Edler Kombi oder kompakter Hochdach-Van – welches Konzept eignet sich besser für den Familien-Alltag? AUTO BILD macht den Check und vergleicht die Qualitäten der neuen Ford-Modelle Focus Turnier Vignale und Tourneo Connect.
Auf den ersten Blick sind beide Fahrzeuge grundverschieden: Auf der einen Seite der elegante Focus Turnier in der edlen Vignale-Ausstattung, rund 4,60 Meter lang und 1,40 Meter hoch. Auf der anderen Seite der kantige Tourneo, etwa 20 Zentimeter kürzer, dafür rund 40 cm höher. Doch ein zweiter Blick lohnt sich, denn sowohl Turnier als auch Tourneo können die Rolle des komfortablen Familienkombis übernehmen. Beide Testwagen haben den gleichen 1,5-Liter-EcoBlue-Diesel mit 120 PS unter der Haube. Beides sind Fünfsitzer mit viel Platz und kosten unter 30.000 Euro. Entscheidender Unterschied in diesem Test: Der geräumige Tourneo steht schon ab 21.659 Euro beim Händler, der Turnier kostet in der edlen Vignale-Version mindestens 28.800 Euro (der günstigste Turnier 1.5 EcoBlue mit 120 PS beginnt bei 22.490 Euro).

Ford Focus Turnier Vignale: Komfortabel und geräumig

Welcher ist der bessere Familien-Ford?
Das edle Cockpit des Ford Focus Vignale lässt kaum Wünsche offen.
Los geht's mit dem Kombi. Schon die Außenoptik des Focus Turnier vermittelt, dass es sich hier nicht um den Standard-Focus handelt. Der hohe Preis kommt vor allem durch die Vignale-Ausstattung zustande. Zwei dicke Chrom-Auspuffrohre prägen das Heck, auf der Kofferraumklappe steht in geschwungener Schrift "Vignale" – so heißen die Top-Austattungen bei Ford. Die Frontpartie des Edel-Kombis wirkt sportlich, dafür sorgt vor allem die breite Leiste im Stoßfänger, die gut zum verchromten Kühlergrill passt. So richtig luxuriös wird es dann im Innenraum: Dunkles Leder bespannt Türen und Sitze und schafft so auf Anhieb eine noble Atmosphäre. Passend dazu: der silberne Vignale-Schriftzug, der Rückenlehnen und Türschweller ziert.
Der Einstieg in den Focus gelingt schon mal denkbar einfach: Serienmäßig kommt der Vignale mit Keyless-go. Für den Vignale-Fahrer gibt es ohnehin viele Annehmlichkeiten, darunter das Head-up-Display, das dezent über Geschwindigkeit und Routenverlauf informiert. Oder der Park-Assistent, der auf Wunsch selbst ein- und ausparkt. Eine besonders gute Idee fällt allerdings erst beim Aussteigen auf: Öffnet man die Tür, fährt automatisch ein Kantenschutz heraus. So bleibt das Aussteigen in engen Parksituationen leichter beulenlos – praktisch! Beim Fahren hält der Edel-Kombi, was der erste Eindruck verspricht: Der Focus Turnier Vignale ist sehr ausgewogen und komfortabel abgestimmt. Bodenwellen spürt man kaum, auch Außengeräusche sind nur sehr gedämpft zu hören. Die Gangwechsel gehen leicht von der Hand, mit 120 PS zieht der Focus auch in den höheren Gängen ausreichend an. Der 1,4-Tonnen-Ford bleibt dabei stets kultiviert und behält selbst im Sportmodus immer die Ruhe. Die vom Hersteller angegebene Höchstgeschwindigkeit liegt bei 196 km/h, der Sprint von 0 auf 100 km/h gelingt in zehn Sekunden.
Welcher ist der bessere Familien-Ford?
Im Fond des Vignale gibt es viel Platz und Komfort.
Vorne
im Focus sitzt es sich bequem, die Ledersitze bieten guten Halt. Fahrer und Beifahrer bietet sich zudem genug Platz für die Beine, die Arme ruhen entspannt auf der Mittelkonsole oder in der Türablage. Der Fond verfügt über drei Sitzplätze, drei Kopfstützen, auch die Beinfreiheit ist ordentlich. Der Vignale wirkt auch auf den hinteren Plätzen luxuriös und bequem. Praktisch ist die elektrische Heckklappe, die sich auch bequem per Fußbewegung öffnen lässt (370 Euro Aufpreis). Entscheidend ist aber das Platzangebot: Der Focus Turnier bietet mit rund 600 Litern mächtig Raum – bei umgeklappten Rücksitzen verdoppelt sich das Ladevolumen. Insgesamt verträgt der Kombi eine Zuladung von 516 Kilogramm, das dürfte für Familie plus Urlaubsgepäck locker reichen.

Bildergalerie

Neue Ford (2019 und 2020)
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Kamera
Neue Ford (2019, 2020 und 2021)

Ford Tourneo Connect: Robuster Van für alle Fälle

Im Vergleich mit dem chromverzierten Topmodell des Focus Turnier wirkt der Tourneo Connect von außen deutlich weniger spektakulär. Trotzdem: Für einen Hochdachkombi kommt der kleine Bruder des Transit fast schon sportlich daher, die Facelift-Front mit den kantigen Scheinwerfern ist durchaus gelungen. Der Fünfsitzer wirkt optisch groß, robust, bullig – und um einiges dynamischer als viele Konkurrenten. Im Segment der Hochdachkombis fährt er gegen Kandidaten wie VW Caddy, Citroën Berlingo, Renault Kangoo oder Opel Combo.
Auffällig: die riesige Frontscheibe sowie die extrem große Heckklappe, die beim Öffnen etwas zu viel Platz braucht. Platz ist ein gutes Stichwort, denn davon hat der Tourneo Connect wirklich viel zu bieten. Auf dem Fahrersitz fühlt man sich eher wie in einem Transporter als einem Pkw, der Dachhimmel ist nur mit ausgestrecktem Arm zu erreichen, die Frontscheibe gefühlt eine Motorhaube entfernt. Das Platzangebot ist üppig, Fahrer und Beifahrer dürfen sich noch ein Stück freier fühlen als im Focus Turnier. Beeindruckend sind die riesigen Sonnenblenden, die fast so groß sind wie MacBooks.
Welcher ist der bessere Familien-Ford?
Passt: Das Cockpit des Tourneo wirkt aufgeräumt und solide. Die große Frontscheibe sorgt für einn guten Überblick.
Die Ausstattung des Tourneo Connect ist für den Alltag völlig ausreichend, Nobel-Accessoires sucht man allerdings vergeblich. Im Zentrum des Cockpits ist ein Navi mit Sechszoll-Touchscreen untergebracht, der Totwinkel-Assistent ergibt trotz der großen Seitenspiegel Sinn. Auch der Parkpilot, der sich bei Hindernissen im Heckbereich einschaltet, ist angesichts der Fahrzeugabmessungen nützlich. Insgesamt macht der geräumige Innenraum des Vans zwar keinen noblen Eindruck, trotzdem wirkt alles sehr stimmig. Auch im Fond haben die Fahrgäste viel Platz, die Beinfreiheit übertrifft die des Focus Turnier locker. Zudem bieten die Schiebetüren gerade in engen Parklücken einen Vorteil beim Anschnallen von Kindern. Kleine Überraschung: Hinter der XXL-Kofferraumklappe verbirgt sich etwas weniger Platz als im Focus Turnier. Der Tourneo Connect schluckt 520 Liter Gepäck und somit rund 80 Liter weniger als die längere Kombiversion des Focus. Bei umgeklappten Rücksitzen kann der kleine Familienvan punkten: Maximal stehen 2410 Liter zur Verfügung, bei erlaubten 666 Kilo Zuladung dürfte das locker ausreichen.
Auch die Fahreigenschaften des Tourneo sind gut, der 1,6-Tonnen-Van ist mit 120 PS ausreichend kräftig und schiebt erstaunlich gut an. Im Vergleich zum Vignale kommt das Fahrwerk nicht so gut mit Unebenheiten klar, im Innenraum geht's etwas lauter zu. Die Höchstgeschwindigkeit gibt Ford mit 171 km/h an, auf Tempo 100 beschleunigt der Tourneo in 12,6 Sekunden.

Fazit

von

Julian Rabe
Für die Fahrt in den Familienurlaub ist der Ford Focus Vignale die optimale Wahl: Der Edel-Focus fährt ruhig, ist geräumig und komfortabel ausgestattet. Der Tourneo glänzt ohne viel Schnickschnack und mit ganz viel Platz – der Van ist unser Preis-Leistungs-Sieger.