Econetic, Ecoflex, BlueMotion ?– die Namen lesen sich wie Klingelschilder an einem High-Tech-Gebäude im Silicon Valley. Doch die drei Begriffe stehen nicht für Forschungsfirmen, sondern sie kleben an drei deutschen Kompaktautos: Ford Focus, Opel Astra und VW Golf. Es geht um Spardiesel, eingebaut in verbrauchsoptimierte Fünftürer. Nicht automobile Askese ist hier die Devise. Alle drei sind vollwertige Familienwagen mit ausreichend Platz für Insassen und Gepäck. Verzicht üben sie nur beim Spritkonsum. Ihre Versprechungen sind vollmundig: 5,1 Liter auf 100 Kilometer soll der Astra verbrauchen, 4,5 Liter der Golf und der Focus sogar nur 4,3 Liter. Kann das sein? Oder flunkern die Hersteller das Blaue vom Himmel, um ihr grünes Image zu stärken?

Opels Ecoflex ist nur eine Marketing-Masche

Bei Opel jedenfalls ist die wohlklingende Vokabel Ecoflex nur eine Marketingmasche. Als Ecoflex bezeichnen die Rüsselsheimer nichts anderes als das verbrauchsärmste und damit umweltfreundlichste Modell einer Baureihe. Beim Astra ist das der 1.3 CDTI mit 90 PS und serienmäßigem Partikelfilter. Preis: ab 19.415 Euro. Dafür gibt es einen Astra in Einfach-Ausstattung ohne Radio und Klimaanlage. Allerdings lässt sich der Öko-Opel bis zur Ausstattungslinie "Innovation" für 21.960 Euro aufwerten. Ecoflex-Käufer bekommen Luxus, wenn sie danach verlangen. Um sparsames Fahren zu erleichtern, hat Opel den Tourenzähler von 1250 bis 2500 Umdrehungen grün eingefärbt. Auf der AUTO BILD-Normrunde mit 20 Kilometer Vollgas-Anteil lag der Testverbrauch bei 5,9 Litern. Positiv wirkt sich aus, dass der Astra als Einziger serienmäßig über einen sechsten Gang verfügt. Bei Autobahnrichttempo liegen in der höchsten Fahrstufe 2400 Touren an. Allerdings will kaum Fahrfreude aufkommen. Der Common-Rail-Vierzylinder zieht den Astra zäh nach vorn. Seine Spitze von 172 km/h erreicht er nur mit langem Anlauf. Der Astra ist ein funktionsorientiertes Auto mit gutem Platzangebot, aber kein Sparwunder. Seine Stärke sind niedriger Neupreis, geringe Unterhaltskosten und gute Garantieversprechen (bis zum 31. März 2008 sechs Jahre).

Der Focus ist mehr Spaß- als Sparmobil

Ford Focus 1.6 TDCi econetic
Ford geht einen Schritt weiter. Wie VW mit dem BlueMotion-Konzept wollen die Kölner mit speziell herausgeputzten Ökomodellen CO2-bewusste Käufer für sich gewinnen. Erster Vertreter dieser Strategie ist der Focus Econetic mit dem 1.6-TDCi-Motor. Schon der Hubraum verrät, dass unter seiner Haube mehr Potenzial als im Opel steckt. Stramm marschiert der 109-PS-Focus los. Das Fünfgang-Getriebe lässt sich sauber schalten, die Anschlüsse passen gut, Fahrwerk und Lenkung vermitteln einen sportlichen Eindruck. Das soll ein Sparmobil sein? Spaßmobil wäre passender. Auch wegen der Schaltanzeige. Die leuchtet erst auf, wenn der Zeiger den roten Bereich bei 4500/min erreicht; wie bei einem Rennwagen. Doch für ein Ökoauto ist diese Spielerei so fehl am Platz wie eine Pappnase auf einer Beerdigung. 21.000 Euro kostet der Econetic-Focus. Er ist 500 Euro teurer als der normale Focus in Style-Version. Wer nur den 109-PS-Diesel will (ohne Klima, Radio), bekommt ihn schon ab 19000 Euro. Ford begründet den Econetic-Aufschlag mit sechs Maßnahmen: Feinkalibrierung der Motronic, optimierte Servolenkung, Getriebeöl mit niedrigerer Viskosität, tiefergelegte Karosserie, aerodynamisch verbesserte Anbauteile und 15-Zoll-Räder mit Leichtlaufreifen. Lohnt die Zusatzinvestition? Nein. Beim Verbrauch erweist sich die Werksangabe als zu optimistisch. Statt bei 4,3 lag der Testverbrauch bei 5,9 Litern. Mitschuld daran trägt das sportlich-kurz übersetzte Getriebe. Bei 130 km/h im fünften Gang dreht der Motor 2600 Touren. Das treibt den Spritkonsum besonders auf der Autobahn nach oben.
Bei VW beträgt der Zuschlag für die BlueMotion-Ausführung des Golf Trendline 325 Euro (ab 20.625 Euro; Dreitürer). Dafür gibt es 15 Millimeter tiefere Karosserie, Schaltanzeige, abgesenkte Leerlaufdrehzahl, verkleideten Unterboden und länger übersetzte Gänge (drei bis fünf) sowie Leichtlaufreifen. All das verfehlt seine Wirkung nicht. Mit einem Testverbrauch von 5,2 Litern wird der VW Sparmeister. Bei Tempo 130 dreht der Selbstzünder nur 2200/min. Steht die Tachonadel bei 200, liegen 3400/min an. Die oft gescholtene Pumpe-Düse-Technik läuft zwar ruppig, den Diesel verbrennt sie dafür effizienter als die Common-Rail-Motoren von Ford und Opel.

Der Golf ist der Sparmeister

VW Golf 1.9 TDI BlueMotion
Allerdings fordert der VW Leidensbereitschaft. Der Fahrer muss das lange Getriebe mögen und früh hochschalten. Fahrspaß wird zum Fremdwort. Besonders beim Durchzug. Von 80 auf 120 km/h im fünften Gang braucht der BlueMotion 15,6 Sekunden. Der 105-PS-Golf mit Normalgetriebe ist fast sechs Sekunden schneller. Auch Astra und Focus sind elastischer. Ebenso leidet der Komfort. Tieferlegung und die strammer aufgepumpten Michelin-Reifen (Empfehlung 2,5 Bar) sorgen für spürbar härteres Abrollen. Aber das ist bei diesen Autos eher zweitrangig. Sie sollen sparen, die Verbrauchsanzeige rückt dabei in den Vordergrund. Wer hier die Nase vorn hat, ist der wahre Sieger. Also mussten alle drei die Verbrauchsrunde ein zweites Mal betont defensiv absolvieren. Ergebnis: Dem Golf reichten 4,1 Liter (4,7 Liter beim Astra, 4,6 Liter Focus). Heißt: Den größten Spaß beim Sparen macht der Golf.

Fazit von AUTO BILD-Redakteur Jörg Maltzan

Es gibt spannendere Dinge, als Öko-Autos zu testen. Doch auch der Geiz hat seinen Reiz. Dann nämlich, wenn ein Auto unerwartet niedrige Verbrauchswerte von vier oder noch weniger Litern pro 100 Kilometer schafft. In diesem Testfeld zeigt der Golf die überzeugendste Sparleistung. 4,1 Liter für ein Vollwertauto sind ein super Wert. Die Modifikationen am Focus dagegen haben eher Alibicharakter. Sein Spritsparpotenzial ist gering. Gleiches gilt für den Astra. Nur einen Namen ans Heck kleben reicht nicht. Da sollte schon mehr Technik drinstecken.

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Kommentar von AUTO BILD-Autor Wolfgang König

Vorschlag an alle Autofirmen: Macht endlich Nägel mit Köpfen, dann kaufen wir die Spartechnik auch. Also nicht erst Aufpreis verlangen für "verbesserte Aerodynamik" oder "optimierte Motorsteuerung". Wenn ihr wisst, wie es besser geht, dann bitte serienmäßig einbauen. Und keine tiefergelegten Mogelpackungen mit harten Fahrwerken. Oder mit intergalaktischen Übersetzungen, Spargängen also, die in der Praxis keiner nutzt. Oder mit Spritsparreifen ohne Grip. So hat Öko noch nie funktioniert, da helfen auch keine fantasievollen Namen. Nachhilfe gefällig? Die gibt es von BMW. "Efficient Dynamics" ist das Zauberwort – Eco-Technik serienmäßig und ohne faule Kompromisse.