Audi Grandsphere Concept (2021): Elektroauto, A8, Studie, IAA, München, Level 4
Der Audi Grandsphere Concept soll autonomes Fahren möglich machen
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Mit dem Grandsphere Concept gibt Audi einen Ausblick auf einen möglichen A8-Nachfolger. Die Studie ist ein Technik-Feuerwerk und soll bereits zu 80 Prozent der Serie entsprechen!
Bild: Audi
Mercedes hat den EQS, BMW ab 2022 den i7. Und Audi? Steht aktuell noch ohne Luxuslimousine der nächsten Generation da. Doch auch die Ingolstädter tüfteln dran. Auf der IAA in München (7. bis 12. September 2021) zeigt Audi jetzt mit dem Grandsphere Concept, was man in Sachen automobiler Zukunft von den vier Ringen erwarten darf. Der Grandsphere ist die zweite von drei angekündigten Sphere-Studien und gibt einen Ausblick auf einen vollelektrischen A8-Nachfolger. Auch wenn der erst für 2025 angedacht ist, soll die Studie bereits zu 80 Prozent der Serienversion entsprechen. (Diese Elektro-Autos kommen bis 2026!)
Das ist der Audi Grandsphere Concept
● Möglicher Nachfolger des Audi A8
● Zweite von drei Sphere-Studien
● Weiterentwicklung des Artemis Concept
● Autonomes Fahren Level 4
● Bedienung via Eyetracking
● Marktstart: 2025
● Zweite von drei Sphere-Studien
● Weiterentwicklung des Artemis Concept
● Autonomes Fahren Level 4
● Bedienung via Eyetracking
● Marktstart: 2025
Mit 5,3 Meter Länge verspricht die Studie ganz klar Luxusklasse. Auffälliger als die schiere Größe sind allerdings die Proportionen: Das Greenhouse scheint deutlich niedriger, als es tatsächlich ist – ein Effekt, der das Auto optisch in die Länge zieht. Der Trick ist eine gebogene Alu-Zierleiste, die den Blick lenkt und dem Verstand ein flacheres Auto vorgaukelt. Typisch Audi, wartet der Grandsphere mit einer speziellen Leuchtengrafik auf. Das digitale Tagfahrlicht ist in vier vertikale Streifen unterteilt, womit die Scheinwerfer wie Augen samt Iris und Pupille aussehen. Die Streifen sollen darüber hinaus auch die Ringe des Audi-Logos symbolisieren, was mittelfristig zu einem Erkennungsmerkmal der Marke werden soll. Unter der vergleichsweise kurzen Fronthaube steckt die Klimatechnik für den Innenraum, was im Cockpit mehr Platz schafft.

Die Felgen erinnern laut Audi-Chefdesigner Marc Lichte an die Avus-Studie aus den 1990ern.
Bild: AUDI AG
Eine Mischung aus Sportback und Limousine
Die Schokoladenseite des Grandsphere ist zweifellos das Heck. Die Dachlinie fließt weit nach hinten und fällt dann abrupt ab. Der Kofferraumdeckel ist sozusagen die Verlängerung der oben beschriebenen Aluminium-Zierleiste. Damit ist die Studie eine Mischung aus Sportback und Limousine. Ob das so in der Serie kommt? Wir erinnern uns an die 80 Prozent und sagen: könnte durchaus sein! Schließlich entsprach schon die Studie des e-tron GT nahezu eins zu eins der Serie.
Auf dem Weg zur Serie dürften dafür die gegenläufig öffnenden Türen samt fehlender B-Säule verloren gehen. Die Konstruktion erleichtert in der Studie den Einstieg in den Innenraum. Und damit sind wir beim wichtigsten Teil des Fahrzeugs: Der Grandsphere wurde nicht wie üblich von außen nach innen entwickelt, sondern genau umgekehrt. Im Mittelpunkt stand ein großzügiger Raum für die Passagiere, drumherum wurde dann die Karosserie geschneidert. Laut Audi soll das Cockpit des Grandsphere neben Wohnung und Büro eine Art dritten Lebensraum für den Menschen darstellen.

Der Anblick täuscht: Die besten Plätze sind vorne, im Grunde ist das Grandsphere Concept ein 2+2-Sitzer.
Bild: AUDI AG
Möglich machen die neue Raumaufteilung und -ausnutzung zwei Dinge: Elektroantrieb und autonomes Fahren. Der E-Antrieb erlaubt mehr Platz, da Elektromotoren und Batterie viel weniger Raum belegen als Verbrenner, Getriebe und Kardanwelle. Dazu soll die Serienversion des Grandsphere später mal autonomes Fahren nach Level 4 beherrschen.

Im autonomen Fahrmodus klappen Lenkrad und Tacho weg – und das Holzpanel dahinter dient als große Projektionsfläche.
Bild: AUDI AG
Wie im Sky Sphere sollen auch hier die meisten Strecken autonom gefahren werden können. Ein Chauffeur wird nicht mehr benötigt, entsprechend sind die besten Plätze nicht mehr hinten, sondern vorne. Hier sitzen zwei Personen auf bequemen Sesseln, die sich in zwei Stufen zu 40 und 60 Grad nach hinten klappen lassen.
Ob die hinteren Plätze auch in der Serie nur eine Art Bank sein werden, darf genauso angezweifelt werden wie die Zimmerpflanze und der Wasserspender im Mitteltunnel. Fest steht aber, dass durch das nach vorne gerückte Armaturenbrett und das wegklappende Lenkrad ungleich großzügigere Platzverhältnisse herrschen als in Mercedes EQS und Tesla Model S.
Anzeigen braucht es nach wie vor. Steuert man das Auto manuell, gibt es hinter dem Lenkrad ein kleines Digitaldisplay. Im autonomen Modus ohne Lenkrad wird im Querformat per Projektion eine riesige Anzeige aufs "Armaturenbrett" geworfen. Die Bedienung erfolgt nicht mehr per Berührung oder Sprache, sondern via Gestik und Eyetracking. Entsprechende Sensoren erkennen, wo der Fahrer hinblickt, und wählen das Symbol an. Per Druck auf die Armlehne in der Tür wird die Auswahl bestätigt, und das System wechselt die Menüs – was im Konzeptfahrzeug bereits gut funktioniert. Soll die Klimaanlage eingestellt werden, reicht ein Blick auf die entsprechenden Regler in der Tür. Per Handgeste erkennt das System den Wunsch nach wärmerer oder kälterer Luft, und wie von Zauberhand dreht sich der Regler selbständig in die richtige Richtung. Diese Regler befinden sich in allen vier Türen und beinhalten unter anderem auch Touchflächen für die Türöffnung.

Die Klima-Regler sind manuell bedienbar, drehen bei entsprechendem Gestenbefehl aber auch von selbst mit.
Bild: AUDI AG
Der Audi Grandsphere erkennt Personen an der Gangart
Laut Audi soll das Bediensystem tatsächlich so ähnlich in die Serie übernommen werden. Allerdings werden die Projektions-Anzeigen durch Bildschirme ersetzt, die aber nahezu unsichtbar im Armaturenbrett untergebracht werden sollen. Was es ebenfalls in die Serie schaffen könnte, ist die Gangerkennung. Nein, nicht fürs Getriebe wie beim Tesla Model S. Der Grandsphere identifiziert Personen an ihrer Gangart und bereitet das Fahrzeug entsprechend vor. Dann werden vorkonfigurierte Einstellungen geladen oder etwa die auf dem Handy gestreamte Musik nahtlos im Auto weitergespielt. Auch das geht klar in Richtung Fokus auf den Menschen. Im Auto zuhause sozusagen.
Technische Daten zum Antrieb des kommenden Serienmodells sind noch rar. Als Basis könnte die PPE-Plattform dienen, auf der auch Porsches Elektro-Macan und der A6 e-tron aufbauen werden. Kraftquelle soll eine 120-kWh-Batterie sein, womit wir – je nach Leistung – auf Reichweiten von rund 800 Kilometern spekulieren würden. In Sachen Aufladen sei man noch am Testen. Was das genau heißt, ist natürlich ebenfalls Spekulationssache; Induktionstechnik scheint aber ausgeschlossen. Vielmehr dürften damit andere Lösungen fürs Bezahlen oder das Laden mit Stecker gemeint sein. (So kommt man an die eigene Wallbox!)

Audi-Chefdesigner Marc Lichte am Grandsphere Concept: "Die Serienversion wird zu 80 Prozent so kommen."
Bild: AUDI AG
Ob der Grandsphere tatsächlich den A8 beerben oder als neues Schwestermodell lanciert wird, ist noch genauso unklar wie der finale Name des Serienmodells. 2025 soll die Baureihe auf den Markt kommen – bis es nähere Infos gibt, muss man sich also noch etwas gedulden.
Fazit
Audi zündet spät, aber furios. Zukunftsträchtige Technik wie autonomes Fahren auf Level 4 und die Bedienung per Eyetracking soll 2025 tatsächlich Realität werden. Ja, es ist noch eine ganze Weile hin, bis Audi dem Mercedes EQS die Stirn bieten wird. Dann aber muss sich Stuttgart auf eine Packung gefasst machen.
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