Wer hat sich das bloß wieder ausgedacht? C-Klasse Sportcoupé hieß das Auto bisher. Das war klar und deutlich. Jetzt tauften es irgendwelche Mercedes-Strategen auf den Namen CLC. Toll, klingt nach der Cabrio-Version des CL oder auch nach CLK, ist aber das Gleiche wie bisher – eine Art Coupé der C-Klasse. Von der Front im Stil der neuen Generation dürfen wir uns dabei nicht täuschen lassen. Der CLC tut nur so modern, technisch aber basiert er auf der alten C-Klasse, also der von 2000 bis 2007 gebauten. Etikettenschwindel? Nun, schauen wir erst mal auf den Preis. Denn mit 31.803 Euro kostet ein CLC 220 CDI im Basistrimm satte 3451 Euro weniger als die 220-CDI-Limousine – und ist damit der billigste "echte" Mercedes. Wie viel der Einsteiger für Aufsteiger wirklich wert ist, musste er gleich mal gegen das 1er-Coupé von BMW beweisen.

Der Mercedes CLC trägt das dynamische Gesicht der neuen C-Klasse

In diesen Zweikampf fährt der CLC mit Sport-Paket, 18-Zöllern, Sportfahrwerk und überaus präziser Direktlenkung. Das Paket gibt es für 2195 Euro extra, macht zusammen 33.998 Euro. Anders als Mercedes berechnet BMW für den Zweitürer einen Aufschlag gegenüber der Limousine. Der 120d-Fünftürer steht mit 27.700 Euro in der Liste, das Coupé mit 28.750 Euro. Im Test trug der 120d noch 17-Zöller für 500 Euro extra. Das Design des kecken Kurzen aus Bayern mag nicht jeder. Ich schon. Besonders das Stummel-Heck. Das ist stimmig, sieht nicht wie nachträglich rangeklebt aus. Mit dem CLC hingegen habe ich so meine Probleme. Dem haben sie zwar vorn den dynamischen Auftritt der neuen C-Klasse verpasst, aber hinten den Sehschlitz in der Heckklappe wegoperiert. Auch deshalb ist die Karosserie wesentlich unübersichtlicher als beim BMW, der Blick direkt nach hinten extrem eingeschränkt. Was noch an dem ausschließlich in Brasilien produzierten CLC auffällt sind diese ungewöhnlich großen Spaltmaße an der Heckklappe und die unterschiedlichen Farbnuancen der vielen Kunststoffteile an der Karosserie.

Der Zweiliter-Diesel des BMW ist die bessere und sparsamere Maschine

BMW 120d Coupé
Willkommen in der C-Klasse – heißt es dann zumindest im Cockpit. Dem Vorgänger des aktuellen Modells, wohlgemerkt. Das muss nicht schlecht sein. Zwar fehlt der letzte Schick, aber es ist gemütlich hier, nicht ohne Charme, und die Verarbeitung ist ordentlich. Vorn ist der Mercedes einen Hauch luftiger gebaut als der BMW, im Fond dafür etwas enger. Fahrer und Beifahrer finden in beiden Autos jedoch ein völlig ausreichendes Platzangebot, auch wenn es hinten Erwachsene jeweils nur auf kurzen Strecken aushalten. Beim Kofferraum liegt der 1er mit 370 Litern vorn, der CLC hat Platz für 310 Liter – aber den Vorteil der großen Heckklappe für sich. Im BMW lässt sich das Gepäck nur durch die kleine Luke zwängen. Beide Autos besitzen serienmäßig eine geteilt umlegbare Rücklehne – was für kleine Coupés praktisch und nicht selbstverständlich ist.
Unser Test-Mercedes hat den 2,2-Liter-CDI an Bord und tritt mit 150 PS an, in der Limousine sind es ja inzwischen 170 PS. Die hätte der CLC dringend gebraucht. Denn so fährt er dem 177-PS-BMW deutlich hinterher. Zudem läuft der CDI rauer und lauter als der Diesel im BMW. Er dreht längst nicht so locker, und so entsteht im direkten Vergleich der Eindruck eines etwas zähen und leicht brummigen Motors. Der Zweiliter im BMW kann alles besser. Er hat mehr Leistung, das höhere Drehmoment und entpuppt sich als putzmunterer Ölbrenner. Durchzugsstark, drehfreudig, leise. Und erfreulich sparsam. Wir können Ihnen jetzt noch einen Verbrauch von 5,7 Liter Diesel vermelden – nicht schlecht. Auch noch gute 6,3 Liter haben wir beim Mercedes gemessen. Doch der 120d profitiert ganz offensichtlich von der schlauen BMW-Spartechnik – mit Start-Stopp-Automatik, verschließbaren Lamellen im Kühlergrill, abschaltbaren Nebenaggregaten, Schaltpunktanzeige und so weiter.
Abgestimmt ist das 1er Coupé BMW-typisch: betont agil. Direkte Lenkung, präzise Schaltung – Liebhaber des sportlichen Fahrstils werden das mögen. Und die wie immer etwas (zu) knochige Federung dafür gern in Kauf nehmen. An die Leichtfüßigkeit des BMW kommt der Mercedes nicht heran, trotz Sportfahrwerks und Direktlenkung. Im Vergleich fährt er sich nicht unhandlich, aber eben doch eine Spur behäbiger, etwas träger. Der BMW zeigt damit ein erstaunliches Spaßpotenzial. Nicht gerade umwerfend günstig, aber doch zu einem akzeptablen Preis – wie der Vergleich mit dem Mercedes zeigt. Und für den CLC gilt: Ein neuer Name macht noch kein neues Auto. Es darf schon etwas mehr dahinterstecken.

Das Fazit von AUTO BILD-Redakteur Dirk Branke

Das 1er Coupé mit dem neuen Zweiliter-Diesel entscheidet diesen Vergleich glasklar für sich. Der BMW ist nicht nur, wie ich finde, ausgesprochen sehenswert. Sondern ein schnelles, agiles, nicht unpraktisches und insgesamt sehr lässiges Auto. Sparsam noch dazu. Der CLC sieht dagegen eher alt aus. Mag das noch eine Stilfrage sein – im Vergleich fährt ihm der BMW um die Ohren. Und dabei ist der CLC noch teurer als der Bayer, auch ohne Sportpaket. Neuer Name, alte Technik – ob die Kunden das Mercedes abkaufen?