VW ID.3 (2020): Test, Connectivity-Check, Bedienung, E-Auto
ID.3 im Connectivit-Check: An diesen Stellen muss VW nachbessern
Bildergalerie VW ID.3 (2020)
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Der ID.3 ist das erste eigenständige E-Auto von VW und soll auch ein Innovationstreiber sein. AUTO BILD macht den Connectivity-Check!
Bild: AUTO BILD
Jetzt mischt auch VW mit einem ernstzunehmenden Fahrzeug auf dem E-Auto Markt mit. Der ID.3 tritt zwar das Erbe des e-Golf an, macht aber im Prinzip alles anders als der zum E-Auto umgebaute Golf. Ordentliche Reichweite, eigene Plattform und Heckantrieb klingen jetzt nun wirklich nicht mehr nach klassischer Kompaktstrategie aus Wolfsburg. Das ist gewollt und soll helfen, sich wichtige Marktanteile von Tesla und Co. zurückzuholen. Da muss dann aber auch die Konnektivität stimmen. Der ID.3 bekommt die neueste Generation an Infotainment aus dem VW-Konzern spendiert. Das bedeutet: Sprachsteuerung, drahtlose Verbindung mit dem Smartphone und eine einfachere Bedienung. Aber funktioniert das alles? AUTO BILD machte den Connectivity-Check und verrät, was das System kann und wo VW noch einmal eine Ehrenrunde drehen muss.

Gut gelöst: Das Kombiinstrument ist fest am Lenkstock verbaut und somit immer gut ablesbar.
Bild: F. Roschki
Aufgeräumte Anordnung

Der Homescreen ist aufgeräumt und einfach zu verstehen. Er lässt sich individuell konfigurieren.
Bild: Volkswagen AG
Mut zur Touchbedienung
Im ID.3 finden sich im Grunde keine klassischen Knöpfe mehr. Das erfordert von einem Volumenhersteller wie VW einiges an Mut. Die Lichtbedienung, die Lautstärkeregelung, die Bedienung der Klimaanlage, die Sitzheizung und selbst die Betätigung des Warnblinkers, hinter keinem Symbol verbirgt sich mehr ein physischer Kontakt. Das mag gewiss nichts für Puristen sein, die lieber einen klassischen Drehregler zur Hand haben, zu einem ganzheitlich neu gedachten Fahrzeug passt die moderne Steuerung aber allemal.
We Connect ID. App ohne unnötigen Schnick-Schnack

Die für ID. Modelle entwickelte App ist aufgeräumt und in ihrer Funktion reduziert.
Bild: Volkswagen AG
ID.3 bremst den Fahrer auf Wunsch ein
Ein wirklich gelungenes Feature des ID.3 wird erst beim Fahren relevant. Ist die Verkehrszeichenerkennung aktiv und sind die Energiesparhinweise eingeschaltet, gibt der VW Tipps, in welchen Situationen vom Fahrpedal gegangen werden kann. Das wird besonders deutlich, wenn man auf der Landstraße auf Ortschaften zufährt. Folgt der Fahrer der Aufforderung zum Ausrollen lassen, verzögert der ID.3 selbstständig bis auf 50 km/h. Super, so spart der VW Strom und kommt gleichzeitig mit der erlaubten Geschwindigkeit am Ortsschild an. Neben der Verkehrszeichenerkennung nutzt der VW für dieses Feature auch Daten aus dem optionalen Navigationssystem. Die Funktion lässt sich auf Wunsch auch deaktivieren. Im Alltag funktioniert die Funktion aber so gut, dass man sie gerne nutzt.
ID.Light interagiert mit den Insassen
Zugegeben, mit seinem Auto zu reden ist noch immer eine komische Sache, die ziemlich unpersönlich wirkt. Das "ID.Light" macht den ID.3 hier aber etwas nahbarer als andere Autos. Eine schmale Lichtleiste vor der Windschutzscheibe signalisiert, wem das Auto gerade zuhört, sei es dem Fahrer oder dem Beifahrer. Außerdem animiert es die Rückmeldung des Autos und dient sogar der Navigation. Ist eine Route geplant, zeigt eine über die gesamte Fahrzeugbreite laufende blaue Animation, in welche Richtung man demnächst abbiegen muss. Im Alltag funktioniert das zuverlässig und hilft tatsächlich, die richtige Einmündung zu finden.
Sprachsteuerung

Das Lenkrad ist auch schon vom Golf 8 bekannt und lässt sich auch per Touch bedienen.
Bild: Volkswagen AG
Allgemeine Performance des Systems
Sprachsteuerung, drahtlose Anbindung von Geräten, das alles braucht Rechenleistung. Im Connectivity-Check schien der ID.3 mit all diesen Aufgaben teilweise überfordert zu sein. Der Wechsel der einzelnen Ansichten erfolgte oft nicht flüssig, Eingaben wurden an falscher Stelle übernommen und Untermenüs brauchten Zeit, bis sie geladen waren. Zugegeben, auch in Wettbewerberfahrzeugen hängt das System einmal, die Häufigkeit im ID.3 lässt sich allerdings nicht von der Hand weisen. Hoffentlich handelt es sich hier nur um ein Softwareproblem, das mit einem Update behoben wird, denn bleibt die Performance so, werden einige Kunden sicherlich enttäuscht sein.
Smartphone Anbindung und Head-up-Display

Die induktive Ladeschale ist im ID.3 nicht serienmäßig und kostet Aufpreis.
Bild: Thomas Starck
Induktives Laden ist optional
Bereits in der Basis lassen sich alle gängigen Smartphones ohne Kabel mit dem neuen ID.3 verbinden. Ein tolles Feature, denn so ist der Kunde nicht immer gezwungen, das teure Navigationssystem des Herstellers zu kaufen und kann stattdessen beispielsweise Google Maps nutzen. Leider macht eine kabellose Telefonschnittstelle nur Sinn, wenn das Smartphone auch induktiv geladen werden kann. Eine kabellose Ladeschale ist beim ID.3 aber ein optionales Feature. Somit verkommt die an sich gute Sache zu einem Marketinggag. Auf kurzen Strecken muss das Telefon zwar nicht mehr aus der Tasche genommen werden, sobald der Akkustand aber niedrig ist, wird wieder ein Kabel erforderlich. Wirklich schade, hier zwingt VW seine Kunden unnötig zu optionaler Ausstattung.
Was die Ergonomie des Innenraums betrifft, kann das ID.3-Debüt als geglückt betrachtet werden. Alle Bedienflächen sind gut erreichbar und sind klar gegliedert. Die Touch-Bedienung erfordert Umgewöhnung, macht den Innenraum des ID.3 aber sehr modern. Leider liefert VW sein neues E-Auto mit einem halb fertigen Infotainment aus. Weder das viel beworbene AR-Head-up-Display war zum Testzeitpunkt verfügbar noch die drahtlose Smartphoneanbindung. Dazu kommt die teils mangelnde Performance des Systems und die wenig intelligente Sprachsteuerung.
Die neue Aufpreispolitik macht den ID.3 zudem schnell teuer. Während die aktuelle Basis bei 35.574 Euro startet, müssen Interessenten von Head-up-Display und Navigationssystem mindestens 43.680 Euro berappen. 8106 Euro Aufpreis für ein bisschen Connectivity? Nicht ganz. Natürlich ist der ID.3 dann auch mit Matrix LED-Scheinwerfern und einer erweiterten Ausstattung versehen. Wer das alles nicht braucht, und nur besser vernetzt sein möchte, wird allerdings genötigt, diesen Aufpreis zu zahlen. VW bietet das E-Auto aktuell nämlich nur mit vordefinierten Ausstattungspaketen an. Bei der Connectivity verpasst VW im ersten Test die Chance, sich mit der Konkurrenz auf Augenhöhe zu stellen.
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