Luxus ist nicht gleich Luxus! Beispiel gefällig? Ein Bentley Continental GT ist für mich noch mal luxuriöser als, sagen wir mal, ein Mercedes-AMG S 63 oder ein BMW M8 Competition. Was die Materialauswahl und Verarbeitungsqualität angeht, spielen die Briten sowieso schon in einer anderen Liga; und dennoch hat Bentley mit dem Continental GT Mulliner in puncto Luxus und Individualisierung noch mal nachgelegt. In Zukunft will die Traditionsmarke zudem auch im Bereich Coachbuilding Gas geben. Das erste Modell ist der auf zwölf Exemplare limitierte Bacalar!
Hinweis
Bentley-Modelle im AUTO BILD-Gebrauchtwagenmarkt
Individualisierung wird auch im Automotive-Sektor immer wichtiger – ein Trend, den der kürzlich verkündete Ausbau der Porsche Exclusive Manufaktur belegt. Im hochpreisigen Segment sind zudem Kleinserien und Einzelstücke wie der Rolls-Royce Boat Tail oder der Bugatti La Voiture Noire gefragt. Preise spielen bei solchen einzigartigen Projekten eine untergeordnete Rolle. Es zählt die Exklusivität. Das weiß auch Bentley und hat deshalb 2020 die Submarke Bentley Mulliner ausgebaut. Im Fokus stehen die drei Felder Mulliner Classic, Mulliner Coachbuilt und Mulliner Collections. Während in der Classic-Sparte historische Modelle wie der legendäre Blower im Rahmen einer sogenannten "Continuation Series" mit viel Liebe zum Detail nachgebaut werden, ist vor allem der Bereich Coachbuilt interessant. Das erste Projekt ist der auf zwölf Exemplare limitierte Bacalar – ein exklusives Cabrio, das ohne Verdeck ausgeliefert wird. Auch wenn der Bacalar optisch einem Continental GTC ähnelt, wurde kein Karosserieteil von einem anderen Modell übernommen. In klassischer Coachbuilding-Manier werden beinahe alle Teile von Hand speziell für den Bacalar angefertigt – ein enormer Aufwand für eine Kleinserie von nur zwölf Fahrzeugen.
Bentley Mulliner Bacalar       !! Sperrfrist 03. März 2020 08.30 Uhr !!
Der 659 PS starke Bacalar wird nur zwölf Mal gebaut und ist längst ausverkauft.
Bild: Bentley

Auch Einzelstücke sind bei Bentley nicht ausgeschlossen

Auf die Frage, warum genau zwölf Exemplare des Bacalar entstehen, entgegnet Petrolhead Paul Williams, Director of Mulliner im Interview: "Wir hätten auch 20 oder 30 Bacalar verkaufen können, doch Exklusivität ist der Schlüssel." Der Plan ist, über ein Jahr hinweg jeden Monat einen Bacalar auszuliefern, wobei die eigentliche Fertigung des 659 PS starken Roadsters rund sechs Monate in Anspruch nimmt. Besonders interessant ist auch der Fakt, dass fast die Hälfte der zwölf zukünftigen Bacalar-Besitzer Neukunden sind. Das zeigt, dass solche Projekte auch neue Zielgruppen erreichen; und es bestärkt Bentley in dem Vorhaben, den Bereich Mulliner Coachbuilt in Zukunft weiter auszubauen – auch mit Einzelstücken.

Spezielle 22-Zoll-Felgen für den Bentley GT Mulliner

An diesen Features ist der GT Mulliner zu erkennen:

● 22-Zoll-Felgen mit selbstnivellierenden Nabendeckeln
● "Double Diamond Matrix"-Kühlergrill
● silberne Außenspiegelkappen
● auf Wunsch dreifarbiges Interieur
● Mittelkonsole in diamantgefrästem Finish
● Breitling-Uhr mit hellem Zifferblatt
● beleuchtete Mulliner-Einstiegsleisten
● Basispreis GT V8 Mulliner ab 216.800 Euro

Wem die 1,75 Millionen Euro (1,5 Millionen Pfund) plus Steuern für den in Handarbeit gefertigten Bacalar dann doch zu viel sind, für den könnte die Sparte Mulliner Collections die richtige Anlaufstelle sein. Auf dem Salon Privé 2020 vorgestellt, soll der Continental GT Mulliner der "eine Schritt mehr" sein, so Williams. Wie sich ein noch exklusiverer Bentley anfühlt, konnte ich testen. Nach dem Continental GTC V8 in der auffälligen Farbe "Monaco Yellow" aus dem Jahr 2020 (mehr zum GTC V8 im AUTO BILD Podcast) ist der GT V8 Mulliner in "Sequin Blue" auf den ersten Blick eine Nuance dezenter. Der kräftige Blauton (kostet 4660 Euro Aufpreis) war einst ein Kundenwunsch und wurde mittlerweile in die offizielle Farbpalette übernommen. Aber was macht den GT Mulliner aus? Nun, im Vergleich zum "normalen" GT fallen sofort die neuen Zehnspeichen-Felgen auf, die es nur für den Mulliner gibt. Sie sind ausschließlich in 22 Zoll erhältlich, wirken aufgrund des zweifarbigen Finish aber noch größer und stehen dem eleganten Coupé richtig gut. Ganz neu sind die Nabendeckel mit selbstnivellierenden "B"-Logos. Bedeutet, dass der Nabendeckel stets aufrecht steht. Ein Feature, das Rolls-Royce bereits seit vielen Jahren bei all seinen Modellen anbietet. 
Bentley Continental GT V8 Mulliner
Die 22-Zoll-Felgen sind ebenfalls nur für den Mulliner zu haben. Dahinter befindet sich ein zum Kühlergrill passendes Zierelement.
Bild: Jan Götze / AUTO BILD

243.315 Euro kostet der getestete Bentley Continental GT V8 Mulliner

Die Felgen sind aber natürlich nicht alles. Die Front des Mulliner ziert ein neuer Kühlergrill im sogenannten "Double Diamond Matrix"-Stil, ein Muster, das ebenfalls exklusiv für den Mulliner zu haben ist und sich auch in den Zierelementen in den unteren Kotflügeln wiederfindet. Last but not least ist das Mulliner-Model an silbernen Außenspiegelkappen (ähnlich denen der Audi S-Modelle) erkennbar. Auch wenn die optischen Veränderungen überschaubar scheinen, in Summe unterscheiden sie den Mulliner doch deutlich vom herkömmlichen GT. An dieser Stelle einen lieben Gruß an den Überführungsfahrer, der mir den 243.315 Euro teuren Testwagen mit den Worten übergab: "Es gibt aktuell nur diesen einen GT Mulliner und keine Ersatzteile für Felgen, Kühlergrill oder Spiegelkappen – also bitte wie ein rohes Ei behandeln." Ist natürlich Ehrensache, sorgt aber nicht unbedingt für ein beruhigendes Gefühl auf den ersten Metern.
Bentley Continental GT V8 Mulliner
Dreifarbige Innenausstattung: Dominant sind die Farben Beige und Dunkelblau, rote Details setzen Akzente.
Bild: Jan Götze / AUTO BILD

Doch zum Glück ist das Cockpit des GT Mulliner ein Ort, an dem man sich schnell wohlfühlt. Der Testwagen wurde im Colour Split "Amalfi" mit Kontrastfarbe "Imperial Blue" ausgeliefert. Auf Deutsch bedeutet das: ein Dreiklang aus beigem, dunkelbauen und rotem Leder. Klingt abgedreht, sieht in Verbindung mit der Lackierung in "Sequin Blue" aber richtig edel aus. Wem die Kombination nicht gefällt, für den hat Bentley vorgesorgt: Insgesamt stehen acht verschiedene Dreifarb-Konzepte für das Interieur des GT Mulliner zur Verfügung, um den Kunden die Auswahl der beinahe unendlichen Kombinationsmöglichkeiten zu erleichtern.

GT Mulliner wahlweise mit V8 oder W12

Im Basispreis von 216.800 Euro für den 550 PS starken GT V8 Mulliner ist die sonst 12.535 Euro teure "Mulliner Driving Specification" bereits inkludiert. Diese Ausstattung umfasst neben 22-Zoll-Felgen und Sport-Pedalerie auch eine ganz spezielle Steppung, bei der jede Raute aus exakt 712 Stichen besteht. Weitere Besonderheiten des GT sind "Mulliner"-Schriftzüge in den Kopfstützen, eine Mittelkonsole mit diamantgefrästem Finish und eine spezielle Breitling-Uhr mit hellem Ziffernblatt vor dem Gangwahlhebel. Alles Features, die genau wie Felgen, Kühlergrill und Spiegelkappen nicht für den "normalen" GT/GTC bestellbar sind.
Bentley Continental GT V8 Mulliner
Gibt es nur für den Mulliner: Kühlergrill im "Double Diamond Matrix"-Design.
Bild: Jan Götze / AUTO BILD

Technisch entspricht der GT Mulliner dem bekannten Continental GT. Er ist wahlweise als V8 (4,0 Liter mit 550 PS) oder W12 (6,0 Liter mit 635 PS) zu haben. Auch wenn der W12 noch mal ein anderes Prestige hat, ist es fast schon zweitrangig, welcher Motor unter der Haube steckt, denn Leistung ist in beiden Fällen mehr als genug vorhanden. Die Performance ist über jeden Zweifel erhaben. Aber viel interessanter, als mit 300 km/h über die Autobahn zu kacheln, ist das besondere Gefühl, mit einem Bentley unterwegs zu sein. Bleibt die abschließende Frage: Ist der GT Mulliner wirklich noch luxuriöser als ein normaler Continental GT? Ich würde sagen: nein. Und das ist nicht negativ gemeint, im Gegenteil. Ein Bentley gehört sowieso schon zu den edelsten Autos überhaupt, und durch die Mulliner Collections haben Kunden die Möglichkeit, ihren Traumwagen mit exklusiven Teilen wie Felgen, Kühlergrill und dreifarbigem Interieur noch ein Stück weiter zu personalisieren. Luxus ist eben nicht gleich Luxus!