Den SUV in ihren großen Karosserie-Kleidern bläst der CO2-Gegenwind zurzeit heftig ins Gesicht. Wer Platz für Familie, Freizeit und Fahrgemeinschaft braucht, der kehrt spätestens jetzt reumütig zurück zum guten alten Kombinations-Kraftwagen. Der Nachteil, nicht mehr so übersichtlich hoch über der Fahrbahn zu sitzen, wandelt sich beim Tanken in bare Münze. Beispiel VW: Der Tiguan hat einen Luftwiderstandswert von cW 0,38, der Passat Variant windschlüpfigere 0,30. Damit verbraucht der Kombi nach EU-Mix einen Liter weniger. Und ums (Sprit-)Geld geht es doch schließlich – nicht nur in diesen Tagen. Außerdem: Wer sagt, dass diese Praktiker immer so nichtssagend aussehen müssen wie ein grauer Anzug? Im Gegenteil: Hier kommen vier Kombis mit der Eleganz teurer Nobelfrachter. Ausgesprochen schick in Schale fährt zum Beispiel der neue Honda Accord Tourer vor. Ein nach Alfa-Sportwagon-Art gezeichneter Kombi, dessen knackig-flaches Heck aber gleich verrät, dass ihm die Form wichtiger ist als die Funktion. Als Franzose beherrscht der taufrische Citroën C5 Tourer den edlen Auftritt schon von Geburt, während die Unauffälligkeit eines VW Passat Variant einen unschätzbaren Vorteil besitzt: Sein Anzug bekommt im Alter kaum Falten. Deshalb hat Mazda seinen 6 Sport Kombi mit der etwas gealterten Nase gerade frisch aufgebügelt.

Honda Accord: Unter 1500 Umdrehungen passiert wenig

Honda Accord Tourer 2.2 i-DTEC Elegance
Wir haben die vier Raumfahrzeuge bewusst als Diesel (natürlich alle mit Partikelfilter) der Leistungsklasse 136 bis 150 PS ausgewählt, weil der Passat nun endlich auch eine zeitgemäßere Common-Rail-Einspritzung unter der Haube hat. Damit setzt er sich in diesem Quartett sofort an die Spitze. Der Zweiliter läuft – auch dank guter Dämmung – fast so ruhig wie ein Benziner, gibt seine Kraft endlich gleichmäßiger ab und ist spürbar elastischer als seine drei Konkurrenten. Von Vorteil ist dabei auch sein im Vergleich geringstes Leergewicht. Er wiegt leer nur rund 1550 Kilo, der Citroën Tourer als Schwerster hat rund 150 Kilo mehr auf den Hüften. Der neue Honda Accord Diesel leistet zehn PS mehr als sein Vorgänger, führt mit 150 PS hier die Leistungsliste an und enttäuscht dann doch: Zwar läuft der 2,2-Liter dank zweier Ausgleichswellen sehr rund und leise, aber wer ohne schleifende Kupplung mal schnell starten muss, der fällt in ein Turboloch. Unter 1500 Umdrehungen passiert nicht viel, ab 1800 dann das Gegenteil. Die Vorderräder verbeißen sich so heftig in den Asphalt, dass man um das Profil der Bridgestone-Turanza-Reifen fürchtet. Ähnlich ruppig geht auch der Mazda6 mit seinen Gummis um. Bei 2000 Touren wird sein Diesel schlagartig munter und untermalt alles noch mit lautem Brummen. Harmonie geht anders.

Citroën C5: überall angenehmes Mittelmaß

Citroën C5 Tourer HDi 135 FAP Tendance
Der C5-Diesel hingegen zeigt überall angenehmes Mittelmaß, die langjährige Dieselerfahrung des PSA-Konzerns zahlt sich hier wieder einmal aus. Dass er bei Richttempo 130 der Leiseste in diesem Vergleich ist, trägt zum Wohlfühlen bei. Eine Citroën-Revolution hingegen spielt sich unterm Blech ab. Der C5 ist seit Einführung der berühmten Hydropneumatik vor 53 Jahren die erste Baureihe, die es bis 140 PS wahlweise mit zwei Federungssystemen gibt. Statt der "Hydraktiv"-Federung bieten die Franzosen auch herkömmliche Stahlfedern für sportlichere statt komfortbetonte Fahrer. Mit herkömmlicher Federung entfällt der gesamte technische Aufwand (und damit auch das Reparatur-Risiko), aber leider auch die per Knopfdruck mögliche Absenkung des Kombihecks zum bequemeren Einladen. Trost: Die Ladekante steht bequeme 58,5 Zentimeter tief, nur der Mazda6 ist noch 2,5 Zentimeter niedriger.
Nun die Überraschung: Wer den Schwebeklasse-Komfort der Hydraktiv-Federung liebt, der wird von der Stahlversion nicht enttäuscht. Auch sie ist leicht sänftig abgestimmt, auch sie federt kurze Querfugen nur unwillig weg. Weil die Konkurrenten aber ebenfalls von der sportlich-harten Sorte sind, kann die C5-Federung im Vergleich mithalten. Vor allem Honda und Mazda enttäuschen beim Komfort. Schlechter sieht es bei der Lenkung aus. Da müssen die Citroën-Ingenieure noch einige Feinarbeit leisten. Sie arbeitet gefühllos, lenkt zu abrupt, ja fast eckig. Auch ist der Wendekreis mit über zwölf Metern ärgerlich groß, bei einer Länge von 4,83 Metern stößt der Vorderradantrieb an technische Grenzen. Bei der Lenkung hat der Passat wieder einmal die Nase leicht vorn, jeden Steuerrat setzt er präzise und gefühlvoll in Richtungsänderungen um. Wobei das Quartett insgesamt mit narrensicherem Fahrverhalten aufwartet. Wer sich doch mal ein wenig überschätzt, den bringen die elektronischen Helfer blitzartig wieder auf die richtige Bahn zurück. Die Hightech-Assistenten greifen bei nasser Straße allesamt auch beim Beschleunigen ein. Denn wer seinen Diesel zu dynamisch treibt, dem schmieren im Bereich des höchsten Drehmoments (hier 320 bis 350 Newtonmeter bei 1750 bis 2000 Touren) bei Feuchtigkeit schnell die Vorderräder weg. Der Fahrer spürt das im Lenkrad und sieht es vor sich – am Leuchtfeuer der Antischlupf-Warnlampen in den Tachos.

VW Passat: An den Feststell-Bremsknopf muss man sich gewöhnen

VW Passat Variant 2.0 TDI Comfortline
Womit wir endlich bei den Armaturen wären. Klar, wir leben jetzt im IT-Zeitalter. Aber müssen Informations- und Befehlstasten so klein wie beim C5 in seiner feststehenden Lenkradnabe sein? Muss Honda im Accord wirklich bis zu 16 Funktionen ins und ans Lenkrad legen? Das überflüssigste Detail entdeckten wir beim Mazda: Die Heizung lässt sich zusätzlich noch von der linken Lenkradspeiche aus mit Curser und Wipptaste regulieren. Dabei finden sich drei griffige Bedienräder schön in Reichweite der rechten Hand auf der Mittelkonsole ... Und an den elektrischen Feststell-Bremsknopf des Passat wird sich erst die junge Generation gewöhnen, die einen griffgünstig auf dem Mitteltunnel liegenden Handbremshebel gar nicht mehr kennengelernt hat, weil er dem modischen Becherhalter weichen musste. Wobei sich auf den bequemen Stühlen gut rasten lässt. Aber auch von der fahraktiven Seite her sind sie zu loben. Am sportlichsten umfassen einen die Honda-Sitze, langstreckentauglich sind aber alle Möbel dieses Quartetts. Dank vielfacher Verstellbarkeit auch der Lenkräder findet so jeder seine ideale Sitzposition. Aber wie die Beinamen Tourer, Variant und Kombi schon sagen: Der Blick zurück ist genauso wichtig.

Mazda6: zwei Hebel entriegeln – sofort kippen die Rücksitzlehnen nach vorn

Mazda6 Sport Kombi 2.0 MZR-CD Dynamic
Hinten halten die vier Lastesel Kofferräume von 406 (Honda) bis 603 (VW) Liter parat. Werden die Sitze umgelegt, dann passen 1252 (Honda) bis 1751 (Mazda) Liter hinein. Damit verrät der Honda Tourer seinen Charakter: Er ist ein Sportkombi, bei dem Mode vor Nutzwert geht, der eher Golfgepäck als Warenmuster transportieren muss. Dafür lässt sich der Accord leicht zum Kombi klappen, hat allerdings keine ebene Ladefläche. Am besten löst Mazda das Problem: Einfach vom Kofferraum her zwei Hebel entriegeln – und sofort kippen die asymmetrisch geteilten Rücksitzlehnen nach vorn zu einem waagerechten Ladeboden.
Der Passat kassiert noch einen Pluspunkt, weil in der getesteten Comfortline-Ausstattung auch noch die Beifahrersitzlehne komplett umklappbar ist. Bei anderen Extras zeigt sich VW nicht so generös. Die Konkurrenten haben beispielsweise serienmäßig schon Bordcomputer, Klimaautomatik und aufwendige Musiksysteme – bei VW kostet das alles Aufpreis. Mit Sicherheit punktet der Mazda6: Er hat (wie der Honda) dynamische Kopfstützen, ein Reifendruck-Kontrollsystem (das bietet der C5 auch) und als Einziger bereits serienmäßig Xenon-Scheinwerfer. Darauf können Tagfahrer verzichten. Doch bei schwachen Bremsen erlauben wir keine Ausrede: Citroën und VW stehen aus Tempo 100 nach rund 36 Metern, Mazda und Honda erst drei Meter später. So nicht! Man will schließlich im schicken Anzug auch keine Schwitzflecken erleben.

Fazit von AUTO BILD-Autor Diether Rodatz

Diese vier Kombis sehen nicht nur super aus. Sie haben auch moderne Diesel unter der Haube, die für Tempo 200 gut sind, im Alltag aber locker unter sieben Liter verbrauchen. Platz für die klassische 2+2-Familie haben sie allemal. Optisch überrascht hat mich der Honda, technisch der Citroën. Denn es gibt ihn jetzt mit einer absolut wettbewerbsfähigen Stahlfederung, die ausreichend komfortabel ist. Ganz erstaunlich sein gutes Abschneiden. Dass der Passat auch Preis-Leistungs-Sieger wird, zeigt, dass Wolfsburg deutlich spitzer rechnet.