Drei Monate vor seiner Premiere konnten wir einen Prototyp des neuen Skoda Superb fahren – und der überrascht mit hohem Komfort. Fahrbericht!
Superb – das kommt aus dem Französischen und bedeutet "hervorragend". Also der passende Name für das Flaggschiff der Marke Skoda. Nur technisch konnten die Tschechen den hohen Anspruch bisher nur bedingt einlösen. Superb Nummer eins (2001 bis 2008) war ein China-Passat, der neu eingekleidet wurde. Superb Nummer zwei basierte auf einer verlängerten PQ35-Plattform – schrulliges Design und rustikaler Komfort inklusive.
Die dritte Superb-Generation ist eine komplette Neuentwicklung
Video: Skoda Superb (2015)
Erste Fahrt im Prototyp
Trotzdem hat Skoda von beiden Superb-Generationen zusammen rund 750.000 Einheiten verkauft. Ein Erfolg, den die dritte Generation ab Sommer 2015 toppen soll. Von ihr will Skoda mehr Autos verkaufen, als von den ersten beiden Superb zusammen. Und die Chancen stehen nicht schlecht. Denn erstmals hat Skoda den Superb komplett neu entwickelt. Die technische Basis stammt aus Wolfsburg, wo sie unter anderem auch für den neuen Passat genutzt wird. Der Superb ist aber wie gewohnt größer. Die Außenlänge bleibt bei 4,85 Metern – dabei wird der große Skoda aber deutlich flacher und breiter als bisher. Der Radstand wächst um acht Zentimeter auf 2,84 Meter.Unterm Strich zeigt unsere erste Sitzprobe, dass das schon bisher üppige Platzangebot deutlich zugenommen hat. Vor allem im Fond ist die Beinfreiheit spürbar gewachsen, der Superb erreicht hier fast das Maß einer Mercedes S-Klasse – in Langversion. Auch der Kofferraum hat noch einmal zugelegt, fasst nun 625 Liter, mit umgeklappter Rückbank sogar kombimäßige 1760 Liter. Aber ganz ehrlich: Praktisch war der Superb bisher schon, geräumig auch. Nur Komfort war nicht so ganz seine Sache. Das Fahrwerk federte schon mal ein wenig zu rustikal, die Motoren brummelten eine Spur zu laut, um den Skoda wirklich komfortabel nennen zu können. Und das Infotainment-System war hoffnungslos veraltet, mehr als ein Handy koppeln war nicht drin.
Erstmals mit adaptiven Dämpfern
Erstmals bietet Skoda ein Fahrwerk mit adaptiven Dämpfern an (Aufpreis wohl rund 1500 Euro).
Der neue Superb soll nun in neue Komfort-Dimensionen vorstoßen – zumindest für Skoda. Und tatsächlich zeigt unsere erste Testfahrt, dass die Tschechen aus den alten Fehlern gelernt haben. Erstmals bietet Skoda ein Fahrwerk mit adaptiven Dämpfern an. Der Aufpreis wird wohl um die 1500 Euro liegen und lohnt sich auf alle Fälle. Im Komfort-Modus federt der Superb derart flauschig, dass der Fahrer ständig versucht ist, den Stern auf der Haube zu suchen. Vor allem kleine Unebenheiten werden komplett geschluckt, lange Wellen erhaben weggesteckt.
Bildergalerie
100.000 Kilometer mit dem Skoda Superb
Aber der Superb kann auch anders. Im Sport-Modus fegt der Tscheche ohne groß zu zucken ums Eck – eine Abstimmung, die der des BMW 5er ziemlich ähnlich ist. Sicher nicht das schlechteste Vorbild in der Oberklasse. Keine Kritik also? Doch. Die Spreizung der einzelnen Fahr-Modi könnte größer sein. Und genau daran arbeitet Skoda nun auch noch bei der finalen Abstimmung der Software. Ist ja auch noch genug Zeit, der Superb kommt erst im Sommer 2015 auf den Markt.
Zum Marktstart im Sommer 2015 gibt es drei Diesel mit 120 PS, 150 PS und 190 PS.
Fest hingegen steht das Motorenprogramm. Zum Marktstart gibt es drei Diesel mit 120 PS, 150 PS und 190 PS. Die sparsamste Variante soll mit 3,7 Litern je 100 Kilometer auskommen. Bei den Benzinern hat Skoda den Sechszylinder ins Museum verbannt, künftig werden nur noch Vierzylinder mit Turboaufladung und einer Leistung zwischen 125 PS und 280 PS angeboten. Sie alle machen einen souveränen Eindruck, beschleunigen den Superb geschmeidig und gut gedämmt. Und so wagen wir uns jetzt mal ganz weit nach vorne: Der neue große Skoda wird mit Preisen wie gehabt ab etwa 25.000 Euro nicht nur bei Opel und Ford Kunden stibitzen, sondern auch den einen oder anderen Kunden bei BMW und Mercedes – Superb eben.
Fazit
von
Stefan Voswinkel
Fazit: Skoda hat dem Superb konsequent die Schwächen ausgetrieben. Die Limousine sieht blendend aus, federt endlich komfortabel und ist bei der Konnektivität auf dem neuesten Stand. Gleichzeitig hat sich der Superb seine Stärken bewahrt, bietet Platz wie kaum ein zweites Auto in der Klasse und bleibt günstig. Ein großer Wurf!
Von
Stefan Voswinkel
100.000 Kilometer mit dem Skoda Superb
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Die AUTO BILD-Tester hatten den Skoda Superb 24 Monate im Einsatz und sind in dieser Zeit 100.000 Kilometer mit ihm gefahren. Hier zeigen wir, was in der anschließenden Inspektion aufgefallen ist.
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Im Superb steckt größtenteils bewährte VW-Technik, überwiegend vom Passat. Die Kombi-Version kam 2010 auf den Markt. Seitdem haben sich die Verkäufe mehr als verdoppelt.
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Discounterpreise kann sich auch Skoda nicht mehr leisten: Mit Zweiliter-Benziner (200 PS) kostete der Testwagen 41.560 Euro.
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Durch den Innenraum weht ein Hauch von Noblesse. Den fanden unsere Tester zum Teil etwas bemüht ("Holzleisten im 70er-Jahre-Stil") – waren sich aber einig über die Qualität.
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Obwohl der Superb Kombi zu den größten seiner Zunft zählt, ist der Stauraum nicht entscheidend größer als bei einem Octavia Combi. Es geht viel Platz für den großen Fond drauf.
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Der Zweiliter-TSI geht sicher nicht als Traumbesetzung durch. Stark ist er, ungestüm beim Beschleunigen und schnell auf der Autobahn (234 km/h). Aber im Galopp auch ein talentierter Trinker (bis zu 18 Liter pro 100 Kilometer). Kein Wunder, dass über 80 Prozent der Kunden einen Diesel bestellen.
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Im Test blieb der Superb auf den gesamten 100.000 Kilometern nicht einmal liegen. Die Werkstatt sah er nur zur Inspektion – Reparaturen waren kaum der Rede wert.
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Auch bei der abschließenden Zerlegung und anschließenden Analyse der Einzelteile vermasselt sich der Superb nicht das Happy End. Motor, Getriebe, Lenkung und Fahrwerk ...
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... zeigten keine nennenswerten Verschleißspuren. Unser Bild zeigt den DEKRA-Sachverständigen Günther Schiele bei der Arbeit, beobachtet von AUTO TIP-Chefredakteur Vítězslav Kodym (links) und Skoda-Techniker Markus Liersch (rechts).
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Den rundum guten Eindruck trübte lediglich der kräftige Ölverlust am schlecht abgedichteten Deckel des Nockenwellenverstellers. Über das kleine Leck wurde der komplette Motorraum mit Öl eingesaut.
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Das fiel außerdem auf: An den Befestigungspunkten beider Heckklappendämpfer war leichter Rostansatz zu erkennen.
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Keine große Sache, aber trotzdem auffällig war dieser schwitzende Sensor am Ventildeckel.
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Die Dachleisten rutschten aus ihren Befestigungsnuten, die Spritzwandverkleidung war lose (im Bild), das Hitzeschutzblech im Bereich der Reserveradmulde eingerissen – das war's auch schon.
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Fazit: Note "Eins" für den Skoda Superb – besser als der Stern aus Stuttgart, viel besser als der (alte) Bruder Passat.