Mobilität: Mietwagen, Überführung, Carsharing, Sparen, Gratis, kostenlos

Hinter allem steckt kein Trick: Viele Mietwagenfirmen bieten ihre Fahrzeuge unter bestimmten Bedingungen auch kostenlos an. Wie das? Es geht um Überführungsfahrten: Neue Autos werden zentral geliefert und müssen innerhalb des Stationsnetzes verteilt werden. Alte Mietwagen werden von Zwischenhändlern gekauft und dem Käufer vor die Tür gestellt. Und, in seltenen Fällen, hat ein Kunde One-Way gebucht, das Auto muss aber anschließend zurück zu seiner Basisstation gefahren werden.

Traditionell erledigten das die Mitarbeiter der Mietwagenfirmen oder spezielle Berufskraftfahrer. Doch das kostet. Also gibt es nun die Überführungsoption: Der Kunde bekommt das Auto gratis, zahlt nur den Sprit! Es kommt noch besser: Mitunter ist sogar die erste Tankfüllung gratis, bei Elektroautos zahlt man auch fürs Laden nichts!

Wie immer im Leben ist nicht alles Gold, was glänzt: Die Gratismietwagen haben gleich mehrere Haken. So sind die Fahrten meist überhaupt nicht planbar! In der Regel gibt es ein Zeitfenster von ein paar Tagen, an denen die Überführung vonstattengehen muss.

Die Touren sind außerdem niemals Rundreisen, sondern One-Way-Strecken von A nach B. Es muss also immer eine Rückfahrt einkalkuliert werden, mit Bus und Bahn oder erneut mit dem Mietwagen! Es ist auch nie genau klar, wann es losgeht. Das Angebot kann zwei Wochen vor dem Zeitfenster auf der Anbieter-Website stehen, manchmal auch nur zwei Tage zuvor.

Die Mietwagen-Touren sind überdies echte Glücksreisen: Man weiß nie, ob etwas Passendes dabei ist – oder ob völlig uninteressante Destinationen angeboten werden. Mitunter kann es aber auch ein Lottogewinn werden: Dann gibt es sogar Hin- UND Rückfahrt!

Mit anderen Worten: Wer eine Geschäftsreise oder einen wichtigen private Termin wahrnehmen muss, sollte auf keinen Fall fest mit einem Gratismietwagen rechnen. Ein weiterer Nachteil: Nicht nur die Zeit, auch die Kilometerleistung ist selbstverständlich limitiert.

Für eine Überführung von Berlin nach Hamburg (rund 280 km) zum Beispiel gibt es zumeist zwischen 400 und 350 Freikilometer, das erlaubt allenfalls einen gewissen Umweg. Wer jedoch noch weiter wegfährt, zahlt kräftig drauf.

Zuletzt ist zu bedenken, dass viele weitere Augenpaare wachsam zuschauen: So schnell wie die Angebote auftauchen, so schnell sind sie meist auch schon weg. Man muss es sich also zur Gewohnheit machen, regelmäßig nach neuen Gratisüberführungen zu schauen. Das kann zum Stress ausarten – und oft muss man nehmen, was man kriegen kann.

Der mittelständische Autovermieter Starcar (hier geht's zum Angebot an Gratismietwagen) hat in den vergangenen Jahren ein Netz in westdeutschen Großstädten aufgebaut, das stetig wächst. Das Angebot an Gratismietwagen wechselt ständig, ist aber inzwischen recht groß. Überführungen gehen von Standort zu Standort, Abgabe außerhalb der Öffnungszeiten ist möglich. Die Buchung und Abwicklung funktionieren sehr zuverlässig. Achtung: Wer verhindert ist, muss verbindlich stornieren – sonst kostet es 50 Euro Strafgebühr.

Vom Maserati-Viertürer bis zum Smart Fortwo gibt es kostenlose Starcar-Überführungen quer durch Deutschland, auch Lieferwagen und Lkw sind oft dabei. Gelegentlich gibt es sogar die erste Tankfüllung gratis! Da neuerdings auch Elektroautos in der Flotte sind, gilt für sie grundsätzlich kostenloses Laden über eine Ladekarte an Bord.

Für jede Überführung hat der Kunde 24 Stunden (zwischen Übernahme und Abgabe) Zeit. Bedingung ist, ein Jahr den Führerschein zu besitzen und über eine Kredit- oder EC-Karte zu verfügen. Wem die standardmäßig hohe Selbstbeteiligung der Kasko zu riskant ist, der zahlt für eine Zusatzversicherung extra.

Der Anbieter Flipcar bietet seine Gratis-Mietwagen ausschließlich über eine Smartphone-App an. Wer sie herunterlädt und die Paypal- oder Kreditkartendaten hinterlegt, findet auf einer Deutschland-Karte die aktuellen Angebote. Die Gratismietwagen sind am jeweiligen Abholort auf der Karte hinterlegt, der Zielort wird nach einem Fingertipp angezeigt. Das geht schnell und übersichtlich.

Aufwändiger ist der anschließende Verifikationsprozess: Man muss eine zweite App laden, über die Fahrerlaubnis und Personalausweis gescannt werden. Das ist notwendig, weil Flipcar nur der Vermittler ist zwischen Kunde und Mietwagenfirma. Anfangs etwas ungewohnt. Wer schon einmal mit Carsharing Erfahrungen gemacht hat, wird diese etwas anonyme Routine bereits kennen.

Das relativ junge Start-up Flipcar versucht, als Dienstleister zwischen Autovermietern und Kunden zu vermitteln. Zu den Partnern gehören unter anderem Europcar und Avis. Die Bedingungen ähneln denen von Starcar. Das Angebot ist allerdings derzeit noch recht dünn, bei einer aktuellen Stichprobe gab es lediglich eine Handvoll Mietwagen.

Ähnlich wie Flipcar, aber übersichtlich im Internet – und vor allem mit viel mehr Autos: Movacar hat zahlreiche Anbieter kostenloser Mietwagen unter Vertrag, dazu gehören vor allem die globalen Camper-Vermieter Roadsurfer und Indiecampers sowie die Autovermietung Enterprise (hier geht's zum Angebot an Gratis-Mietwagen). Und das heißt: Überführungsfahrten kreuz und quer durch Europa!

Gebucht wird für 1 Euro pro Tour. Viele deutsche Großstädte sind regelmäßig dabei, allerdings auch kleinere Orte wie zum Beispiel Villingen-Schwenningen oder Friedrichsdorf (Taunus). Es geht von vielen deutschen Standorten nach Spanien, Italien, Skandinavien, Frankreich. Auch von dort gibt es diverse Touren, mit Glück auch zurück. Zwischen drei und fünf Tagen ist die Miete frei, das Kilometerlimit erlaubt den ein oder anderen Umweg ans Meer oder in eine attraktive Nachbarstadt. Gegen Aufpreis ist Bettwäsche oder Hundemitnahme möglich, ein zweiter Fahrer und die Endreinigung kosten nichts. Toll: Bei den Camper-Gratismieten (und auch bei Enterprise) ist die erste Tankfüllung geschenkt!

Ein Pluspunkt: Man kann sich einen "Streckenalarm" einrichten – dann wird man per E-Mail benachrichtigt, wenn ein Gratismietwagen auf einer Lieblingsstrecke und am gewünschten Tag bei Movacar angeboten wird. Auch hier gilt selbstverständlich: keine Gewähr! Grundsätzlich sollte man sich im Klaren sein: Lange Autofahrten sind ermüdend, mit dem Abgabetermin im Nacken wird es kein (echter) Urlaub!

"Hertz spart very british": Unter dem Label "Hertz One" (für one way, sinngemäß: Einweg-Miete) vermarktet der Autovermieter in Großbritannien kostenlose Überführungsfahrten. Wer also innerhalb des Königreichs unterwegs ist, sollte regelmäßig auf dieser Website vorbeischauen (hier geht's zum Angebot an Gratis-Mietwagen).

Ursprünglich haben die Gratismietwagen auch lediglich ein Pfund gekostet, das ist geringfügig teurer geworden: Aktuell waren Angebote über Fahrten vom schottischen Edinburgh nach London auf der Seite, die 1,99 Pfund kosteten.

Pluspunkt: Viele Autos werden dem Kunden sogar 48 Stunden überlassen. Wer also seine Termine geschickt legt, für den ist gegebenenfalls sogar ein Wochenendtrip drin.

In den Vereinigten Staaten vermittelt unter anderem Transfercar Fahrer für Überführungsfahrzeuge mit wechselnden Fahrzeugtypen und Strecken. Bedingung ist eine beglaubigte Übersetzung des (ausländischen) Führerscheins, eine Kreditkarte für die Kaution ist wie immer Pflicht (hier geht's zum Angebot an Gratis-Mietwagen).

Manchmal haben die Überführungsfahrer mehrere Tage Zeit für die Tour. Das Unternehmen sagt von sich, dass seine Dienste von 120 Mietwagenfirmen in Amerika genutzt werden, darunter Hertz, Budget, aber auch viele kleinere Unternehmen. Für Australien, Brasilien, Neuseeland und Südafrika gibt es eigene Websites. Jede Buchung wird erst durch telefonischen Kontakt bestätigt, ein Mindestmaß an Englisch-Kenntnissen sollte also vorhanden sein. Achtung: Die Brasilien-Website ist nur auf Portugiesisch life.

Die Vorgaben von Transfercar, wann der Transfer zu erfolgen hat, sind mal mehr, mal weniger strikt. So wird aktuell in Neuseeland ein Campervan von Queenstown nach Greymouth (524 km) ausgeschrieben, die Fahrt muss bis 15. Januar beendet sein. Dafür stehen zwei Tage zur Verfügung.

Eine Art Zwitter ist Imoova: Der weltweite Vermittlungsdienst bietet Transfers zwar nicht zum Nulltarif, aber zumindest sehr günstig an. Aktuell werden Fahrzeuge für Preise zwischen 1 und 25 Dollar pro Tag offeriert. Destinationen sind Australien, Kanada, Neuseeland, Europa und USA. Europa ist allerdings eher bescheiden, auch USA und Kanada haben zumindest aktuell nicht viel zu bieten. Zur Flotte gehören überwiegend Wohnmobile (hier geht's zum Angebot an Gratis-Mietwagen).

Es lohnt sich, die Listen von Australien und Kanada durchzupflügen: Hier sind mitunter auch Langzeit-Überführungen zwischen acht und 14 Tage vorhanden! So sind aktuell mehrere Camper mit zwei Schlafplätzen für eine Überführung von Vancouver nach Halifax (New Brunswick) ausgeschrieben, für die Überführung quer durch Kanada hat man 14 Tage Zeit. Preis: 25 kanadische Dollar pro Tag. Aber: Endreinigung ist Sache des Mieters, ansonsten zahlt man die Arbeitskosten des Reinigungsteams.

Das Unternehmen Apollo Campervans in Australien organisiert seine Überführungen selbst: Unter dem Stichwort "Relocation", also sinngemäß Zurückverbringung zum Ursprungsort, werden (fast) kostenlose Touren mit dem Wohnmobil für 1 Australischen Dollar angeboten (hier geht's zum Angebot an Gratis-Mietwagen).

Aktuell sind zum Beispiel Überführungsfahrten von Adelaide nach Sydney (rund 1400 km) und von Cairns nach Brisbane (1700 km) ausgeschrieben. Dafür hat man jeweils drei Tage Zeit, was ziemlich sportlich ist! Hier zeigt sich: Große Ausflüge sind bei dieser Zeitvorgabe unmöglich, die Fahrt selbst dürfte anstrengend werden.