Schon seltsam. BMW darf ja wohl durchaus als sportliche Marke gelten. Doch ausgerechnet mit Sportwagen beweisen die Bayern oft kein glückliches Händchen. Z1 und Z8 blieben faszinierende, aber doch ungeliebte Eintagsfliegen; der puristische Z3 mutierte in der dritten Generation zum übergewichtigen Z4 mit versenkbarem Hardtop; der geplante i8 mit V8/V10-Benzinmotor wurde gerade eben aus heiterem Himmel gestoppt. Ergebnis: Während Audi und Mercedes mit R8 oder SLS Karriere machen, findet die erste Sportwagen-Liga seit dem M1 ohne wirklich nennenswerte BMW-Beteiligung statt. Es wird also Zeit, dass aus München wieder mehr als hochgezüchtete M-Modelle an den Start rollen. Die spannendsten Fragen in diesem Zusammenhang: Was passiert mit dem Z4, und wann kommt endlich der deutlich günstigere Z2? Außerdem: Wo bleibt der Z6, der zwischen SLK und SL sowie zwischen Cayman und 911 für Wirbel sorgen könnte?
BMW Z2
Von einem versenkbaren Hardtop dürfte der Z2 verschont bleiben. Seine kompakten Maße schreiben das Faltdach fast zwingend vor.
Endgültige Antworten gibt es derzeit noch nicht. Allerdings zahlreiche interessante Indizien. Der Z2 wird vom BMW-Vorstand zwar nicht heiß geliebt, aber im Kreis um Norbert Reithofer wächst die Entschlossenheit, dieses Projekt endgültig in die Spur zu bringen. Schließlich darf der Z2 als legitimer Nachfahre des Z3 gelten. Und mit dem hat BMW seinerzeit Roadster-Geschichte geschrieben. Jedenfalls bis die internen Höherpositionierer auf den Plan traten und den von Chris Bangle neu eingekleideten Zweisitzer als Z4 in den siebten Preishimmel hoben. Buchstäblich erschwerend kam in der dritten Generation 2009 das versenkbare Hardtop hinzu. Ein Fehler, der sich beim Z2 sicher nicht wiederholen wird. Das kompakte Maßkonzept des Rasse-Roadsters schreibt das Faltdach nämlich beinah zwingend vor.
Auch bei den Motoren ist – neben ausreichender Leistung – geringer Platzbedarf gefragt. Im Moment sind drei verschiedene Zweiliter-Vierzylinder (16i/20i/ 28i) mit 163 bis 272 PS fest eingeplant. Ein Zweiliter-Diesel steht auf Abruf bereit. Noch gestritten wird allerdings über das Antriebskonzept – Allrad- oder Hinterradantrieb, beides ist möglich. Sollte der Z2 auf der UKL1-Plattform stehen, krabbelt der kleine Roadster auf allen vieren zu uns. Diese Kompakt-Plattform debütiert nämlich Ende 2013 im Mini-Nachfolger, stellt im Prinzip eine allradtaugliche Frontantriebs-Matrix dar. Die 4x4-Technik bietet dabei zwar unbestrittene Traktionsvorteile, passt aber in Verbindung mit dem kleinen Sportwagen nur bedingt zur Marke BMW. Außerdem kostet der Allradantrieb Gewicht und beansprucht zusätzlichen Bauraum. Falls sich die Münchner dennoch für diese Lösung entscheiden, könnte der Wagen schon im Frühjahr 2014 in Serie gehen – zunächst als Roadster, rund neun Monate später auch als Coupé.
Plan B würde eine deutliche Verzögerung bedeuten. Mit Hinterradantrieb wäre der Z2 erst im Frühjahr 2016 startklar. Zum einen ist die entsprechend angepasste Hinterradantriebs-Baugruppe nicht früher verfügbar – sie stammt vom Nachfolger des 1er Coupé/Cabrio, die als einzige 1er beim Hinterradantrieb bleiben und dann als 2er-Reihe firmieren. Zum anderen will man dem Nachfolger des Z4, der für 2015 avisiert ist, nicht die Schau stehlen. Diese Gefahr besteht durchaus, falls BMW sich bei Z2 und Z4 für den Hinterradantrieb entscheidet – das doppelte Flottchen würde sich gegenseitig Konkurrenz machen. Ein mit 5er und 6er verbandelter Z6 hätte als Ersatz für den Z4 dann allerdings genug Luft zum Atmen. Deutlich größer, geräumiger und gern auch mit sechs Zylindern unter der Haube (40i mit zwei Ladern und 380 PS, in der M-Version mit drei Turbos und 450 PS), dürfte der Z6 sogar das in der Münchner Chefetage so beliebte Klapptop behalten.

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Preislich würde dieses Modell in etwa auf halber Höhe zwischen Z2 (ab 33.000 Euro) und dem luxuriösen 6er Cabrio (ab 83.000 Euro) rangieren. Kommt der Z2 mit Allrad, kann der Z4 seinem bisherigen Konzept dagegen treu bleiben. Weitestgehend jedenfalls. Hilfreich dürfte auf jeden Fall aber ein Wechsel zum Softtop sein, womit sich erheblich Gewicht sparen ließe. Wenn dann noch der 220-PS-Dreizylinder für die entkernte M-Version wahr wird, dürfte BMW tatsächlich zurückfinden zu neuer, alter Sportlichkeit.

Fazit

von

Georg Kacher
BMW besinnt sich endlich wieder auf seine sportlichen Tugenden. Der Z2 wird als kompakter, leichter und ausgesprochen dynamischer Roadster auf jeden Fall viele Freunde finden. Wenn BMW auf den überflüssigen Allradantrieb verzichtet, können die Münchner den Z4 noch höher positionieren und damit klar vom kleinen Bruder abgrenzen. Das größte Problem bei der Roadster-Reise besteht im Zeitplan. Ein Z2 mit Hinterradantrieb wäre erst 2016 marktreif – da dürften VW/Audi, Porsche und Mercedes sich vergnügt die Hände reiben.

Von

Georg Kacher