Opel Astra Plug-in-Hybrid, VW Golf 1.4 eHybrid: Test, Motor, Preis
Das wird eng: Opel Astra fordert Klassenprimus VW Golf heraus
Opel Astra Plug-in-Hybrid vs. VW Golf 1.4 eHybrid
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Astra gegen Golf – dieses Duell ist nicht neu, heute aber interessanter denn je. In der aktuellen Auflage treten beide Kompakte mit Plug-in-Hybrid an.
Bild: AUTO BILD
Er ist ein absoluter Evergreen, der seit 1991 ausgetragene Zweikampf zwischen Opel Astra und VW Golf. In der Vergangenheit wackelte der Wolfsburger dabei zwar hin und wieder mal, fiel bisher aber nicht. Um das zu ändern, geht der Astra L jetzt ganz neue Wege. Ausdrucksstarkes Design, technische Verwandtschaft zu den Stellantis-Brüdern (Peugeot 308, Citroën C4, DS 4) und zum ersten Mal in der Modellgeschichte ein Plug-in-Hybrid – reicht das, um 2022 zum Golf-Schläger zu werden?
In der ersten Reihe sitzen wir tatsächlich erste Klasse – bei beiden. Das Platzangebot überzeugt auch große Fahrer von knapp zwei Metern, Gleiches gilt für die wunderbar ins Auto integrierte Sitzposition. Die Polster mit ordentlichem Seitenhalt und ausziehbarer Beinauflage sind beide von der "Aktion gesunder Rücken" empfohlen, das offizielle Siegel trägt aber nur der Astra. Dank angenehmer Polsterung und guter Körperkontur steigen wir aber auch aus dem Golf selbst nach vielen Kilometern am Stück noch sehr entspannt (und keineswegs verspannt) aus. Das war nicht immer so.

Hinten enger: Obwohl der Astra außen länger und breiter ist als der Golf, bietet er in Reihe zwei weniger Platz.
Bild: Christian Bittmann / AUTO BILD
Der größere Astra bietet weniger Platz
In Reihe zwei finden sich dann mehr Unterschiede, vor allem beim Raumangebot. Obwohl der Astra bei Länge, Breite und auch Radstand jeweils ein paar Zentimeter mehr bietet als der Golf, gleichzeitig gerade mal einen Zentimeter flacher ist, geht es im Fond des Opel beengter zu. Um Kopf, Knie und Schultern ermitteln wir jeweils geringfügig weniger Luft. Weil die Fondbank im Astra zudem drei Zentimeter flacher über dem Boden montiert wurde als die im Golf und die Lehne des Rüsselsheimers auch etwas steiler steht, steigen Gäste lieber hinten im Golf ein.
Fahrzeugdaten
Modell
Opel Astra Plug-in-Hybrid
VW Golf 1.4 eHybrid
Motor Bauart/Zylinder
Leistung Verbrennungsmotor
Einbaulage/Hubraum
Spitzenleistung Elektromotor
Systemdrehmoment
Systemleistung
Vmax
Getriebe
Antrieb
Bremsen vorn/hinten
Testwagenbereifung
Reifentyp
Radgröße
Abgas CO2*
Verbrauch*
Kraftstoffsorte
Batteriekapazität brutto/netto
Tankdeckel/Ladeanschluss
Vorbeifahrgeräusch
Anhängelast gebr./ungebr.
Stützlast
Kofferraumvolumen
Länge/Breite/Höhe
Radstand
Grundpreis
Testwagenpres (wird gewertet)
Das dynamische Design des Opel führt übrigens auch dazu, dass der sehr breite Fuß der C-Säule in Verbindung mit den flacheren Fensterflächen die Rücksicht noch ein wenig mehr einschränkt als im nach hinten ebenfalls nicht optimal übersichtlichen VW. Nach vorn sorgen die konturierten Hauben bei beiden für bessere Aussichten.

Deutlich kleiner: Der Akku des Antriebs nimmt dem Golf ordentlich Kofferraum. Er schluckt bis zu 139 Liter weniger als der Astra.
Bild: Christian Bittmann / AUTO BILD
Im Golf schluckt der Akku mehr Kofferraum
Beim Öffnen der Heckklappen dann die doppelte Überraschung. Zum einen setzt jetzt auch Opel auf das Logo als Öffner. Zum anderen steckt offenbar viel vom äußeren Format im Kofferraum des Astra. Als Plug-in büßt er zwar rund 70 Liter Stauraum ein (Golf sogar rund 100 l), er schluckt aber deutlich mehr Gepäck als der Wolfsburger. Wird die bei beiden zweigeteilte Fondlehne mit Durchreiche umgelegt, verschwinden im Astra immerhin 139 Liter mehr – das entspricht zwei mittelgroßen Gepäckstücken oder einem echten XXL-Koffer.
Die Ladekante des Astra ist höher
Soll der allerdings ins Auto gewuchtet werden, bereitet der Astra mit 70 Zentimeter hoher Ladekante etwas mehr Mühe als der Golf mit seinem 67 Zentimeter hohen Heckabschluss. Ebenfalls dem Doppelherz-Antrieb geschuldet: Beide müssen ohne einen in der Höhe verstellbaren Ladeboden und mit einem um zehn Liter geringeren Tankinhalt auskommen. Beim Astra schrumpft er von 52 auf 42 Liter, beim Golf von 50 auf nur noch 40 Liter. Viel Verzicht für die Elektrounterstützung.

Im Prinzip gleichen sich die Cockpits von Astra und Golf (Bild). Der Wolfsburger setzt allerdings noch mehr auf Touch-Bedienung.
Bild: Christian Bittmann / AUTO BILD
Bei beiden wird viel getoucht
Überraschend ähnlich wirken dann die Cockpits – zumindest auf den ersten Blick: unten abgeflachtes Lenkrad, zwei große Monitore, kleiner Automatikwählhebel auf der Mittelkonsole. Grundsätzlich ähnelt sich auch die Bedienung im Tabletstil. Im Detail lässt sich der Astra mit mehr echten Knöpfen (z. B. für Lautstärke) und etwas weniger Touch aber ablenkungsärmer steuern. Wer auf das gesprochene Wort als Bedien-Tool zurückgreift, wird wiederum wenig Unterschiede feststellen.
Messwerte
Modell
Opel Astra Plug-in-Hybrid
VW Golf 1.4 e-Hybrid
Beschleunigung
0–50 km/h
0–100 km/h
0–130 km/h
0–160 km/h
Zwischenspurt
60–100 km/h
80–120 km/h
Leergewicht/Zuladung
Gewichtsverteilung v./h.
Wendekreis links/rechts
Sitzhöhe
Bremsweg
aus 100 km/h kalt
aus 100 km/h warm
Innengeräusch
bei 50 km/h
bei 100 km/h
bei 130/160 km/h
Bei 160 km/h
Verbrauch
Stromverbrauch (hochgerechnet)
Testverbrauch
(60 % Hybrid–, 40 % E-Anteil)
Verbrauch mit leerer Batterie
CO2 (Testverbrauch)
Reichweite
Beide reagieren auf freie Formulierungen (Mir ist kalt/Ich habe Hunger) und erfüllen konkrete Wünsche (Temperatur auf 21 Grad) recht zuverlässig. Der Opel gab auf die Anweisung, die Sitzheizung zu regulieren, aber ab und an mal den Hinweis, dass das nicht möglich sei. Auch unterscheidet er nicht, ob Fahrer oder Beifahrer mit ihm sprechen. So wird stets der Po des Piloten erwärmt, der Golf hört auch auf den frierenden Beifahrer.

Geht ordentlich: Der Hybrid-Antrieb des Astra arbeitet geschmeidig, er bringt den Wagen in 7,7 Sekunden auf Tempo 100.
Bild: Christian Bittmann / AUTO BILD
Opels Plug-in arbeitet unauffällig
Der 180 PS starke Plug-in-Hybrid im Astra läuft wunderbar geschmeidig. Wechsel in der Antriebs-Leitung bekommt der Fahrer nicht wirklich mit, die Achtstufenautomatik zeigt sich stets aufmerksam und gut orientiert, die flotten Fahrleistungen bieten auch sportlichen Naturen keinen Anlass zum Nörgeln.
Das VW-DSG ist nicht fehlerfrei
Ja, der Golf mit seinen 204 PS kommt noch eine Spur besser aus den Startblöcken, zeigt dafür aber anderen Problemzonen. Zum Beispiel das Sechsgang-DSG, das schnell und meist aufmerksam agiert, gerade beim Anfahren und Rangieren aber nicht die Geschmeidigkeit einer Wandlerautomatik erreicht. Außerdem ist der Geräuschkomfort im VW hörbar schlechter als im Opel. Der Golf rollt sehr prallig ab, nervt mitunter mit deutlichem Dröhnen – als wäre er mit drei Bar Luftdruck unterwegs. Weitere Details zum Test gibt es in der Bildergalerie.
AUTO BILD – DAS MAGAZN
Ab Sonntag, dem 28. August 2022, zeigt BILD TV immer sonntags um 13 Uhr jeweils zwei von insgesamt zwölf Folgen des neuen BILD-Originals AUTO BILD – DAS MAGAZIN. Moderiert von Sidney Hoffmann. Die Reporter von AUTO BILD testen und präsentieren zusammen mit Sidney. Hier geht's direkt zum Stream.
Fazit
Astra und Golf zeigen, wie gut einfache Kompakte heute sind. Der VW glänzt mit tollem Komfort, guter Raumausnutzung und sparsamem Antrieb. Für den Opel sprechen die günstigeren Preise und mehr Kofferraumvolumen. So fehlen dem Astra am Ende gerade mal acht Punkte zum Sieg.