Egal auf welchen Hund man so kommt: Ob richtig großer Köter oder kleiner Kläffer – ein Kombi passt immer. Praktischer als eine Limousine und besser zu fahren als ein klobiger Van, bietet ein Kombi den idealen Kompromiss in allen Lebenslagen. Er muss noch nicht mal viel kosten. Für die Auswahl der Testkandidaten gilt das ganz besonders: Sie pfeifen auf Premium? Sie wollen einfach nur einen tüchtigen Allrounder, fit für Beruf, Kind und Kegel? Einen, der Spaß macht, aber das Portemonnaie nicht über Gebühr strapaziert? Dann sollten Sie weiterlesen. Da wäre einmal der $(LB219897:Ford Mondeo Turnier)$, seit knapp einem Jahr auf dem Markt und hochgelobt – nicht zu Unrecht, wie AUTO BILD-Leser wissen. Nicht weniger attraktiv wirkt aber auch der brandneue Mazda6 Sport Kombi – ein Bruder des Mondeo: Mazda gehört zum Ford-Imperium. Renault schickt den neuen Laguna Grandtour, einen Typ mit französischem Flair und preußischem Ehrgeiz. Und dann ist da noch ein Klassiker, der $(LB220305:Opel Vectra Caravan)$, ein Kombi im XL-Format, ausgereift, tüchtig, bodenständig.

Der Mazda trägt den sportlichsten Anzug

Mazda6 Sport Kombi
Optisch ganz weit vorne: Der Mazda trägt seine Kombi-Stärken unter einem sportlichen Blechkleid.
Die große Gemeinsamkeit: Alle kommen mit Dieselmotoren um die 150 PS. Moment mal, der VW Passat Variant fährt doch auch in dieser Liga – aber der bekommt in Kürze einen ganz neuen Diesel. Bitte warten also: erster Fahrbericht folgt. Der Mazda6 Sport Kombi trägt den sportlichsten Anzug unter den Kombi-Kandidaten: Glückwunsch an seine Designer, umso mehr, als der Japaner innen größer ist, als er aussieht. Denn hinten passt fast so viel rein wie in den längeren Mondeo. Nur die Heckklappe ist schmaler geschnitten und der Laderaum nicht ganz so gut nutzbar. Praktisch: Die Rücksitzlehnen lassen sich mittels Hebel vom Kofferraum aus vorklappen, und die Abdeckung hängt an der Hecktür, muss beim Beladen also nicht immer erst zurückgeschoben werden. Unpraktisch: Es ist ein ziemliches Gefummel, sie zu entfernen. Innen empfängt den Mazda-Fahrer ein Cockpit, das auf den ersten Blick übersichtlich aussieht, beim zweiten Hinsehen aber mit fitzeligen Schaltern an Lenkrad und Mittelkonsole frustet. Zwiespältig auch der Qualitätseindruck des Japan-Schönlings: saubere Passungen, aber ein Materialmix, bei dem sichtbar der Rotstift dominiert. An der Ausstattung spart Mazda nicht, hier schneidet der Sport Kombi am besten ab. Und es sitzt sich gut im 6er, auch hinten.

Beim Renault überzeugen Motor und ESP

Renault Laguna Grandtour
Sauber abgestimmt: Das ESP des Grandtour macht den Renault zum narrensicheren Fahrvergnügen.
Beim Fahren zeigt er, dass sich seine sportliche Note nicht aufs Design beschränkt. Der Mazda wirkt handlich, flitzt willig um die Kurven, wobei er beim Gaswegnehmen schon mal leicht mit dem Heck wackelt. Die Gänge rasten präzise ein, Schalten ist ein Vergnügen. Das trifft sich gut, weil der Diesel den häufigen Griff zum Schalthebel notwendig macht. Womit wir bei den Nachteilen des Sport Kombi wären: Spätestens wenn der Drehzahlmesser auf 3500 Touren steht, wünschen wir uns Ohrstöpsel. Der Radau und die ruppige Federung, die selbst auf Autobahnen keine Ruhe einkehren lässt, lassen die Zuneigung bei längerer Fahrt abkühlen. Ach ja, und die Bremsen des Mazda sind auch nicht berühmt. Da lässt sich der Reisende schon lieber im Renault nieder. Denn hier darf er sich auf einen Diesel freuen, der herrlich kultiviert läuft und obendrein wacker durchzieht. Der Motor ist zweifellos das stärkste Argument des Franzosen, aber auch sein Fahrwerk verdient Lob, vor allem wegen des vorzüglich abgestimmten ESP. Es sorgt dafür, dass sich der Laguna Grandtour auch in engen Kurven und bei Nässe standhaft weigert, geradeaus zu schieben.
Weniger überzeugend dagegen das künstliche Lenkgefühl und das Unvermögen der Federung, grobe Stöße störungsfrei wegzustecken. Vom klassischen französischen Sänftenkomfort ist beim Laguna nichts zu spüren – schade eigentlich. Innen wirkt der Renault nicht weniger ansprechend als außen – eine schöne Überraschung, wie auch der Eindruck, dass die Renault-Entwickler bei der Materialauswahl einen richtig guten Lauf hatten. Nur an den Passungen dürfen sie noch feilen. Die Bedienung gelingt auf Anhieb. Besonders lobenswert: die zweistufige, wenn auch aufpreispflichtige Klimaautomatik. Dafür ist der Renault-Innenraum kleiner, als es anfangs aussieht. Es geht vergleichsweise eng zu, auch im Laderaum, der zudem anscheinend für die Beladung mit Styroporwürfeln ausgelegt ist. Denn die maximale Zuladung des Renault liegt bei nur 431 Kilogramm. Clever jedoch: Die Rücksitzlehnen lassen sich wie im Mazda einhändig vom Kofferraum aus umklappen.

Im Raumeindruck ist der Vectra nicht zu schlagen

Opel Vectra Caravan
Altmeister: In Sachen Raumgefühl macht dem Opel Vectra kein Konkurrent was vor.
Rüber zum Opel, der einmal mehr als echter Großraum-Kombi glänzt. Wer hinten alles umklappt, kann hier am meisten einladen, nur im Normalmodus sind Ford und Mazda knapp im Vorteil. Ansonsten punktet der Vectra Caravan in den wichtigsten Disziplinen: Er bietet den besten Raumeindruck, federt angenehm, sein Diesel geht wacker zur Sache und verbraucht am wenigsten. Und selbst die weniger schmeichelhaften Innengeräuschwerte sind in der Praxis halb so schlimm. Der dröhnige Mazda geht einem da schon deutlich mehr auf die Nerven. Was wieder einmal den Unterschied zwischen subjektivem Lärmempfinden und Messwert zeigt. Dass der Vectra nicht mehr der Jüngste ist, bemerkt der Fahrer vor allem beim Lenken und Schalten, denn hier regt sich der Verdacht, Opel habe die Mechanik in Knetmasse gelagert. Das mag die Freude am Fahren dämpfen, doch als Entschädigung winkt die Schonung des Kontos: Bei den Gesamtkosten ist der Vectra der Günstigste.

Langstreckenkomfort und viel Platz im Testsieger Ford

Ford Mondeo Turnier
Testsieger: Der Ford Mondeo hat keine Schwächen, fährt der Konkurrenz davon.
Am meisten ins Geld geht der Ford, auch wegen der knauserigen Garantie. Zur Ehrenrettung des Mondeo sei jedoch gesagt: Er ist den Mehrpreis wert. Wie auch schon in früheren Vergleichstests kassiert der Mondeo Turnier üppig Punkte: bester Langstreckenkomfort dank bequemer Sitze und einer straff gedämpften, aber schluckfreudigen Federung, angenehmer Diesel mit nicht zu knappen Kraftreserven, Platz bis zum Abwinken auch im Laderaum, dazu ein sehr guter Qualitätseindruck. Im Vergleich dazu kommen einem frühere Ford-Modelle wie Ramschware vor. Da verzeihen wir dem Mondeo, dass das Umlegen der Rücksitze eine vergleichsweise umständliche Prozedur ist. Und dass es unter der vorgeklappten Rücksitzfläche aussieht wie bei Hempels unterm Sofa. Seine Kür ist aber ohne Frage das Fahrwerk. Denn abgesehen von den löblichen Komfortqualitäten kann es mit Fahreigenschaften dienen, die auch in Premiumgefilden jede Konkurrenz aushalten. Ein Audi A4 etwa hängt ihn in dieser Disziplin nicht ab, und von den hier versammelten Widersachern kommt dem Ford höchstens der Renault nahe.

Anders als dieser stellt der Mondeo dem Fahrer jedoch eine vorbildliche Lenkung zur Verfügung. Sie trägt entscheidend dazu bei, dass in Kurven verstärkt Freude aufkommt. Sicher, der zierlichere Vorgänger war noch eine Spur agiler als der auf 1,7 Tonnen angefettete Nachfolger. Und so aufregend, dass man zu Beruhigungspillen greifen müsste, ist der neue Mondeo auch wieder nicht. Aber immerhin: Er hebt die Laune. Und er hat keine echten Schwächen. Das ist bei einem dieselbefeuerten Großraum-Kombi der Brot-und-Butter-Klasse einiges wert. Genug, um dem Ford einen Punktesieg zu sichern.

Fazit von AUTO BILD-Redakteur Wolfgang König

Keine Frage, der Mondeo hat’s verdient, er ist ein Typ fast ohne Schwächen. Für den hübschen Mazda gilt: Knapp daneben ist auch vorbei. Während der optisch angegraute Opel beweist, dass Schönheit nicht alles ist. Schon gar nicht bei einem Kombi. Und der Renault? Letz ter, aber kein Verlierer. Ich könnte mich für ihn erwärmen – weil er individuell wirkt, weil der Platz reicht und weil er auf den modischen Protzgrill selbstbewusst verzichtet.

Von

Wolfgang König