Kia Niro, Mazda CX-30, Skoda Karoq: Test, Kompakt-SUV, Motor, Preis
Kompakte SUV im Test: Kia Niro greift Mazda CX-30 und Skoda Karoq an

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Bezahlbare SUV für die breite Masse. Hat der neue Kia Niro das Zeug, die umkämpfte Klasse aufzumischen? Ein Vergleich mit Karoq und CX-30.
Bild: Olaf Itrich
Steigende Preise, wohin man guckt, dazu viel Ungewissheiten, wohin die Reise bei den Antrieben geht. Keine leichten Zeiten für deutsche Neuwagenkunden. Doch es gibt auch Lichtblicke. Bei den beliebten Kompakt-SUV gehören Mazda CX-30 und Skoda Karoq zu den verlässlichen und bezahlbaren Typen. Die, bei denen auch mit guter Ausstattung nicht gleich eine Vier oder gar Fünf am Anfang der Rechnung steht.
Der Kia Niro war bisher eher ein Außenseiter. Gut, aber so unauffällig, dass man ihn schnell übersah. Das dürfte sich mit der neuen zweiten Generation gründlich ändern. Schmale LED-Leuchten an Front und Heck, dazu eine massive schwarze C-Säule mit integriertem Luftauslass wie beim Ford GT. Das fällt auf. Kein Wunder, dass die Kontrahenten dagegen wie graue Mäuse wirken.
Kia gefällt mit mutigem Design
Dabei ist auch Mazda das Thema Design wichtig. Der 2019 präsentierte CX-30 wirkt eigenständig und dynamisch, die fließenden Formen fast zeitlos. Deutlich pragmatischer und angestaubter steht daneben der Karoq, der bereits seit fünf Jahren am Markt ist. Daran kann auch die neueste, äußerst dezente Modellpflege nichts ändern. Vielleicht auch gar nicht nötig, schließlich kommt es auf die inneren Werte an.

Der neue Niro fällt auf: schmale LED-Leuchten an Front und Heck, dazu eine massive schwarze C-Säule.
Bild: Olaf Itrich / AUTO BILD
Auch hier beweisen die Koreaner Mut. Im Niro dominiert ein 80 Zentimeter breites Paneel, das die Bildschirme für Instrumente und Infotainment zusammenfasst. Zudem sind sie hier stolz auf den großzügigen Einsatz recycelbarer Materialien. Die Verarbeitung stimmt auf Anhieb, die Bedienung ist ausreichend intuitiv, verlangt nur wenig Gewöhnung. Das Klima wird separat gesteuert, es gibt haptisch gut gemachte Drehregler. Der größte in der Mittelkonsole ersetzt wie inzwischen bei Kia üblich den Wählhebel der Automatik.
Fahrzeugdaten
Modell
Kia Niro 1.6 GDI Hybrid
Mazda CX-30 e-Skyactiv G 2.0 M Hybrid
Skoda Karoq 1.5 TSI ACT
Motor Bauart/Zylinder
Einbaulage
Ventile/Nockenwellen
Nockenwellenantrieb
Hubraum
kW (PS) bei 1/min
Nm bei 1/min
Vmax
Getriebe
Antrieb
Bremsen vorn/hinten
Testwagenbereifung
Reifentyp
Radgröße
Abgas CO2
Verbrauch*
Tankinhalt
Kraftstoffsorte
Partikelfilter
Vorbeifahrgeräusch
Anhängelast gebr./ungebr.
Stützlast
Kofferraumvolumen
Länge/Breite/Höhe
Radstand
Grundpreis
Testwagenpreis (wird gewertet)
Gewöhnungsbedürftig fällt die Sitzposition aus. Man sitzt hoch, schaut immer auf die Armaturen herab. Dazu rücken die Kopfstützen zu weit vor, das Lenkrad nicht genug heraus. Das klappt im Skoda besser. Überhaupt wirkt der Karoq deutlich ganzheitlicher. Die Bedienung ist abgesehen vom fehlenden Drehregler für die Lautstärke nahezu perfekt, die Verarbeitung sehr routiniert. Was fehlt, ist eine Neigungsverstellung für die Sitzfläche.
Der Mazda lässt seinen Fahrer in Ruhe
Im besten Sinne eine Reise in die Vergangenheit erlebt der Mazda-Pilot. Klassische analoge Instrumente, wenige, gut erreichbare Tasten und ein Drehdrücksteller für das Infotainment.

Klassisches Cockpit: Im Mazda gibt es noch analoge Rundinstrumente. Die Bedienung erfolgt über einen Dreh-Drück-Steller.
Bild: Olaf Itrich / AUTO BILD
Wer gern von seinem Auto in Ruhe gelassen werden möchte, ist hier richtig. Schade, dass die Verarbeitung im Detail abseits der Sichtlinie schwächelt. Bescheiden fällt auch das Platzangebot des CX-30 auf der Rückbank und im Kofferraum aus. Fondpassagiere sind im Kia am besten aufgehoben, am meisten Gepäck schluckt der Skoda.
Kia spart dank Hybridantrieb
Leider auch am meisten Sprit. Der einzige Turbo im Vergleich genehmigt sich auf der Testrunde 7,2 Liter und damit 1,4 Liter mehr als der Kia. Irgendwo dazwischen ordnet sich der Mazda mit 6,6 Litern ein. Dass der Niro so sparsam ist, verdankt er seinem serienmäßigen Hybridantrieb. Ein 44 PS starker Elektromotor, der sich aus einer 1,32-kWh-Batterie bedient, greift dem 1,6-Liter-Sauger unter die Arme.
Die Kraftübertragung übernimmt ein sechsstufiges Doppelkupplungsgetriebe. Auch wenn das typische Aufheulen der stufenlosen Konkurrenz so ausbleibt, bekommt der Fahrer sehr deutlich mit, was gerade unter der Haube passiert. Hohe Drehzahlen unter Last verderben den ansonsten positiven Geräuscheindruck.
Wenig Punch trotz größtem Hubraum im CX-30
Ein Problem, das auch der Mazda kennt. Trotz satter zwei Liter Hubraum fehlt es ihm an Drehmoment. Wer Leistung haben möchte, muss sie oberhalb von 5000 Touren suchen.

Untenrum etwas müde: Wer dem Zweiliter-Vierzylinder des CX-30 Leistung entlocken will, muss ihn reichlich hoch drehen.
Bild: Olaf Itrich / AUTO BILD
Immerhin macht das Schalten mit der knackigen Sechsgangbox Spaß. In jeder Lage druckvoll und geschmeidig geht das Skoda-Aggregat zu Werke. 250 Nm Drehmoment ab 1500 Touren erlauben eine schaltfaule Fahrweise.
Im Karoq-Fahrwerk steckt Vielseitigkeit
Vorn liegt der Karoq auch beim Fahrverhalten. Das Performance-Paket mit Progressivlenkung und DCC-Fahrwerk für 850 Euro ist eine absolute Empfehlung. Ob knackig straff oder auf der weichen Welle surfend – alles ist möglich.

Ausgewogen: Mit Progressivlenkung und DDC-Fahrwerk beherrscht der Karoq so ziemlich jede Gangart – von zart bis hart.
Bild: Olaf Itrich / AUTO BILD
Endgültigen Fahrspaß vereitelt auf der Teststrecke allenfalls das früh und rigoros eingreifende ESP. Kia und Mazda lassen mehr Leine. In dieser Klasse aber wohl leicht zu verzeihen. Der CX-30 gibt auch beim Fahren den Sportler, federt stramm und direkt. Die knackige Lenkung dürfte aber gern weniger stoßempfindlich sein.
Messwerte
Modell
Kia Niro 1.6 GDI Hybrid
Mazda CX-30 e-Skyactiv G 2.0 M Hybrid
Skoda Karoq 1.5 TSI ACT
Beschleunigung
0–50 km/h
0–100 km/h
0–130 km/h
0–160 km/h
Zwischenspurt
60–100 km/h
80–120 km/h
Leergewicht/Zuladung
Gewichtsverteilung v./h.
Wendekreis links/rechts
Sitzhöhe
Bremsweg
aus 100 km/h kalt
aus 100 km/h warm
Innengeräusch
bei 50 km/h
bei 100 km/h
bei 130 km/h
Verbrauch
Sparverbrauch
Testverbrauch
Durchschnitt der 155-km-Testrunde (Abweichung zur WLTP-Angabe)
Sportverbrauch
CO2 (Testverbrauch)
Reichweite (Testverbrauch)
Der Kia zeigt eine ausgewogene Beinarbeit mit angenehmem Langsamfahrkomfort. Bei hohem Tempo federt er aber zu weit aus, hebt seine Besatzung aus den Sitzen. Die Lenkung ist leichtgängig, bietet aber kaum Rückmeldung. Alles in allem ist er der Typ für die gemütliche urbane Gangart.
An der Kasse langt Kia am stärksten zu
Da kommt auch das Sparpotenzial des Hybrids am besten zur Geltung. Schade nur, dass die Ersparnis von teuren Versicherungsklassen und dem mit 39.070 Euro mit Abstand höchsten Kaufpreis zunichte gemacht wird. Das sind schlappe 7380 Euro mehr, als die 31.690 Euro, Mazda für den CX-30 berechnet. Mit 35.780 Euro liegt der Skoda Karoq in der Mitte, dank seiner ruhigen, ausgewogenen Art am Ende aber ganz vorn – eine sichere Bank in dieser unruhigen Zeit.
Fazit
Mit mutigem Styling und sparsamem Hybrid sorgt der Niro für frischen Wind in seiner Klasse. Schwächen im Detail und der hohe Preis werfen ihn aber zurück. Der Mazda ist der Sieger der Herzen. Ein fahraktiver Typ für Individualisten mit wenig Platzbedarf. Der ausgewogene Skoda spielt sich still nach vorn und gewinnt verdient.
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