Vergleich VW Tiguan gegen VW Golf
Der bessere Golf?

—
Die Sparversion des VW Tiguan verzichtet auf den Allradantrieb. Was trennt ihn dann eigentlich noch vom Golf? AUTO BILD ist dieser Frage nachgegangen und hat das SUV und den Kompakten als 2.0 TDI miteinander verglichen.
Der Golf ist der Golf. Ein Auftritt wie Jeans mit Jackett, lässig und selbstverständlich. Ob Theater, Alltag oder Geschäft – der Kompakte passt einfach immer. Doch langsam bekommt der VW im Straßenbild Konkurrenz – ausgerechnet vom Geländegänger Tiguan, der auf dem besten Weg ist, der Golf der SUV-Szene zu werden. Der Tiguan ist angesagt, schlicht trendy. Und als reiner Fronttriebler rückt er dem Golf in Preis und Technik jetzt noch näher auf die Pelle. Wer Tiguan fahren will, muss für den Trend&Fun 2.0 TDI trotzdem mindestens 3000 Euro mehr (übrig) haben als für den Golf VI 2.0 TDI Fünftürer. Genau betrachtet, wächst die Differenz noch um einiges mehr. Denn der Golf rollt zum Preis von 26.100 Euro bereits als Highline vor – mit entsprechend üppiger Grundausstattung inklusive Klimaautomatik, Sitzheizung und Einparkhilfe. Dazu gibt es ab Werk sieben Airbags.
Der Tiguan gibt in diesem Vergleich den geräumigen Lademeister

In Sachen Dynamik liegt der Golf eindeutig vor dem Tiguan
Ohnehin fühlen sich Fahrer und Beifahrer auf den tadellosen Sportsitzen des Golf Highline besser aufgehoben, der Verstellbereich der vorderen Sitze ist sogar größer als beim Tiguan. Der wichtigste, gefühlte Unterschied: Im SUV sitzt man höher, hat die bessere Übersicht. Also: Was ist dran, am "Hochsitz"? Tatsächlich thront der Fahrer lediglich 13 Zentimeter – etwa eine Kugelschreiberlänge – über dem Golf-Piloten. Leider bringt es das nicht wirklich. Auch wenn so ein besserer Überblick im schwimmenden Verkehr hilft, beim Rangieren nützt das Plus an Höhe nicht. Im Gegenteil, der kompakte Golf lässt sich beim Einparken leichter überblicken, die Rundumsicht fällt subjektiv genauso gut aus. Übers Heck peilt es sich über die tiefer angesetzte Scheibe des Golf sogar etwas besser. Oha – der Kleinere schließt also auf. Und überholt sogar, sobald die beiden losfahren. Denn trotz gleicher Fahrwerkanlagen und identischer Motorisierung fällt der Tiguan in der Fahrdynamik deutlich zurück. Nicht in Zahlen, weil er hier ernsthafte Schwächen offenlegt.
Eher, weil ein Golf nahezu perfekt fährt, fast genauso komfortabel federt. Die im Vergleich zum SUV rund 200 Kilogramm weniger Speck auf den Rippen setzt der Golf zudem in bessere Fahrleistungen, agileres Handling und angenehmeres Fahrverhalten um. Auch störende Karosserieneigung verkneift er sich. Gleichfalls überträgt er die Kraft souveräner. Wo der Tiguan mit seinen Vorderrädern scharrt, liefert der Golf optimale Traktion. Noch wichtiger: Bei 5,8 Liter Verbrauch kommt der Fünftürer mit fast einem Liter Sprit pro 100 Kilometer weniger aus als der schwere Geländewagen. Auch die Kraftentfaltung des starken TDI wirkt im Golf viel geschmeidiger als beim kürzer übersetzten, in den unteren Gängen hektischer hoch drehenden Motor des Tiguan. Aus Vernunftgründen bleibt so nur ein Bekenntnis zum Golf. Der beim Kauf spart, mit jedem gefahrenen Kilometer nachlegt, alles kann. Aber: Auto ist bei uns auch Anzug. Wer es schicker als mit Jeans und Jackett mag, zieht lieber den (teuren) Tiguan über.
Das Fazit von AUTO BILD-Redakteur Jan Horn
Kompaktes gegen SUV – vergleichen wir hier nicht Äpfel mit Birnen? Nein, zumal Tiguan und Golf auf dem gleichen VW-Baum wachsen. So oder so – wir haben beide Autos nach dem Punkteschlüssel für SUV bewertet. Hätten Kompakte als Messlatte gedient, hätte der Golf noch deutlicher gewonnen. Er ist günstiger, sparsamer, wendiger und schneller als der Tiguan. Selbst das Platzangebot fällt kaum knapper aus als im großen SUV-Bruder. Am Ende lässt der Alleskönner den Tiguan stehen. Geld und Alltagsqualität zählen mehr als Image und Prestige.
Weitere Details zu Golf und Tiguan finden sie in der Bildergalerie. Den kompletten Artikel mit allen Tabellen gibt es als Download im Heftarchiv.
Service-Links