Test Corsa/207/Fabia/Polo
Der Neue im Revier

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Skoda greift nach der Kleinwagen-Krone: Mit der zweiten Auflage des erfolgreichen Fabia wollen die Tschechen Polo & Co davonfahren.
Manchmal kommen ja gerade die Kleinsten ganz groß raus. Und das wissen wir nicht erst seit Knut, dem Berliner Eisbärbaby. Was im Tierreich funktioniert, kann bei Autos so verkehrt nicht sein. Also startet die tschechische VW-Tochter Skoda die Neuauflage ihres Kleinwagens (und Bestsellers) Fabia. Im letzten Jahr nach den drei Platzhirschen Polo, Corsa und Fiesta immerhin die Nummer vier im deutschen Kleinwagen-Gehege. Was dem neuen Ost-Mini wieder eine echte Sonderstellung beschert: Er darf schon jetzt die Technik testen, die ab 2008 auch der kommende Polo nutzen wird. Mit derart guten Genen gerüstet, muss sich der Fabia bei uns mit drei seiner natürlichen Feinde anlegen. Da wären zum einen die im letzten Jahr frisch aufgelegten Peugeot 207 und Opel Corsa sowie zum anderen der VWDer Wolfsburger fährt zwar schon seit 2001 auf Käuferfang, beim deutschen Publikum genießt er aber immer noch einen enorm hohen Knut-Faktor.
Gut kopiert: Der Fabia sieht aus wie ein Swift

Im 207 wird es trotz des längsten Radstandes (2,54 m) dagegen schon verdammt eng um die Knie der hinten sitzenden Passagiere. Neben Menschen soll des Öfteren auch Material transportiert werden. Für den Fabia eine leichte Übung. Keiner der Kleinen schluckt hier mehr Koffer. In den 207 passt weniger hinein, und so muss Mutti ihre Schmuckschatulle auf den Schoß nehmen. Großzügiger zeigt sich der 207 dagegen bei der Variabilität. Bank und Lehne klappen schon in der Basis geteilt. Auch Fabia und Corsa können das, aber nur, weil sie in höherwertigen Ausstattungen antreten. Beim Basis-Polo kostet die praktische Zweiteilung der Fondsitze Aufpreis. Im Corsa, der mit 90 PS erst ab der Ausstattung Edition zu haben ist, gehören dagegen sogar der doppelte Ladeboden und die in der Neigung verstellbare Fondlehne zur Serienausstattung.
Innen zeigt der Fabia schnörkellosen Schick


Auch Opel und 207 locken mit einem knackigen Fahrverhalten, animieren durchaus zu einem dynamischen Fahrstil. Was den Spaß bei beiden aber trübt, ist die Abstimmung der Servolenkung. Beide reagieren auf spontane Kurskorrekturen nicht so direkt wie Polo und Fabia. Vor allem der Corsa wirkt aus der Mittellage heraus undefiniert und flau. Im direkten Vergleich ein Manko, im Alltag aber weniger bedeutsam. Viel schwerer wiegt da, dass nur der Fabia serienmäßig ein ESP mitbringt – bei den anderen drei kleinen Strolchen liegt die Sicherheit im Zweifelsfall allein in der Hand des Fahrers. Wo der Fabia also selbst bei halsbrecherischer Fahrweise relativ gelassen die Elektronik zum Einsatz bittet, fordern Polo, Corsa und vor allem 207 fahrerisches Können. Das muss zwar nicht professionell ausgeprägt sein, denn selbst ohne elektronischen Schleuderschutz bleiben die drei Handarbeiter weitgehend brav, es fährt aber ein höheres Restrisiko mit als beim Fabia. Aufpreisfreies ESP für alle bleibt also eine aktuelle Forderung.Polo und Corsa erschrecken zusätzlich auch noch mit Bremswegen um 41 Meter.
Aufschwung Ost: ESP gehört nur bei Skoda zur Serie

Der etwas schnellere Fabia lässt uns mit seinem sonoren Klang und der exakten Schaltung zumindest im guten Glauben, dass hier richtig was vorwärts geht. Der Blick ins Messprotokoll bringt dann Ernüchterung: 13 Sekunden bis 100 km/h gehen in Ordnung, machen den Skoda aber nicht zum Chefdynamiker. Trotzdem werden auf 100 Kilometer 7,3 Liter Super fällig. Zu viel, alle anderen schaffen die sechs vorm Komma, der 207 ist mit 6,5 Litern Spar-Spitze. An der Kasse fährt der 207 ganz nach vorn. Weniger als 13.500 Euro verlangt hier niemand. Am nächsten kommt ihm der Polo für 14.080 Euro. Weil es den 90-PS-Corsa erst ab der Ausstattung Edition gibt, müssen wir Opel satte 14.978 Euro überweisen. Dafür gibt es zwar mehr Luxus an Bord, aber auch weniger Entscheidungsfreiheit. Schade. Der Fabia Sport schießt mit 15.490 Euro schließlich den Vogel ab. Aber es geht ja auch günstiger: In der gleich starken Basisversion stehen nur noch 12.540 Euro auf dem Preisschild.
Fazit von AUTO BILD-Redakteur Gerald Czajka
Dass wir vom neuen Fabia einiges erwarten durften, war klar. Dass er aber gleich mit 19 Punkten Vorsprung ins Ziel fährt, überrascht dann doch. Das Rezept dahinter scheint einfach: So wie früher der Polo leistet sich der Tscheche kaum eine echte Schwäche. Während Altmeister Polo beim Bremsen und beim Preis patzt. Und das so sehr, dass ihn der Corsa fast überholt hätte. Dem günstigen 207 fehlt es letztendlich vor allem an Größe.
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