Honda Accord/Mazda6/Citroën C5/VW Passat
Schick in Schale

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Die praktischen Lastesel ziehen sich immer eleganter an. Neuestes Topmodel: der Honda Accord. Kaum älter: Mazda6 und Citroën C5, hier jetzt mal mit Stahlfederung. Und der VW Passat hat endlich einen neuen Diesel.
Den SUV in ihren großen Karosserie-Kleidern bläst der CO2-Gegenwind zurzeit heftig ins Gesicht. Wer Platz für Familie, Freizeit und Fahrgemeinschaft braucht, der kehrt spätestens jetzt reumütig zurück zum guten alten Kombinations-Kraftwagen. Der Nachteil, nicht mehr so übersichtlich hoch über der Fahrbahn zu sitzen, wandelt sich beim Tanken in bare Münze. Beispiel VW: Der Tiguan hat einen Luftwiderstandswert von cW 0,38, der Passat Variant windschlüpfigere 0,30. Damit verbraucht der Kombi nach EU-Mix einen Liter weniger. Und ums (Sprit-)Geld geht es doch schließlich – nicht nur in diesen Tagen. Außerdem: Wer sagt, dass diese Praktiker immer so nichtssagend aussehen müssen wie ein grauer Anzug? Im Gegenteil: Hier kommen vier Kombis mit der Eleganz teurer Nobelfrachter. Ausgesprochen schick in Schale fährt zum Beispiel der neue Honda Accord Tourer vor. Ein nach Alfa-Sportwagon-Art gezeichneter Kombi, dessen knackig-flaches Heck aber gleich verrät, dass ihm die Form wichtiger ist als die Funktion. Als Franzose beherrscht der taufrische Citroën C5 Tourer den edlen Auftritt schon von Geburt, während die Unauffälligkeit eines VW Passat Variant einen unschätzbaren Vorteil besitzt: Sein Anzug bekommt im Alter kaum Falten. Deshalb hat Mazda seinen 6 Sport Kombi mit der etwas gealterten Nase gerade frisch aufgebügelt.
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Nun die Überraschung: Wer den Schwebeklasse-Komfort der Hydraktiv-Federung liebt, der wird von der Stahlversion nicht enttäuscht. Auch sie ist leicht sänftig abgestimmt, auch sie federt kurze Querfugen nur unwillig weg. Weil die Konkurrenten aber ebenfalls von der sportlich-harten Sorte sind, kann die C5-Federung im Vergleich mithalten. Vor allem Honda und Mazda enttäuschen beim Komfort. Schlechter sieht es bei der Lenkung aus. Da müssen die Citroën-Ingenieure noch einige Feinarbeit leisten. Sie arbeitet gefühllos, lenkt zu abrupt, ja fast eckig. Auch ist der Wendekreis mit über zwölf Metern ärgerlich groß, bei einer Länge von 4,83 Metern stößt der Vorderradantrieb an technische Grenzen. Bei der Lenkung hat der Passat wieder einmal die Nase leicht vorn, jeden Steuerrat setzt er präzise und gefühlvoll in Richtungsänderungen um. Wobei das Quartett insgesamt mit narrensicherem Fahrverhalten aufwartet. Wer sich doch mal ein wenig überschätzt, den bringen die elektronischen Helfer blitzartig wieder auf die richtige Bahn zurück. Die Hightech-Assistenten greifen bei nasser Straße allesamt auch beim Beschleunigen ein. Denn wer seinen Diesel zu dynamisch treibt, dem schmieren im Bereich des höchsten Drehmoments (hier 320 bis 350 Newtonmeter bei 1750 bis 2000 Touren) bei Feuchtigkeit schnell die Vorderräder weg. Der Fahrer spürt das im Lenkrad und sieht es vor sich – am Leuchtfeuer der Antischlupf-Warnlampen in den Tachos.
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Der Passat kassiert noch einen Pluspunkt, weil in der getesteten Comfortline-Ausstattung auch noch die Beifahrersitzlehne komplett umklappbar ist. Bei anderen Extras zeigt sich VW nicht so generös. Die Konkurrenten haben beispielsweise serienmäßig schon Bordcomputer, Klimaautomatik und aufwendige Musiksysteme – bei VW kostet das alles Aufpreis. Mit Sicherheit punktet der Mazda6: Er hat (wie der Honda) dynamische Kopfstützen, ein Reifendruck-Kontrollsystem (das bietet der C5 auch) und als Einziger bereits serienmäßig Xenon-Scheinwerfer. Darauf können Tagfahrer verzichten. Doch bei schwachen Bremsen erlauben wir keine Ausrede: Citroën und VW stehen aus Tempo 100 nach rund 36 Metern, Mazda und Honda erst drei Meter später. So nicht! Man will schließlich im schicken Anzug auch keine Schwitzflecken erleben.
Fazit von AUTO BILD-Autor Diether Rodatz
Diese vier Kombis sehen nicht nur super aus. Sie haben auch moderne Diesel unter der Haube, die für Tempo 200 gut sind, im Alltag aber locker unter sieben Liter verbrauchen. Platz für die klassische 2+2-Familie haben sie allemal. Optisch überrascht hat mich der Honda, technisch der Citroën. Denn es gibt ihn jetzt mit einer absolut wettbewerbsfähigen Stahlfederung, die ausreichend komfortabel ist. Ganz erstaunlich sein gutes Abschneiden. Dass der Passat auch Preis-Leistungs-Sieger wird, zeigt, dass Wolfsburg deutlich spitzer rechnet.
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