparsam durch einen Hybrid-Antrieb und mit einer Länge von 4,54 Metern durchaus in der Lage, die vierköpfige Familie von A nach B zu bringen. Die Studie ist sehr nah an der Serie dran. Mit 150-PS-Benziner und 27-PS-Elektromotor soll das Coupé 227 km/h schnell sein und im Schnitt nur 4,2 Liter Super verbrauchen. Der CO2-Ausstoß liegt bei 98 g/km. VW möchte sich auf der Detroit Auto Show ein Bild davon machen, ob das Auto vom amerikanischen Publikum angenommen wird.

Messe-Rundgang, Teil 2: Die Amerikaner in Detroit

Sieht ganz schön keck aus: Die kleine Studie FT-CH von Toyota ist ein Vorreiter der neuen Hybrid-Familie der Japaner.
Sieht ganz schön keck aus: Die kleine Studie FT-CH von Toyota ist ein Vorreiter der neuen Hybrid-Familie der Japaner.
Der Star am Ford-Stand ist der neue Focus – und nicht etwa der $(LEhttp://612812:2011er Ford Mustang)$. Entwickelt wurde der Golf-Gegner zu großen Teilen in Köln. Der neue Focus soll als Fließheck Anfang 2011 nach Deutschland und als Stufenheck Ende 2010 nach Amerika kommen. Für 2011 ist in den USA zudem ein Elektro-Focus vorgesehen. Ob der in den Staaten ein Verkaufsschlager wird? Die Experten sind skeptisch und sagen den größeren Taurus und Fusion weitaus bessere Verkaufszahlen voraus. Wir können nicht anders – in diese Auflistung gehört auch ein kleiner Asiat: Da die neue Hybrid-Studie FT-CH Concept aus dem europäischen Designcenter von Toyota stammt, ist sie irgendwie auch ein halber Europäer. Der Mini-Prius erinnert optisch ein wenig an den up Lite und gibt einen Ausblick auf die zukünftige Hybrid-Familie von Toyota, die bereits 2015 acht Modelle umfassen soll.

Der Audi e-tron II kommt 2014

Einen Kontrapunkt zu diesen eher braven Fahrzeugen bietet die Sportwagen-Studie e-tron II von Audi. Die ist deutlich kleiner (3,93 Meter) als die erste e-tron-Studie und soll ab 2014 als R3 losrollen. Mit zwei E-Motoren, Hinterradantrieb und 204 PS. Direkt daneben macht sich der neue A8 auf dem Audi-Stand breit, der zwar bereits im Dezember 2009 in Miami vorgestellt wurde, in Detroit jedoch seine Messepremiere feiert. BMW hat mit dem Concept ActiveE einen reinen Elektrosparer und mit dem Z4 sDrive 35is den aktuell stärksten Z4 im Messe-Gepäck. Und Mercedes zeigt der breiten Öffentlichkeit erstmals das neue E-Klasse Cabrio. Der lustig-luftige Mini Beachcomber Concept vervollständigt den Premieren-Reigen der Deutschen in der Motor City Detroit.

Von

Boris Pieritz