Ford Focus ST, Skoda Octavia RS: Test, Motor, Preis
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So viel Spaß macht Alltag in Ford Focus ST und Skoda Octavia RS
Mit reichlich Power und Fahrspaß werden Ford Focus ST und Skoda Octavia RS endlich auch ein bisschen unvernünftig. Wer gewinnt den Vergleichstest?
Platz 1 mit 541 von 800 Punkten: Skoda Octavia RS. Viel Platz, souverän motorisiert, riesiger Kofferraum, weit gespreiztes Fahrwerk. Für einen Sportler mauer Sound. Preis ab: 38.940 Euro (zum Angebot: Ersparnis bei carwow.de bis zu 9253 Euro).
Platz 2 mit 505 von 800 Punkten: Ford Focus ST. Überraschend konsequent, toller Motor, packende Sitze, feines Handling. In der Gesamtwertung bleibt ihm aber nur die Silbermedaille. Preis ab: 36.100 Euro (zum Angebot: Ersparnis bei carwow.de bis zu 6698 Euro).
Fette Limousinen, fauchende Sportwagen und schwere SUVs passen irgendwie nicht mehr ganz in die Zeit. Ein braver Kompakter tut's doch auch. Zumindest, wenn er Ford Focus ST oder Skoda Octavia RS heißt. Unter politisch korrekten Biedermeierkitteln schlummern hier nämlich wütende Bestien, die nur darauf warten, losgelassen zu werden.
Beim Alltagsnutzen kann der Skoda richtig punkten
Für alle Fälle: Der Octavia RS geht ordentlich, kann es aber auch mit allen Alltagsaufgaben gut aufnehmen.
In der vierten Generation setzt der Skoda auf einen aufgeladenen Zweiliter-Vierzylinder mit 245 PS. Ford dreht die Schraube noch etwas weiter, serviert 280 PS aus 2,3 Litern. Heutzutage fast ein Hubraummonster. Dabei wirkt gerade der Focus mit seinem klassischen Kompaktschnitt eher zierlich, während der Skoda mit ausladendem Fließheck längst in die Regionen der Mittelklasse strebt. Kein Wunder, dass der Octavia dann auch im Innenraum eine Klasse größer ausfällt. Zumal die Tschechen eh die Großmeister der optimalen Raumausbeute sind und überall noch ein paar Millimeter mehr rausholen. Der Kofferraum empfiehlt sich mit 600 bis 1555 Litern schon als Untersatz für eilige Kurierfahrer. Wir haben es vor allem erst mal eilig, hinter die Lenkräder zu kommen. Dort stellt sich in beiden Fällen etwas Ernüchterung ein. Von Sportsitzen und ein paar Schriftzügen abgesehen, herrscht hier triste Großserienatmosphäre.
Gebrauchte Octavia mit Garantie
56.394 €
Skoda Octavia 1.4 TSI Combi First Edition iV, Benzin
Gerade bei Skoda ist der RS mehr zu einer Ausstattungslinie verkommen, während der kräftig nachgeschärfteFocus ST den Nachfolger für den früheren, deutlich bissigeren RS (nicht mit Skoda verwechseln!) spielen darf. Zuversicht, dass der ST das große Erbe desRS würdig vertritt, stellt sich schon direkt nach dem Starten ein. Laut bollernd und sprotzend markiert der Focus akustisch sein Revier. Ehrlich generierter Sound aus einem großen Motor und einer echten Sportabgasanlage. Das macht Lust auf mehr. Ganz anders der Octavia. Sein TSI läuft leise wie eine Nähmaschine. Für das passende Flair wurden die Lautsprecher herangezogen, aus denen ein Geräusch kommt, das etwas nach Staubsauger mit Lagerschaden klingt. Eine Beleidigung für jeden Sportfahrer. Ärgerlich auch, dass das Getöse nach jedem Motorstart aufs Neue abgeschaltet werden muss. Im individuellen Fahrmodus lässt sich das zwar dauerhaft einstellen, aber auch der muss immer wieder neu aktiviert werden.
Immerhin geht der Zweiliter gut zur Sache, hängt im Zusammenspiel mit dem aufpreispflichtigen 7-Gang-DSG gut am Gas, treibt den Octavia RS souverän voran. Die Lenkung ist exakt und linear ansprechend, nicht zu nervös. Zu schnell angegangene Kurven beantwortet das Fahrwerk mit gutmütigem Untersteuern. Ein Gaslupfer, und er findet wieder in die Bahn. Überhaupt können die serienmäßigen adaptiven Dämpfer auf ganzer Linie überzeugen. Sie bieten eine weite Spreizung zwischen wogend-weich und knackig-hart, werden aber nie ruppig. Ein Auftritt, der an Ausgewogenheit kaum zu überbieten ist.
In Sachen Sportlichkeit liegt Focus deutlich vorne
Auf der Rennstrecke vorne: Der ST ist schneller als der RS und macht vor allem mehr Spaß.
Zumindest nicht vom Focus. Der hat sich festgelegt, will nur Sportler sein. Das klappt so gut, dass wir ihn nachher gar nicht mehr hergeben wollen. Laut bellend lässt er den Tschechen schon beim Beschleunigen hinter sich. Im festen Recarositz verankert, werden Auto und Fahrer eine Einheit. Elastisch und giftig kommt er aus jeder Ecke, spielt am Limit gekonnt mit dem Heck, dem das freizügig abgestimmte ESP lange Leine lässt. Die abseits der Rennstrecke noch nervös wirkende Lenkung liefert jetzt genau jenes Quäntchen mehr Präzision, das letztlich über schnelle Rundenzeiten entscheidet. Eher altmodisch, aber perfekt wirkt die manuelle Sechsgangbox. Die Abstufung sitzt, der Schalthebel sucht sich die nächste Fahrstufe gefühlt von allein. Kann es mehr Fahrspaß als im Ford Focus ST geben? In dieser Klasse kaum. Dass er auf der Straße bockbeiniger federt, mehr verbraucht und weniger Platz bietet als der Skoda, wird seinen Besitzern wohl nur ein müdes Lächeln abringen.
Der Focus ST entpuppt sich im Vergleich zum Octavia RS als echtes Schnäppchen. Mehr als 6000 Euro kostet der Tscheche am Ende in der Testwagenausstattung mehr als der Kölner. Auch wenn der Unterhalt des Skoda günstiger ausfällt, echt happig. Bei beiden schwach: nur zwei Jahre Garantie. Egal ob SUV, Sportwagen oder eben kompakter Spaßmacher: Das passt auf gar keinen Fall in die Zeit.
Das Fazit: Viel Fahrspaß zum fairen Kurs. Ginge es nur danach, wäre der Ford Focus der einsame Sieger. Er stellt den Sport vor alles andere und begeistert. Der Skoda ist braver, aber ganzheitlicher. Er leistet sich kaum Schwächen und zeigt dem Ford im Alltag klar das Heck.
*Weitere Informationen zum offiziellen Kraftstoffverbrauch und zu den offiziellen spezifischen CO2-Emissionen und gegebenenfalls zum Stromverbrauch neuer Pkw können dem "Leitfaden über den offiziellen Kraftstoffverbrauch" entnommen werden, der an allen Verkaufsstellen und bei der "Deutschen Automobil Treuhand GmbH" unentgeltlich erhältlich ist (www.dat.de).