Audi Q4 e-tron, BMW iX1, Mercedes EQB: Elektro-SUV im Test
Edel-E-SUV: BMW iX1 fordert Audi Q4 e-tron und Mercedes EQB heraus
Drei Elektro-Kompakt-SUV im Test
—
Der neue BMW iX1 tritt zum Vergleich der deutschen Edel-Kompakt-SUV mit Elektroantrieb an. Kann er Audi Q4 e-tron und Mercedes EQB schlagen?
Bild: AUTO BILD
E-Mobilität als Massenbewegung – damit das klappt, bauen deutsche Premiumhersteller ihr Portfolio bei den Elektroautos gezielt nach unten aus. Und natürlich soll der Kunde auch hier mit der Zunge schnalzen. Also gibt's schmucke Kompakt-SUV wie etwa den BMW iX1 xDrive30, den Audi Q4 50 e-tron quattro und den Mercedes EQB 350 4Matic. Unser Vergleichstest klärt die Qualitäten.
Leistungsmäßig sind die drei Elektro-SUV keine Kinder von Traurigkeit. Der BMW fährt mit 313 PS und einem maximalen Drehmoment von 494 Newtonmetern vor. Der Audi bringt 299 Pferde und 460 Newtonmeter an den Start, und der Mercedes legt mit 292 PS los und generiert 520 Newtonmeter. Alle drei verfügen über einen Motor an der Vorder- und einen an der Hinterachse, was die Allradkürzel xDrive, quattro und 4Matic dann auch logisch erscheinen lässt.

Freude am Fahren: Wer es sportlich mag, ist im iX1 am besten aufgehoben – im Sprint besiegt er Q4 e-tron und EQB deutlich.
Bild: Michael Nehrmann / AUTO BILD
BMW ist der Sportler des Trios
Bei derartigen Leistungsdaten drängt sich die Frage nach den Sprintleistungen geradezu auf. Nach AUTO BILD-Messungen hat der iX1 hier mit 5,4 Sekunden auf Tempo 100 die Nase vorn. Gefolgt vom Mercedes mit 5,9 und dem Audi mit 6,2 Sekunden. Wollte man in den Beschleunigungswerten die Attitüde ablesen, dann gefällt sich der BMW iX1 als konsequent auf Sport gebürsteter Elektriker.
Im Mercedes steckt viel Sicherheit
Dazu passend glänzt der BMW nicht nur beim Sprint, sondern zeigt sich auch bei Ausweichmanövern am quirligsten, während der EQB an dieser Stelle weniger die sportliche Seite betont, vielmehr auf absolute Sicherheit setzt. Der Stuttgarter Stromer untersteuert leicht, sein ESP greift sehr früh und sehr rigoros ein. So bleibt der EQB immer stabil, die Elektronik bremst den 2,1-Tonner aber auch beim leisesten Anflug einer Unruhe im Fahrzeug konsequent ein.

Der lässt nichts anbrennen: Mercedes hat den EQB konsequent auf Sicherheit ausgelegt, sein ESP greift sehr früh ein.
Bild: Michael Nehrmann / AUTO BILD
Mehr Spaß, aber nicht weniger Sicherheit bietet der Audi Q4. Er überzeugt mit unglaublichem Grip, wobei sein ESP so sanft und gekonnt regelt, dass der Fahrer immer noch mutmaßen darf, selbst der Könner zu sein. Erstaunlicherweise erscheinen seine 2,2 Tonnen Leergewicht bei Fahrmanövern recht belastend, was ihn am Ende nicht so agil und leichtfüßig wirken lässt wie den BMW.
Der Audi gefällt mit seiner Technik
Und dennoch ist gerade beim Audi fahrtechnisch zu spüren, dass die MEB-Plattform, auf der er steht, bis ins Detail ausgetüftelt wurde. Hinzu kommt, dass die angenehm lineare Lenkung überzeugt.

Gut abgestimmt: Der Audi fährt sich am charmantesten, die MEB-Plattform überzeugt. Seine 2,2 Tonnen merkt man ihm trotzdem an.
Bild: Michael Nehrmann / AUTO BILD
Letztlich kann man sagen, dass der BMW iX1 das mit Abstand am sportlichsten ausgelegte E-SUV ist, der Audi sich am charmantesten fährt und der Benz alles auf die absolute Risikolosigkeit setzt. Hier bleibt die Entscheidung für den Interessierten dann einfach Geschmackssache.
Mercedes verordnet seinem E-Auto eine Endgeschwindigkeit von 160 km/h. Die ist alles andere als sportlich und wird nicht jedem gefallen, der sonst unter dem Stern unterwegs ist. Der Audi und der BMW dürfen 180 km/h schnell laufen.
Fahrzeugdaten
Modell
Audi Q4 50 e-tron quattro
BMW iX1 xDrive30
Mercedes EQB 350 4Matic
Motor Bauart vorn
Leistung vorn
Motor Bauart hinten
Leistung hinten
Drehmoment vorn/hinten/gesamt
Spitzenleistung gesamt/Dauerleistung
Vmax
Getriebe
Antrieb
Bremsen vorn/hinten
Testwagenbereifung
Reifentyp
Radgröße
Ladezeit 10-80 % (DC)
Reichweite*
Verbrauch*
Batteriekapazität nutzbar
Ladeleistung AC/DC
Ladeanschluss
Vorbeifahrgeräusch
Anhängelast gebr./ungebr.
Stützlast
Kofferraumvolumen
Länge/Breite/Höhe
Radstand
Grundpreis (vor Förderung)
Testwagenpreis (wird gewertet)
Auch was das Innenleben betrifft, kann man kein eindeutiges Ranking ablesen. Der BMW überzeugt mit angenehm straffen, auf Seitenhalt und Sportlichkeit abgestimmten Sitzen, die in schnellen Kurven sogar die Schultern stützen. Der Audi steht dem nicht nach, auch hier bieten die Sitze guten Seitenhalt, sind aber etwas weicher. Beim Daimler liegt der Fokus bei den Polstern klar auf Komfort, was dann dem Seitenhalt in der flott durchfahrenen Kehre schadet.
Verbrennerarchitektur des EQB stört im Fond
In der zweiten Reihe geht es bei den drei Kontrahenten ähnlich luftig zu. Lediglich beim EQB ist zu bemerken, dass die Batterie aufgrund der Verbrennerarchitektur den Boden anhebt.

Die Batterie im Boden zwingt die Knie der Fondpassagiere im EQB in einen spitzen Winkel. Dafür hat der Kopf viel Luft nach oben.
Bild: Michael Nehrmann / AUTO BILD
Das wiederum hat einen etwas spitzen Kniewinkel für die Fondpassagiere zur Folge. Dafür gibt es im Benz die größte Kopffreiheit, denn der Daimler baut am höchsten.
Qualität passt im Q4 nicht ganz
Was die Qualität und Verarbeitung angeht, fährt BMW ganz vorn, gefolgt vom Mercedes. Audi lässt hier einiges liegen. Nicht auf den ersten, aber auf den zweiten Blick ist der Q4 e-tron ein Opfer des Rotstifts geworden. Zum einen offenbart sich das, wen man die Motorhaube öffnet, die im Gegensatz zu den hydraulisch unterstützten Hauben der Konkurrenz von Hand mit einem Stützstab fixiert werden muss. Zudem klappert der Audi beim Gang über Kopfsteinpflaster wie das Überraschungsei in der Hand eines Dreijährigen.
Messwerte
Modell
Audi Q4 50 e-tron quattro
BMW iX1 xDrive30
Mercedes EQB 350 4Matic
Beschleunigung
0–50 km/h
0–100 km/h
0–130 km/h
0–160 km/h
Zwischenspurt
60–100 km/h
80–120 km/h
Leergewicht/Zuladung
Gewichtsverteilung v./h.
Wendekreis links/rechts
Sitzhöhe
Bremsweg
aus 100 km/h kalt
aus 100 km/h warm
Innengeräusch
bei 50 km/h
bei 100 km/h
bei 130 km/h
Verbrauch
Sparverbrauch
Testverbrauch
Durchschnitt der 155-km-Testrunde (Abweichung zur WLTP-Angabe)
Sportverbrauch
CO2 (lokal)
Reichweite
Tatsächlich würden alle drei auch als Familienauto durchgehen. Die Kofferräume sind mit 490 bis 520 Liter Stauraum nahezu identisch. Ebenso die mechanische Bedienung der Rückenlehne, um bei allen Modellen eine nahezu plane Ladefläche zu schaffen.
Was die Konnektivität zwischen den mobilen Endgeräten und Fahrzeugen betrifft, verlangt der Mercedes, anders als der BMW, zur Spiegelung von CarPlay oder Android Auto noch ein USB-Kabel. Bei der Sprachsteuerung sind der Schwabe und der Bayer nahezu auf Augenhöhe, wenngleich der iX1 noch etwas virtuoser mit den Ansagen der Passagiere umgehen kann. Im direkten Vergleich fällt der Audi hier etwas ab.
395 Kilometer Reichweite im Audi
Doch wenden wir uns einem wesentlichen Kaufkriterium zu: der Reichweite. Der Audi Q4 e-tron hat mit einem 76,6 kWh fassenden Akku die meiste Energie und soll laut WLTP-Angabe 502 Kilometer am Stück fahren. Nach unseren Messungen reicht es im Realbetrieb für 395 Kilometer.

Reichweitensieger: Mit einer Akkuladung kommt der Audi im Test 395 Kilometer weit. Der BMW schafft 325, der Mercedes 300 Kilometer.
Bild: Michael Nehrmann / AUTO BILD
Für den EQB stehen bei einer 66,5-kWh-Batterie 410 Kilometer im Datenblatt. Am Ende reicht es auf der AUTO BILD-Normrunde aber nur für 300 Kilometer. Und der BMW iX1, gefüttert von einem 64,7-kWh-Akku, soll 430 Kilometer weit stromern, schafft bei uns aber lediglich 325 Kilometer.
An einer DC-Ladestation sind alle drei in knapp 30 Minuten von 10 auf 80 Prozent geladen. Die maximale Ladeleistung liegt beim EQB bei bescheidenen 100 kW, beim BMW sind es 130 und beim Audi 135 kW. An der AC-Station kann allerdings einzig der iX1 mit 22 kW laden. Audi und Benz müssen hier mit 11 kW etwas länger parken.
Mercedes verlangt mindestens 58.197 Euro
Beim Preis könnte der Käufer dann eine klare Entscheidung für den einen oder anderen Stromer treffen. Denn Mercedes will für den EQB mit 58.197 Euro das meiste Geld haben. Gefolgt vom Audi Q4 50 e-tron, der mit 57.900 Euro nur unwesentlich preiswerter ausfällt, und dem iX1, den BMW ab 55.000 Euro zum Kauf anbietet. Nun ist ein fairer Preis nicht das ausschlaggebende Kriterium. Er unterstreicht aber den Sieg des BMW iX1. Und hilft dabei, die Massen elektrisch zu bewegen.
Ein Service von
Rechtliche Anmerkungen
* Weitere Informationen zum offiziellen Kraftstoffverbrauch und zu den offiziellen spezifischen CO2-Emissionen und gegebenenfalls zum Stromverbrauch neuer Pkw können dem "Leitfaden über den offiziellen Kraftstoffverbrauch" entnommen werden, der an allen Verkaufsstellen und bei der "Deutschen Automobil Treuhand GmbH" unentgeltlich erhältlich ist www.dat.de.Fazit
Es ist ein verdienter Sieg für den BMW iX1. Er ist nicht nur das modernste und dynamischste Fahrzeug, er ist auch am preiswertesten. Hinzu kommt mit Blick auf den Audi eine bessere Verarbeitung und im Vergleich mit dem Mercedes deutlich mehr Fahrspaß. Was nicht ausschließt, dass der persönliche Geschmack anders entscheidet.
Service-Links