Vier starke Kleinwagen im Vergleich
—Formel Volkssport
Auf der Rennpiste kann der Polo punkten
Dieser hier spielt mit in der oberen Leistungs-Liga und zeigt stolz bewährte GTI-Tradition im Detail: griffiges Lenkrad, rote Ziernähte und Sitze mit nostalgischem Karo-Bezug. Außen mit auffälligem Waben-Grill, rotlackierten Bremssätteln, Heckspoiler und Doppelrohr. Nicht übertrieben, denn der Kleine hat es faustdick unter der Haube. Dort lauert der quicklebendige 1,8-Liter-Turbo-Fünfventiler mit 150 PS. Der macht früh Druck, dreht wie ein Wilder und klingt mit Abstand am besten: leise grollend bis kernig röhrend. Allerdings muß er im Polo mit 1245 Kilogramm auch am meisten schleppen. Der Wohlstandsspeck lastet schwer auf der Hüfte. Der mit dem gleichen Motor antretende Seat (minus 25 kg) und auch der 110 Kilo leichtere Mitsubishi nehmen dem Volkswagen deshalb im Spurt ein paar Zehntel ab.
Aber auch nur dort. Eine Runde auf unserer Hausstrecke, der Motorsport-Arena in Oschersleben, schafft der Polo in 1:57.27 Minuten, der Ibiza liegt mit 1:57.96 knapp dahinter. Der Colt ist mit 1:58.57 min deutlich langsamer. Erkenntnis: Der Polo GTI ist einfach besser abgestimmt als die beiden, zwirbelt leichtfüßiger um die Kurven und ist spielerisch zu kontrollieren, auch wenn die Lenkung direkter ansprechen und mehr Rückmeldung geben könnte. Bei allem indes bietet der Polo den besten Restkomfort, Querfugen auf der Autobahn nimmt er die schlimmste Schärfe.
Betriebskosten, Garantien und Preise
Konkret: tiefe Schürzen, schönes Doppelendrohr, auffällige Lampen, viel roter Zwirn, stramme Sportsitze – und ein unglaublich fetter Schalthebel. Aus dem schicken Cockpit glühen rot die Instrumente hervor – und sie versprechen nicht zuviel. Der 1,8-Liter-Turbo pfeift fröhlich, beißt genauso heftig zu wie im VW und – wenn er soll – flitzt der Ibiza durch die Gegend wie der Torero auf der Flucht vor dem Stier. Dazu passend: knackige Schaltung, gut dosierbare Bremsen – kein Zweifel, hier leben sich Renn-Gene aus. Wenn doch nur die unpräzise Lenkung nicht wäre.
Der Ford Fiesta ST ist in diesem Punkt deutlich besser, macht mit seinem tollen Handling viel Freude. Wie ein Terrier schnüffelt er um den Kurs, läßt sich nicht von der Spur abbringen. Straffes, ausgeruhtes Fahrwerk, präzise, spontan reagierende Lenkung und exakt rastendes Getriebe ergeben zusammen fast automatisch die Bestzeit in Oschersleben: 1:56.45 min, deutlich vor dem Polo GTI. Und dabei hat der noch den besseren Motor, denn der 150-PS-Zweiliter-Sauger im Ford kann nicht komplett überzeugen.
Technische Daten und Fahrleistungen
Hinzu kommt, daß sein Lenkrad nur höhenverstellbar ist, nicht in der Länge: Die Sitzposition ist deshalb besonders für Größere nicht so perfekt wie in Seat und VW. Noch ausgeprägter ist das im Mitsubishi. Auch bei ihm läßt sich das Lenkrad nur in der Höhe justieren. Der Colt ist ohnehin ein Sonderfall – fast schon ein kleiner Van. Er hat jede Menge Platz und im Fond sogar eine längs um 15 Zentimeter verschiebbare Rückbank. Auch Fahrer und Beifahrer sitzen anders: aufrecht, hoch und ziemlich weit weg von der Frontscheibe mit schlechter Übersicht.
Auch der Mitsubishi ist nett ausstaffiert, mit Spoilern, dickem Lenkrad, Ziernähten und Sportsitzen. Insgesamt aber nicht ganz so liebevoll wie die anderen drei. Sportliche Ambitionen nimmt man ihm deshalb nicht auf Anhieb ab, und dieser Eindruck täuscht nicht. Er fährt sich unharmonischer als die anderen drei, nicht so agil. Die träge Lenkung spricht verzögert an, auch sind deutliche Antriebseinflüsse zu spüren. Schnelle Kurven nimmt er stampfend, und der Aufbau neigt sich wegen des höheren Schwerpunkts kräftig.
Fazit und Bewertung
Preismäßig liegen die vier fast auf einem Niveau. Teuerster ist, na klar, der Polo GTI mit 18.950 Euro, der Seat Ibiza FR folgt mit 18.690 knapp dahinter. Der Colt CZT kostet mit 18.490 Euro 365 Euro mehr als der Fiesta ST für 18.125 Euro, hat aber als einziger hier Kopfairbags und Klimaautomatik serienmäßig an Bord. Insgesamt sind die vier ziemlich gut ausgestattet, einschließlich Radio und Bordcomputer – abgesehen vom Polo GTI. Doch der VW zeigt sich am Ende als das ausgewogenste Angebot, die Rechnung geht glatt auf.
Fazit von AUTO BILD-Redakteur Dirk Branke: Die Formel Volkssport geht auf, die kleinen GTI machen jede Menge Spaß. Der neue Polo GTI überzeugt auf Anhieb, er ist das ausgewogenste Auto mit einem tollen Motor. Der Seat mit dem gleichen Aggregat und der Ford liegen gleichauf dahinter – der Ibiza gefällt mit Auftritt und Fahrleistungen, der Fiesta mit seinem agilen Handling. Der Mitsubishi kann nicht ganz mithalten, einen lebensfrohen Turbo hat er aber auch.