Ob VW ID.3, ID.4 oder ID.Space Vizzion – die Elektrifizierung der Marke VW ist in vollem Gange. Doch nicht nur VW ist unter Strom, der gesamte Volkswagen-Konzern nimmt nach dem Dieselskandal und angesichts drohender CO2-Strafzahlungen Kurs in Richtung E-Mobilität. Und so will der weltgrößte Autobauer den Verbrennungsmotor auslaufen lassen. Allerdings eher langfristig, wie ein VW-Sprecher der Abteilung "Innovation und Technologie" in einer Stellungnahme gegenüber AUTO BILD erklärt: "Diese sukzessive Umstellung auf den E-Antrieb wird noch viele Jahre durch ein breites Angebot auch an Otto-, Diesel- und CNG-Antrieben begleitet." Er betont, dass es daneben Modelle mit "verschiedenen Formen der Hybridisierung" geben werde, von Plug-in-Hybriden bis zu Mildhybrid-Varianten mit 48V-Bordnetz. Auch mit denen könnten "bereits deutliche Verbrauchsverbesserungen" erzielt werden, heißt es.Anderslautenden Äußerungen, mit denen das britische Magazin "Autocar" den VW-Technikchef Matthias Rabe zitierte, widerspricht VW in der Stellungnahme. Das Magazin gab Rabes Position mit den Worten wieder, VW halte am Verbrennungsmotor fest und setze auf sogenannte E-Fuels, also synthetisch hergestellte Brennstoffe. Es habe kein Interview von "Autocar" mit Matthias Rabe gegeben, teilte ein VW-Sprecher nun mit. Stattdessen verwies er darauf, dass VW langfristig das Angebot an Modellen mit Verbrennungsmotoren insgesamt verkleinern und das Angebot an batterieelektrischen Fahrzeugen ausbauen werde. Autos mit dem als besonders umweltfreundlich geltenden CNG-Antrieb (Erdgas) würden laut VW realistisch bis ca. 2025 angeboten. VW plane bis zur Mitte des Jahrzehnts, den CO2-Ausstoß in der Produktion zu halbieren und das gesamte Unternehmen bis 2050 "bilanziell CO-neutral zu gestalten".

Klimaneutral – aber energieaufwendige Produktion

VW sieht Zukunft für Verbrenner
E-Fuel ist CO2-neutral, aber sehr energieaufwendig in der Herstellung.
Bild: VW
E-Fuels stehen gerade bei Wissenschaftlern hoch im Kurs. Denn mit ihnen besteht die Möglichkeit, an Verbrennungsmotoren mit ihrem Reichweiten-Vorteil festzuhalten, den Brennstoff aber weitestgehend klimaneutral herzustellen. Bei einer Verbrennung des strombasierten Kraftstoffs wären in herkömmlichen Automotoren nur geringe technische Veränderungen nötig. Bei der Herstellung wird zunächst mit regenerativer Energie per Elektrolyse Wasser in Sauerstoff (O2) und Wasserstoff (H2) gespalten. Anschließend wird der Wasserstoff mit Kohlendioxid (CO2) angereichert, das als Abfallstoff bei industriellen Prozessen abfällt oder aus der Luft entnommen wird. Der große Nachteil: Der Wirkungsgrad ist enorm niedrig, weil zur Herstellung enorm viel Energie aufgewendet werden muss. Daher liegt eine industrielle Mengenproduktion noch in sehr weiter Ferne.

VW-Chef Diess äußert Zweifel

VW sieht Zukunft für Verbrenner
Audi hat bereits 2015 e-Diesel produziert, hier eingefüllt in einen A8.
Bild: VW
Obwohl auch die Bundesregierung mit ihrer "Nationalen Wasserstoffstrategie" den Energieträger fördert, bleibt eine Rolle als Retter des Pkw-Verbrennungsmotors fraglich. Erst recht bei VW und seinen Töchtern. Wasserstoff und andere synthetische Kraftstoffe seien "mindestens innerhalb der nächsten zehn Jahre keine Alternative als Pkw-Motor", sagte VW-Chef Herbert Diess laut "Handelsblatt" erst kürzlich vor 120 Führungskräften, als er auch VWs Abschied vom Erdgasantrieb verkündete. Auch Volkswagen-Tochter Audi, die seit 2013 im niedersächsischen Werlte e-Gas (Methan) entwickelt und produziert, will laut einem Bericht der "Zeit" ihre Aktivitäten in Sachen alternativer Kraftstoffe mindestens stark einschränken. Alles zugunsten der Elektromobilität.