Ihre Basisversionen gelten als Brot-und-Butter-Autos, die für den Einkauf im Supermarkt genauso taugen wie für die Urlaubsfahrt oder den Transport der Kinder zur Schule. Der sportliche Fahrspaß bleibt bei den zahmeren Motorversionen aber mehr oder weniger auf der Strecke. Die Topmodelle der jeweiligen Baureihen bieten in reichlichem Maße das, wovon der dynamische Familienvater träumt: sportwagenähnliche Fahrleistungen zu noch überschaubaren Preisen. Jüngster Mitbewerber ist hier die Familienversion des Audi S3, genannt Sportback und 265 PS stark. Fondtüren und die gegenüber dem Dreitürer um sieben Zentimeter längere Karosse erfreuen die Mitfahrer auf der Rückbank. Deutlich schwächer, ebenfalls geliftet: der Ford Focus ST mit 226 PS. Zwei Altbekannte komplettieren dieses Quartett: der Mazda3 MPS mit 260 PS und der 240 PS leistende Seat Leon Cupra.

Den Allrad-Vorteil erkämpft sich der Audi S3 mit reichlich Mehrgewicht

Audi S3 Sportback
Allrad macht ihn schwer: Der S3 bringt mehr Gewicht auf die Waage als seine Konkurrenz.
Allen vier gemein sind die per Turbo aufgeladenen Motoren, wobei es sich bis auf den Ford um Vierzylinder handelt. Unter der Haube des Kölners sorgt ein Volvo-Fünfzylinder für standesgemäßen Vortrieb. Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal in diesem Vergleich ist der Allradantrieb des Audi S3, der Rest setzt auf Frontantrieb. Den Vorteil vier angetriebener Räder erkauft sich der Ingolstädter jedoch mit einem Mehrgewicht von 107 (zum Focus) bis 127 Kilogramm (zum Spanier). Auf den schnellen Runden am Sachsenring kämpfte er trotz Allrad und sportlicher Fahrwerksabstimmung (Audi magnetic ride, 1050 Euro) mit starker Untersteuerneigung. Auch das nicht komplett abschaltbare ESP regelt zu früh rein. So zahlt der Audi S3 den Preis mit der im Vergleich lediglich drittbesten Rundenzeit (1:48,05 min). Wett macht der Sportback dies beim subjektiven Fahrgefühl. Die direkte Schaltung mit kurzen Wegen und die ebenfalls direkte Lenkung gefallen sehr. Auch die hervorragende Qualitätsanmutung im Familiensportler beeindruckt, sonst gibt es innen wenig Neues. Sitzkomfort und Seitenhalt der im Testwagen montierten Sitzschalen vorn (Aufpreis satte 3385 Euro) sind vom Besten. Einzig die Sitzposition erscheint in ihnen recht hoch.

Der Mazda3 MPS fährt der Konkurrenz auf der Rennstrecke davon

Mazda3 MPS
Auf dem Rundkurs nicht zu schlagen: Der Mazda3 MPS erzielt die Bestzeit.
Die zu hohe Sitzposition stört auch im Focus ST. Dennoch sitzt man in den serienmäßigen, viel Seitenhalt bietenden Recaros ausgezeichnet. Erste Überraschung im Kölner: Was er beim Kinetic-Design außen verspricht, hält er im Innenraum, unter anderem mit Carbonlook-Dekor. Das Sahnehäubchen sind die Zusatzinstrumente auf dem Armaturenträger, die über Öltemperatur, Lade- und Öldruck informieren. Etwas übertrieben erscheint der bis 280 km/h reichende Tacho. Zweite Überraschung: Auf dem Rundkurs lässt der Focus ST den S3 mit 1:47,98 min knapp hinter sich. Als Wolf im Schafspelz zeigt sich hier der Mazda3 MPS. Noch mal eine gute halbe Sekunde (1:47,25 min) nimmt er dem herrlich bollernden Fünfzylinder-Ford ab. Zu verdanken hat der Japaner dies seinem serienmäßigen Sperrdifferenzial, das die 260 PS bei begrenztem Schlupf und aktiver Drehmomentregelung ganz gut auf den Rennstreckenasphalt zu bringen weiß. Dabei reißt der Turbomotor bei voller Kraftentfaltung abrupt und heftig an der Vorderachse, unterstützt von einer gewöhnungsbedürftigen und sehr direkten Gas-Kupplungsspiel-Abstimmung. Seine 380 Nm Drehmoment – Bestwert im Vergleich – packen bei 3000 Touren fest zu und sichern dem Mazda 3 MPS die beste Rundenzeit dieses sportlichen Quartetts.
Dazu ein guter Auspuffsound – Fehlanzeige! Das Endrohr mit dem Durchmesser eines Tennisballs lässt hier wahrlich mehr erwarten. Ansonsten gibt sich der bärenstarke Japaner optisch unauffällig. Nur ein geschultes Auge identifiziert den stärksten Mazda3 an Modifikationen von Front- und Heckstoßfänger, den zurückhaltend modellierten Seitenschwellern und den serienmäßigen 18-Zoll-Rädern. Die auf den ersten Blick gut ausgeformten Sitze des ausschließlich fünftürig lieferbaren Mazda bieten leider nicht so viel Seitenhalt wie das Gestühl der Konkurrenz, sind aber sehr bequem. Vierter im Bunde ist der ebenfalls nur als Fünftürer lieferbare Seat Leon Cupra. Rot lackierte Bremssättel hinter 18 Zoll großen Rädern verheißen schon im Stand sportliche Ambitionen. Gegen die jüngere Konkurrenz tut sich der Spanier jedoch meist schwer. Ausgerüstet mit einem 240 PS leistenden Turbo-Vierzylinder aus dem VW-Konzernregal, schafft er "nur" eine Zeit von 1:49,36 min auf dem Sachsenring – ein Rückstand auf den Audi S3 von 1,5 Sekunden, zum Besten, dem Mazda, sind's gar über zwei Sekunden. Eine Menge Holz für den seit gut drei Jahren produzierten Leon.

Mangelnde Traktion macht eine bessere Zeit für den Leon zunichte

Seat Leon Cupra
Da wäre mehr drin: Mangelnde Traktion verhindert beim Seat Leon bessere Fahrleistungen.
Verantwortlich für den Rückstand zeichnen die vergleichsweise langen Schaltwege des ansonsten gut bedienbaren Sechsganggetriebes, die oftmals mangelnde Traktion der Antriebsräder sowie die zu großen Lenkwinkel. Zudem geriet der Lenkradkranz recht klobig und liegt mit seiner hinteren Kante nicht sehr gut in der Hand. Deutlich praxisnäher: der mittig platzierte Drehzahlmesser. Auf den gut ausgeformten Sitzen Platz genommen, liegt er direkt im Sichtfeld des Fahrers. Alles andere als schön präsentiert sich dagegen die billig wirkende Plastiklandschaft bis zur Frontscheibe. Das können die Konkurrenten von Audi und Ford besser. Gleich hinter den Deutschen präsentiert der Mazda seinen sauber verarbeiteten Innenraum, allerdings stört hier die mit zahlreichen Schaltern überfrachtete und damit unübersichtliche Mittelkonsole.
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