Elaris Beo: Auto-Abo bei Like2Drive
Ausprobiert: Elektro-SUV Elaris Beo im Abo für 499 Euro bei Like2Drive

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Nach Marken wie Aiways und Nio bringt Elaris mit dem Beo das nächste China-SUV mit E-Motor auf deutsche Straßen. Wie üblich zunächst nur im Abo und erst später zum Kauf. AUTO BILD hat das Flatrate-Angebot getestet.
Bild: Sven Krieger/AUTO BILD
Auto-Anschaffung gleicht heute immer mehr dem Abschluss eines Mobilfunk-Vertrages oder einer Streaming-Dienst-Offerte: "Ein Jahr Laufzeit, 10.000 Kilometer inklusive", so lautete das Auto-Abo-Angebot von Like2Drive, das in einer Adventsaktion Anfang Dezember beworben wurde. Und alles für 499 Euro. Das ist günstig.
Extrem günstig sogar, wenn man ähnlich dimensionierte E-SUV von Audi, BMW oder Mercedes heranzieht. Ein EQC etwa kostet bei Daimler ab 1600 Euro im Monat. Und Finn verlangt für einen BMW iX3 mindestens 1059 Euro monatlich. Also rund das Doppelte von dem, was Like2Drive für den Elaris Beo aufruft. Wo ist der Haken?
Angebot sofort vergriffen
Vielleicht bei der geringen Stückzahl? Denn schon kurz nach Angebotsveröffentlichung war der Beo vergriffen. Nachschub scheint vorerst nicht in Sicht. "Verfügbar ab April 2023", heißt es auf der Homepage von Elaris Deutschland. Dann soll der Beo ab 39.220 Euro zum Kauf zur Verfügung stehen und über die Euromaster-Filialen ausgeliefert werden. Denn die Michelin-Tochter ist mit Elaris eine Vertriebspartnerschaft eingegangen.
Das Werks-Abo ist teurer als Like2Drive
Auch ein Zwei-Jahres-Abo gibt es von Elaris direkt, zum Preis von 898,64 Euro pro Monat. Der Like2Drive-Deal war also wirklich gut und AUTO BILD konnte vier Wochen lang ausprobieren, wie sich das billige Abo-Auto im Alltag schlägt. Die Lieferung erfolgt nach volldigitalem Abschluss wie bei Auto-Abos üblich vor die Haustür. Das kostet 249 Euro. Ich entscheide mich aber für Selbstabholung. Die erfolgt bei einem Logistikpartner rund 50 Kilometer südlich von Hamburg. Dieser ist für zwölf Euro per Bus und Bahn erreichbar.
Kratzer und Macken ab Werk
Ähnlich wie bei einem Mietwagen läuft die Übergabe. Nur der Rundgang ums Auto ist etwas ausführlicher. Obwohl nur 82 Kilometer auf dem Tacho stehen und das Auto fabrikfrisch ist, hat der Elaris hier und da ein paar kleine Kratzer und Macken. "Da haben die Leute in der Lackiererei offenbar geschlampt", sagt die nette Dame vom Like2Drive-Partner und deutet auf eine kreisförmige Verfärbung in der Fronthaube. "Ist vermerkt", sagt sie. "Damit sie bei Rückgabe keinen Ärger haben." Sie weiß zu berichten, dass die Elaris-Modelle mit Containern anstatt auf Roro-Schiffen aus China transportiert werden. Das erhöhe die Gefahr von kleinen Beschädigungen.

AUTO BILD-Redakteur Jörg Maltzan hat den Elaris Beo im Abo von Like2Drive getestet.
Bild: Sven Krieger/AUTO BILD
Als Ladekabel liegt leider nur die Not-Strippe für die Haushaltssteckdose bei. Auch das wird aufgeschrieben und eine Mode2-Kabellieferung von Like2Drive per Post im Übergabeprotokoll vermerkt. Nun denn, zwei bis drei Tage sollte ich mit dem gefüllten 72-Kilowattstunden-Akku klarkommen. Denn der soll laut WLTP-Werksangabe für 457 Kilometer Reichweite gut sein. Was für ein Irrtum!
Reichweitenschock auf dem Heimweg
Schon nach der Heimfahrt mit rund 120 km/h über die Autobahn fällt die Reichweite auf unter 300 Kilometer – bei einer gefahrenen Distanz von 50 Kilometern. Und der Verdacht der Reichweiten-Prahlerei soll sich die nächsten Tage bestätigen. Selbst im verhaltenen Stadt-Landstraßen-Mix schafft der Beo bei Temperaturen zwischen 0 und 15 Grad nur um die 250 Kilometer. Meine Pläne, von Hamburg nach Berlin ohne Ladestopp zu fahren, kann ich damit knicken.
Aber dafür kann Like2Drive nichts, sondern nur Elaris. Und mein Beo scheint kein Einzelfall zu sein, wie ich aus der Like2Drive-Zentrale erfahre. Reichweiten-Klagen sind dort schon mehrfach aufgelaufen. Da haben wir ihn also, den Haken Nummer eins: die mangelhafte Reichweite.
Der Beo ist ein Schnarch-Lader
Wer darum weiß, kann sich darauf einstellen. Wirklich praxistauglich ist das SUV damit eigentlich nur auf kürzeren Strecken. Schade, denn das großzügige Innenraumangebot, die üppige Komfortausstattung und der gemütliche Abrollkomfort laden förmlich zu langen Touren ein. 204 PS Leistung, abgeregeltes Höchsttempo von 150 km/h und ein WLTP-Verbrauch von 19,3 kWh klingen auf dem Papier wettbewerbsfähig. Aber in der Praxis schon nach rund 200 Kilometern wieder an die Ladesäule zu müssen, ist da ein echtes Handicap.

Großzügiges Innenraumangebot und üppige Komfortausstattung: Der Elaris Beo wird in China von Skywell produziert.
Bild: Sven Krieger/AUTO BILD
Egal, 100 Kilowatt Ladeleistung verspricht der Hersteller für den Beo an der schnellen Gleichstromsäule. Wenn das stimmt, kommt man schnell weiter. Stimmt aber nicht: Ob Aral Pulse mit 350 Kilowatt-Anschluss oder Shell Recharge mit 175 KW – über 65 KW will die Anzeige für die Ladeleistung nie steigen. Ob mit leerem oder halbvollem Akku, beim Ladetempo sollte der Beo eine ganze Schippe drauflegen. Denn ein zwei Stunden-Stopp zum ausreichenden Nachfüllen eines 20-Prozent-Akkus an einem Highpowercharger sind indiskutabel lang.
Und nicht nur das: An der 22-Kilowatt-AC-Säule reicht auch eine komplette Nacht nicht aus, um den Beo voll aufzuladen. Grund: Der Abo-Testwagen konnte nur einphasig und damit ähnlich langsam laden wie an der Haushaltssteckdose. Ganz klar: Haken Nummer zwei ist die langsame Ladetechnik.
Abenteuerliche Software-Programmierung
Wie bedauerlich, denn auf Nachbarn und Freunde macht der Beo mächtig Eindruck. "Hey, ist das der neue Porsche Cayenne", fragt eine Bekannte als ich mit dem Beo vor ihrem Büro parke. Und ein Kumpel vermutet: "Maserati Levante Facelift oder was?" Also, das Design scheint anzukommen. Und der Rest? Auf den Vordersitzen wie im Fond bietet der Elaris Beo ein tolles Premium-Ambiente. Alle Oberflächen und Bedienelemente wirken hochwertig. Auch die Bedienung der wesentlichen Funktionen wie Licht und Scheibenwischer habe ich schnell drauf.
Aber wehe, es geht um Details wie DAB+-Radio, Ambiente-Beleuchtung oder kabelloses Handyladen – dann wird es nicht nur sehr kompliziert und unlogisch, sondern in den Abo-Wagen scheinen sich Software-Programmierungsfehler eingeschlichen zu haben. So sind in den Untermenüs diverse Funktionsbeschreibungen falschen Piktogrammen zugeordnet. Zum Beispiel wird der vordere Parksensor mit einem Rückspiegel-Symbol gekennzeichnet.
Nichts wirklich Dramatisches, aber auch bei einem Discount-Angebot sollten solche Details stimmen. Das wäre dann der dritte und letzte Haken am Elaris Beo im Abo. Und es gilt auch hier: Es liegt am Auto, nicht am Anbieter. Bei zu vielen Klagen, wird sich dieser überlegen, ob Aufwand und Ärger das Kundenverhältnis zu sehr trüben.
Vor- und Nachteile in der Übersicht
+ Modernes und attraktives Design
+ Gutes Platzangebot
+ Hochwertiges Ambiente und Materialien
+ Umfangreiche Komfortausstattung
+ Angenehmer Abrollkomfort
- Geringe Reichweite
- Langsame Ladetechnik
- Komplizierte und unlogische Bedienung
- Rücksitz-Variabilität nicht optimal
- Neuwagen mit kleinen Schönheitsfehlern
+ Gutes Platzangebot
+ Hochwertiges Ambiente und Materialien
+ Umfangreiche Komfortausstattung
+ Angenehmer Abrollkomfort
- Geringe Reichweite
- Langsame Ladetechnik
- Komplizierte und unlogische Bedienung
- Rücksitz-Variabilität nicht optimal
- Neuwagen mit kleinen Schönheitsfehlern
Fazit
Offensichtlich handelt es sich bei den ersten Beo-Modellen um Beta-Versionen und bei den Abo-Nutzern um Testfahrer in einem Reallabor. Ob die "Early Adopter" die Schwächen hinnehmen, wird sich zeigen. Ein sehr günstiger Preis lässt vielleicht vieles, aber nicht alles verzeihen. Vor allem in Sachen Reichweite und Ladetempo sollte Elaris schnell nachlegen und die Technik optimieren. Oder ehrlichere Angaben machen. Ein Abo scheint besonders für die chinesischen Autoneulinge eine clevere Besitzform zu sein. Mit Wertverlust, Werkstatt-, Wandlungs- oder gar Rückgabe-Problemen haben Abonnenten nämlich nicht viel am Hut.
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