Ist das noch ein Jaguar? Der neue F-Pace fährt als erstes SUV der Marke in die Lücke zwischen BMW X3 und X5. AUTO BILD ist den 180-PS-Diesel gefahren.
Der 180-PS-Diesel ist ein dezenter Malocher und dazu auch noch gut gedämmt.
Der Auftritt des F-Pace lässt an der Herkunft wenig Zweifel. Der aufrechte Seht-her-Grill geht über in eine typisch lange, muskulöse Haube, während die Heckleuchten aussehen wie von Jaguars SportcoupéF-Type übernommen. Der lange hintere Überhang sollte das Auto im klassischen Look der Jaguar-Limousinen strecken, vermutlich dachten die Designer vor allem an chinesische Kunden: Die wollen hinten leicht einsteigen und schätzen einen großen Fond. Oder sollen hier eines Tages die Batteriepacks für einen Hybriden oder Stromer hinein passen? Egal, der F-Pace besitzt genug Eigenständigkeit, um sich im Heer der deutschen SUVs modisch abzusetzen. Für einen Jaguar die halbe Miete.
Die Autos dieser Marke sind meist erstaunlich unpraktisch, der F-Pace macht hier eine löbliche Ausnahme. Innen gibt sich das 4,73-Meter-Trumm geräumig breit, der 650 Liter große Kofferraum besitzt echtes Urlaubs-Format. Der Fahrer thront wie auf dem Stuhl von Königin Elisabeth, neben einer noch höheren Mittelkonsole und hinter einem 10,2 Zoll großen Touchpad, das von der Anfahrhilfe bis zum Schotterprogramm zahllose Funktionen und Untermenüs vereint. Nicht immer intuitiv, das Ganze.
Zum sportlichen Feeling fehlt der kernige Klang
Total vernetzt: Der Jaguar verfügt über ein eigenes W-Lan, koppelt bis zu acht mobile Endgeräte.
Viel verbindlicher arbeitet der 2,0-Liter-Diesel, der aus den Limousinen stammt. Ein dezenter Malocher, der nicht so lebendig wirkt, wie die 8,7 Sekunden bis Tempo 100 laut Werk versprechen. Liegt vielleicht an der effektiven Dämmung, manchmal wünscht man dem Vierzylinder einen kernigeren Ton, um das große Wort vom Sportwagen wahrer zu machen. Hier könnte Jaguar vielleicht einen Bi-Turbo nachlegen, der die große Lücke zum großen 3,0-Liter-Diesel mit seinen 300 PS schließt. Die Achtgang-Automatik schaltet immer sanft, nie zackig, auch hier ist der F-Pace mehr Praktiker als Reißer. Die beiden Kompressor-Benziner mit 340 und 380 PS kommen wohl nur zwischen San Diego bis Shanghai in Betracht.
Groß genug in Reihe zwei: Aus ordentlichen 2,87 Meter Radstand macht der F-Pace ein gutes Platzangebot.
Die 42.390 Euro Basispreis für den F-Pace 2.0 d verlocken sicher manchen BMW-Kunden, dafür bekommt man immerhin serienmäßig 18-Zoll-Räder und Bi-Xenonlicht. Die Aufpreise für Automatik (2500 Euro) und Allrad (2600 Euro) liegen noch im Rahmen, die große Verlockung beginnt nach den Selbstverständlichkeiten wie Metalliclack oder Dachreling. Der F-Pace bietet ein Extraprogramm, das seinesgleichen sucht: vom Fondpaket mit Sitzheizung hinten und Vierzonen-Klima über unzählige Ledersorten, Räder bis 22 Zoll (wer fährt damit ins Gelände?) bis zum Union Jack auf der Radnabe für 16 Euro oder Spiegelkappen in Karbon (800 Euro). Der Mini lässt schön grüßen. So gesehen ist der F-Pace zumindest ein echter Engländer. Und als Jaguar ein programmierter Erfolg.
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Neue SUVs: Kompaktklasse (2020, 2021 und 2022)
Von
Joachim Staat
Neue SUVs: Kompaktklasse (2020, 2021 und 2022)
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AUTO BILD zeigt die Kompakt-SUV Neuheiten bis 2022. Los geht es mit dem Skoda Kamiq Scoutline; Preis: ab ca. 19.000 Euro; Marktstart: Juli 2020. Jetzt bekommt auch der Kamiq die bei Skoda-Kunden beliebte Scoutline spendiert. Das robuste Optikpaket baut auf der Ausstattung "Ambition" auf und bringt neben Radhausverbreiterungen aus Kunststoff auch silberne Verkleidungen an das SUV.
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VW Tiguan Facelift; Marktstart: Ende 2020.Optisch passt VW vor allem die Front dem aktuellen Markengesicht an. Unter der Haube werden Motoren aus dem Golf eingesetzt: 1,5-Liter-Benziner und Zweiliter-Diesel. Auch Mild- und Plug-in-Hybride sollten beim Tiguan in der Preisliste zu finden sein.
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Cupra Formentor; Marktstart: 2020. Der Formentor wird das erste eigenständige Auto der Seat-Tochter. Er wird in zwei Leistungsstufen angeboten. Einmal als 245 PS starker Plug-in-Hybrid und als 310 PS starker Benziner.
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Nissan Qashqai; Marktstart: 2020. Die dritte Generation des Kompakt-SUVs tritt wahrscheinlich optisch nur leicht verändert auf. Deutlich größere Veränderungen wird es beim Antriebsstrang geben: Die Japaner planen erstmals zwei Hybride. Eine Plug-in-Version kommt mit Technik vom Allianzpartner Mitsubishi.
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Lynk & Co 02; Marktstart: 2020. Das Kompakt-SUV 02 soll in Europa (Gent) produziert werden. Mit einer Länge von 4,45 Metern und 1,89 Meter Breite ist der Lynk & Co minimal größer als der schwedische Plattformbruder XC40.
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Audi Q4 e-tron; Marktstart: Ende 2020. Der Q4 e-tron soll neben e-tron und e-tron GT die dritte reinelektrische Modellreihe von Audi werden. Das SUV besitzt zwei E-Motoren mit einer Gesamtleistung von 225 kW (306 PS) und eine Reichweite von mindestens 450 Kilometern.
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BMW X1; Marktstart: 2021. Optisch orientiert sich der X1 der dritten Generation an seinen größeren SUV-Brüdern X3 und X5, Platzangebot und Außenabmessungen wachsen allerdings nur im Millimeterbereich. Ganz neu ist die Gestaltung des Innenraums. Technisch gleicht der X1 jedoch dem 1er.
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Hyundai Kona N; Preis: ab ca. 32.500 Euro; Marktstart: 2021. Standesgemäß wird der N optisch brachialer auftreten als die zahmeren Kona-Varianten. Die N-typischen 19-Zöller stammen vom i30 N. Auch dessen zwei Liter großer Turbo-Vierzylinder könnte seinen Weg in das SUV finden und dort sein 275 PS leisten.
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VW Nivus; Marktstart: 2022.Das neue Crossover-Modell wird trotz der technischen Verwandtschaft mit dem T-Cross optisch sehr eigenständig auftreten. Der Nivus wird in Brasilien entwickelt und auch dort gebaut. Es soll aber später weltweit verkauft werden. Die Exemplare für die europäischen Kunden werden wohl ab Ende 2021 innerhalb der EU vom Band laufen.