Mit dem Cinquecento hat Fiat einen Volltreffer gelandet. Alle Probleme scheinen wie weggeblasen. Eine Schwierigkeit bleibt: das richtige Modell zu finden. Da hilft unsere Kaufberatung.
Das elegante Paar steigt herab aus dem schwarzen BMW X5 und klopft höflich an die Scheibe des Fiat 500: "Dürfen wir uns mal Ihr Auto anschauen? Das ist ja so toll", schwärmt der SUV-Fahrer. Die Dame fügt hinzu: "Es ist auch viel schöner als mein Mini. Den hat ja mittlerweile jeder." Wann hat man so etwas das letzte Mal am Steuer eines Fiat erlebt? Die Italiener können ihr Glück kaum fassen und feiern schon die Wiedergeburt eines lange siechenden Autokonzerns. Vielleicht etwas voreilig, denn ein einziger Bestseller genügt nicht, um nachhaltig auf die Erfolgsstraße zurückzukehren. Doch der Fahrplan dorthin scheint jetzt klar: Die Welt will preiswerte Autos, gewürzt mit einer peppigen Prise italienischer Dolce Vita.
Die Cinquecento-Welt beginnt bei 11.000 Euro
Und davon hat der Fiat 500 reichlich. So charmant wie er lächelt kaum ein anderer über die bei Kleinwagen prinzipiell vorhandenen Defizite bei Platz und Prestige hinweg. Der Fiat 500 bleibt auf dem Teppich. Es gibt ihn als 1.2 ab 11.000 Euro, also zu einem ähnlichen Preis wie den auf der gleichen technischen Basis beruhenden Fiat Panda (1.2: 10.770 Euro). Doch der hat fünf Türen und ist schon deshalb viel praktischer. Trotzdem hat er gegen den 500 keine Chance. Der als nüchterner Erbsenzähler verschrieene deutsche Autokäufer wählte den Panda im Oktober 2008 gerade 1156-mal. Der Vergleichswert für den 500: 1894. Das will etwas heißen. Denn sachlich betrachtet gibt es am furiosen Fiat durchaus etwas zu auszusetzen: Der enge Fond wirkt eher als Provisorium denn als Palast, das Lenkrad ist nur in der Höhe einstellbar, geräumige Ablagen sind Mangelware, und die nur durchschnittlich bequemen Sitze bieten nicht viel mehr Seitenhalt als ein Pizzateller.
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Egal. Man sitzt dennoch insgesamt nicht schlecht, das Lenkrad und der griffgünstig am Armaturenträger montierte Schalthebel liegen gut zur Hand. Das Wichtigste aber: Das Cockpit hält, was die Außenoptik verspricht, ist ebenfalls pfiffig gestaltet. Große lackierte Kunststoffteile leuchten in der gleichen Farbe wie die Außenhaut. Und das mit den Lüftungslamellen zu einer optischen Einheit verschmolzene CD-Radio fügt sich harmonisch in den Armaturenträger ein. Das zentrale Instrument hinter dem Lenkrad ist ebenfalls eine nostalgische Augenweide – wer wollte sich so darüber beklagen, dass es ziemlich überfrachtet und schlecht ablesbar ist?
Knackiges Fahrwerk
Wem das Ambiente nicht schmeckt, der kann aus zahlreichen Optionen wählen. Neben dunklen Lenkrädern gibt es zum Beispiel auch ein weißes – immer passend zur Innenausstattung, die zwischen italienisch-elegant, loungeartig feudal und sportlich-poppig variiert. Für die Sport-Ausstattung spricht ein objektives Kriterium: Die speziellen Sitze bieten besseren Seitenhalt. Den kann man durchaus gut gebrauchen. Denn der handliche Fiat gibt sich nicht nur im Stadtverkehr ziemlich frech. Der Spurt von Parklücke zu Parklücke liegt ihm genauso wie der zwischen engen Kurven und langen Geraden – Serpentinenräubern macht richtig Spaß. Zwar bietet die sehr leichtgängige Lenkung wenig Rückmeldung. Doch das sichere Fahrverhalten und die federleichte Handlichkeit machen das wett. Wer es hier übertreibt, sollte aber ESP an Bord haben. Das ist erst ab 100 PS serienmäßig.
Zwei Benziner stehen zur Wahl
1.2 8V: Immerhin 69 PS sind im Fiat 500 mindestens an Bord. Eine ganze Menge, wenn man bedenkt, dass der Ur-500 mit 18 PS auskommen musste. Der wog mit rund 500 Kilo aber nur halb so viel wie das aktuelle Modell. Dennoch bleibt unterm Strich ein klarer Kraftzuwachs. Mit dem kleinen Vierzylinder bringt der Fiat heute manierliche Fahrleistungen zustande, die ihn zu mehr befähigen als zur Parkplatzsuche in der Innenstadt. 160 km/h lautet die offizielle Höchstgeschwindigkeit. Und weil der Tacho bei Vollgas so dick aufträgt wie ein Gigolo beim Flirt, wähnen wir uns fast auf 180. Ob Schein oder Wirklichkeit – eine angenehme Geschwindigkeit ist das im Fiat 500 nicht. Das Fahrwerk kann Stöße und lange Bodenwellen dann kaum noch verarbeiten. Wer sich mit rund 130 begnügt, erlebt aber einen durchaus akzeptablen Langstreckenkomfort mit ordentlicher Federung und erträglicher Geräuschkulisse. Der Motor ist drehfreudig und kultiviert – sein Sound verzichtet nicht auf einen angenehm sportlichen Unterton. Kein Wunder, dass er mit Abstand die meistverkaufte Motorisierung ist.
1.4 16V: Mit dem schlicht als 1.4 bezeichneten 100-PS-Modell nähern wir uns einer Leistungsklasse, die früher als GTI-tauglich galt. Natürlich geht dieser Benziner besser als der kleinere 1.2, seine Drehfreude und der sportliche Klang machen ihn zu einem munteren Gesellen. Doch der subjektiv erlebbare Unterschied ist gering, beim Antritt scheint der Motor kaum kräftiger. Vermutliche Ursache: Das maximale Drehmoment liegt mit 131 Newtonmetern zwar höher als beim 1.2 (102 Nm). Aber es ist später zur Stelle: bei 4250/min (1.2: 3000/min.). Der Aufpreis gegenüber dem Einstiegs-500 ist mit 2000 Euro aber recht deftig. Ein Grund dafür: das Sechsganggetriebe.
Hier geht es zum zweiten Teil der großen Fiat 500-Kaufberatung. Erfahren Sie alles über die Diesel-Motoren, den 500 Abarth, Ausstattungen und Sicherheit.
Die Benzinmotoren des Fiat 500
Von
Detlev Hammermeister
Kaufberatung Fiat 500
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Die Welt will preiswerte Autos, gewürzt mit einer peppigen Prise italienischer Dolce Vita. Sagt Fiat. Und hat mit dem Cinquecento die Herzen der Retro-Fans im Sturm erobert.
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Aber welcher ist der Richtige? Drei Benziner und ein Diesel stehen zur Wahl, die Auswahl an Extras und Zubehör ist scheinbar endlos.
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AUTO TESTS, der monatliche Kaufberater von AUTO BILD, hat den kleinen Verführer genau unter die Lupe genommen und bringt Licht ins Retro-Regal.
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Der Cinquecento ist seinem legendären Vorgänger wie aus dem Gesicht geschnitten und überspielt damit gekonnt seine tatsächliche Größe.
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Die Maße des Fiat 500: Breite: 1627 Millimeter, Innenbreite (vorne): 1345 Millimeter, Innenbreit (hinten): 1200 Millimeter, Wendekreis links/rechts: 11,7/11,6 Meter.
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Schöner Schein: Stilvoller ist man in kaum einem Kleinwagen untergebracht. Ablagen sind im 500er-Cockpit allerdings Mangelware, und das Lenkrad ist nur in der Höhe einstellbar.
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Im Kreis: Das zentrale Rundinstrument (außen Geschindigkeit, innen Drehzahl) dürfte besser abzulesen sein.
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Schnell schalten: Sechs Gänge haben nur Modelle mit 1,4-Liter-Benziner. Alle anderen müssen mit fünf Gängen auskommen.
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Gar nicht schalten: Der 69- und der 100-PS-Motor können mit einer Fünfstufen-Automatik kombiniert werden. Aufpreis: 900 Euro.
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Musik an: Schon die Basisversion Pop hat ein CD-Radio an Bord.
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Für die Nase: Der mobile Duftspender passt in den Becherhalter der Mittelkonsole. Kostenpunkt: 100 Euro.
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Für den Spaß: Im "Sport-Modus" funktioniert die Lenkung etwas schwergängiger, was mehr Direktheit simulieren soll.
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Mehr Musik: Die iPod-Schnittstelle und die passende Halterung kosten zusammen mit einem einfachen Navigationssystem 770 Euro.
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Mehr Farbe: Nicht nur die Außenhaut wird in der gewählten Farbe lackiert, auch Teile des Armaturenträgers. Dunkle Farben lassen die Fiat 500 recht ernsthaft wirken. Zu ernsthaft für unseren Geschmack.
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Mobiler Lotse: Das Navi kostet mit Saugfuß 270 Euro.
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45 Euro berechnet der Fiat-Händler für den praktischen Kleiderhaken am Sitz.
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Im ziemlich engen Fond erschließt sich die Faszination Fiat 500 eher nicht. War früher aber schlimmer.
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Die Sitze sehen bequem aus – sind es im Alltag aber leider nicht immer.
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Für ein oder zwei Kisten Mineralwasser ist der Kofferraum (185 Liter Volumen) groß genug. Breite: 1,05 Meter; Tiefe (minimal): 0,48 Meter; Tiefe (maximal): 1,45 Meter.
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Bleibt offen: Die Zentralverrigelung tut uns nicht den Gefallen, den Tankdeckel zu öffnen. Der Schlüssel muss ran.
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Edelmetall: Die Versionen Lounge und Sport rollen serienmäßig auf Leichtmetallrädern.
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Chrom an den Türgriffen ist Serie. Mehr Glanzpunkte, zum Beispiel an Front (Chrombügel: 165 Euro), Auspuff ...
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... oder Außenspiegeln kostet Aufpreis.
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Die kleinen Embleme für die Seitenschutzleisten kosten zwischen 56 und 68 Euro.
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Schlüsselerlebnis: Das individuelle Cover für den Autoschlüssel steht mit 65 Euro in der Preisliste.
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Klebefolien setzen farbliche Akzente – zu erschwinglichen Preisen. Das Designset "Italia" mit grün-roten Streifen zum Beispiel kostet 150 Euro.
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Nicht lustig: Der 18.100 Euro teure Abarth 500 fährt aggressiver, als er aussieht.
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Fiat? Von wegen! Die Italiener vertreiben den Abarth als eigenständige Marke. Deshalb heißt der Turbo-Kraftzwerg 500 Abarth und nicht Fiat 500.
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Das Abarth-Cockpit, unter anderem mit Sportlenkrad und Alu-Pedalerie. Eine manuelle Klimaanlage ist serienmäßig, die automatische kostet 310 Euro extra.
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Abarth-typische Details wie 16-Zoll-Aluräder, ...
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... Ladedruckanzeige (links) und ...
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... die zweiflutige Sportauspuffanlage treiben den Preis auf 18.100 Euro.
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Das Ende der Fahnenstange ist damit noch längst nicht erreicht. Das Esseesse-Kit für den Abarth bringt 160 PS Leistung, schicke 17-Zoll-Alus und ...
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... einen stattlichen Heckflügel. Kostenpunkt: 2500 Euro.
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An und aus: Pur-O2 heißt die neueste Ausstattungslinie der Cinquecento-Familie. Dahinter versteckt sich ein ...
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... 69 PS starker 500er mit Lounge-Ausstattung, der mit einer Start-Stopp-Automatik ausgestattet ist.
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Aufpreis zum klassischen Lounge-Modell: 0 Euro.
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Sichere Sache: Insgesamt sieben Airbags (inklusive Knieairbag für den Fahrer) sichern die Passagiere im Fall der Fälle ab. Hinten gibt es zwei Dreipunktgurte und Isofix-Befestigungen für Kindersitze.
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Entsprechend gut schnitt der Fiat beim EuroNCAP-Crashtest ab: fünf Sterne.
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Die AUTO TESTS-Empfehlung: Ein Fiat 500 1.2 8V Lounge. 69 PS reichen locker. Die 2000 Euro Aufpreis, die der ...
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... 100-PS-Cinquecento kosten würde, sind besser in der Lounge-Ausstattung (Aluräder, Glasdach) angelegt. Wer noch ein bisschen Geld übrig hat, sollte ...
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... noch 500 Euro in das Stabilitätsprogramm ESP investieren.