Der Volvo Iron Knight ist ein erbarmungsloser Brutalo, der sogar Weltrekorde hält. Den stehenden Kilometer zum Beispiel  – also einen Sprint aus dem Stand heraus über 1000 Meter: Nur 21,29 Sekunden dauert der. Allerdings: Die Rekord-Disziplin musste Volvos Ritter auf einer schnurgeraden Piste ausfechten. Ob der XL-Dragster dagegen auch Kurven kann? AUTO BILD hat es auf einer Rennstrecke ausprobiert.
Alle News und Infos zu Volvo

Der Fahrersitz ist in fast 1,50 Meter Höhe

Play

Video: Volvo Truck (2016)

The Iron Knight

Rennanzug überstreifen und hinein in den Sattelschlepper auf Ecstasy. Besser gesagt: hinauf. Auf fast 1,50 Meter Sitzhöhe muss der Fahrer kraxeln, sich am Rohrgeflecht der Sicherheitszelle vorbei schlängeln, um dann in eine enge Sitzschale zu flutschen. Innen geht es nach bester Rennwagen-Methode zu: Alcantara-Lenkrad, reichlich Kippschalter für Zusatzkühlmittelpumpen, gleich eine ganze Armee an Druck- und Temperaturanzeigen, Fünfpunktgurt und Feuerlöscher. Per Schlüssel startet der Motor. Er thront hinter der Fahrerkabine und malocht im Prinzip auch in ganz normalen Lkw von Volvo.

Der Truck ist schneller als ein Porsche Turbo S bei 200 km/h

Im Iron Knight ist aber gar nichts ganz normal. Gleich vier Turbolader pressen das Beste aus dem 13-Liter-Sechszylinder. Heißt in Zahlen: 2400 PS, 6000(!) Newtonmeter Drehmoment, theoretisch knapp 300 km/h Spitze. Irre 286 Sachen ist der Diesel-Ritter tatsächlich schon gerannt – dann war die Gerade der Teststrecke zu Ende. Nach 4,5 Sekunden hakt der Truck Tempo 100 ab, bis 200 km/h vergehen 9,6 Sekunden – selbst ein Porsche Turbo S benötigt drei Zehntel mehr.

Bildergalerie

Mack Anthem
Mack Anthem
Mack Anthem
Kamera
Supertrucks aus aller Welt

Die Räder drehen sogar im siebten Gang durch

Nicht fahren, sondern kämpfen!
Theoretisch könnte man bis über Tempo 200 hinaus schwarze Striche auf den Asphalt brennen.
Die brutale Aufladung führt zu einem ungewöhnlichen – und beängstigend unberechenbaren – Fahrcharakter. Die Kraft fällt enorm verzögert, dafür umso gewaltiger über das Doppelkupplungsgetriebe (ist übrigens ein Serienteil) her. Selbst bei Tempo 130 und im siebten Gang von insgesamt zwölf Fahrstufen drehen sofort die Hinterräder durch. Wer draufhält und alle vier Abgaslader mit vollem Druck pusten lässt, der könnte bis über Tempo 200 hinaus schwarze Striche auf den Asphalt brennen. Damit überhaupt passender Kraftschluss zwischen Monster-Motor und Automatikgetriebe möglich ist, verbindet ein Kupplungspaket aus Keramikscheiben die Aggregate. Per Tastendruck lässt sich dessen Einrückgeschwindigkeit variieren. 
Alle News und Infos zu Nutzfahrzeugen

Spontane Lenkung, aber eine schwammige Bremse

Erstaunlich: Die Lenkung reagiert sehr spontan, der Koloss wankt im Richtungswechsel kaum und hält sich auch in engeren Kurven tapfer auf der Innenseite. Die Bremse arbeitet mit zischelnder Luftdruck-Unterstützung, entsprechend schwammig fühlt sich das unter dem rechten Fuß an. Feinfühlig an die Blockiergrenze heran tasten? Eher mit dem Vorschlaghammer die Ankerkette lösen – ruckzuck stehen die Räder, und der Iron Knight will sich lieber um die eigene Achse drehen als langsamer werden.

Bildergalerie

Neue Volvo/Polestar (2018, 2019, 2020 und 2021)
Neue Volvo/Polestar (2018, 2019, 2020 und 2021)
Neue Volvo/Polestar (2018, 2019, 2020 und 2021)
Kamera
Neue Volvo/Polestar (2019, 2020 und 2021)

Die Fahrt im Volvo Truck gleicht einem Kampf

Nicht fahren, sondern kämpfen!
Das fauchende Ungeheuer lässt sich kaum auf der Piste halten, ständig droht das Heck auszubrechen.
Überhaupt gleicht die Fahrt eher einem Kampf gegen das Material. Das fauchende Ungeheuer lässt sich kaum auf der Piste halten, ständig droht das Heck auszubrechen. Um Zehntelsekunden auf der Stoppuhr dreht sich hier gar nichts, allenfalls um Zehntelmillimeter Gaspedalweg. Drei Runden und knapp fünf Minuten später steht der Ritter schnaufend und dampfend in der Boxengasse – sofort peilen Rennmechaniker mit ihren Fernthermometern auf die Scheibenbremsen. Alles ok – aber mehrere Runden lang verträgt die Bremse das harte Verzögern von 4,5 Tonnen Schwermetall nicht. Das weiß auch das Team rund um Rekordfahrer Boije Ovenbrink. Gerade konstruieren Ovenbrink und seine Männer eine Wasserkühlung für die Bremsanlage, wollen sie demnächst in den eisernen Ritter verpflanzen. Womit klar wäre: Altmodisch ist hier nichts.