Vergleich Fiesta/Mini/Fiat 500
Das neue Schmuckstück?

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Ein Kleinwagen widersetzt sich dem Retro-Trend: Der nächste Fiesta ist ein moderner Typ mit Ecken und Kanten. Aber kann sein Design mit den Kultkisten Fiat 500 und Mini mithalten?
Bei Knick Nummer zehn habe ich aufgegeben. Die vielen Ecken, Kanten und Spalten am neuen Fiesta wollte ich zählen, aber das stellt sich schnell als hoffnungsloses Unterfangen heraus. Die Seite zum Beispiel hat zwei große, parallel verlaufende Knicke. Die Motorhaube: zwei Stück links und rechts. Vorn der Raum zwischen Scheinwerfern und Nebellampen: eine leichte Linie. Selbst die Kotflügel sind nicht rund, sondern kantig. Jede Wette: Wenn die Ford-Designer gekonnt hätten, dann hätten sie auch die Räder eckig gemacht. Das alles wirkt ziemlich knickerig – und wahnsinnig mutig. Ausgerechnet ein Massenmodell so modern zu gestalten, das hätte sich nicht jeder getraut. Immerhin haben die Kölner im vergangenen Jahr in Deutschland 50.807 Exemplare des Polo- und Corsa-Konkurrenten verkauft – besser lief aus dem Ford-Programm nur der Focus mit 57.546 Einheiten. Dennoch sagt Exterieur-Chefdesigner Stefan Lamm im Interview: "Wir wollten einen Neuanfang machen und jüngere Kunden gewinnen."
Aus dem braven Hausfrauenauto soll ein Imageträger werden

Der Ford Fiesta widersteht der Versuchung zum Retrodesign

Beim Innenraum setzt sich das alles fort. Während seine Fotostudio-Konkurrenten durch Kippschalter (Mini) oder einen in Wagenfarbe lackierten Armaturenträger (Fiat) nostalgische Gefühle vermitteln, ist der Fiesta auch hier konsequent modern. Mir persönlich ist aber beispielsweise die Tachoeinheit, die an einen Motorradhelm mit Visier erinnert, ein bisschen zu krawallig. Und dass die "Human Machine Interface", die Bedienleiste oben auf der Mittelkonsole, von einem Mobiltelefon inspiriert sein soll, das kommentiert unser Fotochef mit der erstaunten Nachfrage: "Was für merkwürdige Handys haben denn die bei Ford?" Neu sind die elektrohydraulische Servolenkung und der Knieairbag für den Fahrer. Optional sind unter anderem ein schlüsselloses Zugangssystem, ein USB-Anschluss und eine Bluetooth-Schnittstelle zu haben.
Beim Preisniveau ist nur ein sehr moderater Anstieg zu erwarten

Das Fazit von AUTO BILD-Redakteur Alex Cohrs
Mein Herz schlägt für den Fiat 500, meine Vernunft rät zum neuen Fiesta. Er weckt bei mir zwar nicht solche Emotionen wie der kleine Fiat (und mit Abstrichen auch der Mini), dafür bekommt man für relativ wenig Geld relativ viel Auto. Nebenbei: Den Retro-Weg hätte Ford sowieso nicht einschlagen können – dafür fehlt dem Ur-Fiesta schlicht das Image.
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