Man kann es den Kleinen förmlich ansehen, so breit ist das Grinsen, das sie dieser Tage durch die Gegend tragen. Angespornt von der Abwrackprämie, können sie momentan gar nicht schnell genug vom Band purzeln. Wie gut, dass der Nachschub bereits mit den Reifen scharrt. Bloß bei Audi dürfte man mit den Zähnen knirschen. Zwar wird sich der A1 wohl zur IAA erstmals ins Seriengewand werfen, mit seiner Markteinführung schrappt er jedoch haarscharf an den staatlichen Boni vorbei. Den Anfang macht im Frühjahr 2010 der Dreitürer, bevor sich wenige Monate später der fünftürige Sportback einer platzbedürftigeren Kleinwagenklientel annimmt. Positiv: Mit rund 14.500 Euro Grundpreis fällt der Premiumzuschlag gegenüber dem technisch eng verwandten VW Polo erfreulich gering aus.

Untere Mittelklasse und Mittelklasse

Erlkönig Alfa Romeo 149
Wie sehr sich die Konkurrenten auch anstrengen – wenn der Opel Astra auf der IAA im September erstmals die Hüllen fallen lässt, sind ihm die Blicke der Weltöffentlichkeit gewiss. Da trifft es sich gut, dass er ein hübscher Kerl geworden ist, mit breiter Statur, eleganter Silhouette und markantem Heck. Zeitgemäß eben, wie die Technik: So tischt Opel zur Markteinführung im Oktober hauptsächlich Direkteinspritzer auf. Highlights sind einerseits ein 1,4-Liter-Turbobenziner mit 136 oder 180 PS, andererseits ein 80-PS-Diesel, der sich dank der Unterstützung von Start-Stopp-Komponenten voll dem Spritsparthema verschreibt. Auch bei Alfa mischt sich zwangsläufig eine beträchtliche Dosis Vernunft unter die eher emotionale Markentradition. Zwar hüllt sich auch der künftige Kompaktklässler 149 in ein rassiges Blechkleid, hinter dem Scudetto grassiert jedoch der Downsizingtrend.

Oberklasse und Luxusklasse

Illustration Audi A5 Sportback
Auf Coupé und Cabrio folgt nun Sportback. Pünktlich zum 100. Jubiläum beschenkt sich Audi mit einer fünftürigen A5-Version. Die nun dritte Karosserieform kombiniert die breitere Spur des Coupés mit Radstand und Länge der technisch größtenteils identischen A4 Limousine. Anders als dort finden im Fond des A5 Sportback nur zwei Personen Platz, dafür ist die Heckklappe an der Dachkante angeschlagen, liftet sich also im Fließheckstil nach oben und gibt einen mit 470 Litern üppig bemessenen Kofferraum frei. Dass sich der A5 Sportback jedoch weniger an die nutzwertig orientierte Kundschaft als vielmehr an Bauchgefühlkäufer wendet, offenbaren die 36.000 Euro Einstiegspreis, mit denen er sich rund 1500
Euro oberhalb des Zweitürers einnistet.

Vans und Reisewagen

Seit der Opel Zafira das Van-Segment mit seinem intelligenten Sieben-Sitze-Konzept durcheinanderwirbelte, scheint die Zeit der busartigen Mehrsitzer endgültig abgelaufen. Kompakt und flexibel statt klobig und steif lautet mittlerweile die Devise. Eine Bewegung, der sich sowohl Ford B-Max als auch der kleine Zafira-Bruder Opel Meriva anschließen. Beide müssen aufgrund ihrer Kompaktklasse-Herkunft zwar mit fünf Sitzplätzen auskommen, warten im Innenraum dafür mit einem hohen Grad an Flexibilität und Raumausnutzung auf. Der Ford ersetzt Ende 2009 den Hochsitzer Fusion und soll sich mit einer getreu der Markenphilosophie eher sportlichen Ausrichtung von der Konkurrenz abheben. Auch Opel schafft dem Meriva ein Alleinstellungsmerkmal: Wie schon bei der Studie werden die Fondtüren an der C-Säule angeschlagen, öffnen also gegen-läufig, was den Ein- und Ausstieg begünstigen soll.

SUV und Allradler

Illustration Seat Tribu
Ein bisschen Spekulation muss erlaubt sein. Anlass dazu gibt jedenfalls der kleine Seat-Offroader, der als Studie Tribu auf der IAA 2007 für Furore sorgte. Zwar hat die spanische VW-Tochter bis  dato noch keinen offiziellen Termin für  eine Serienfertigung bestätigt, dass das Kompakt-SUV in naher Zukunft aber ins Rennen geht, gilt als beschlossen. Zumal mit dem kürzlich enthüllten Skoda Yeti die Basis schon bereitsteht: Wie der Tscheche würde ein möglicher Tribu wahlweise über Front- oder Allradantrieb verfügen und seine Motorenpalette aus den VW-Triebwerken von Polo und Golf zusammenbauen. Im Vordergrund stünde dabei freilich eine umweltbewusste Herangehensweise an das SUV-Thema, das durch die Verwendung der konzerneigenen Spritsparbausteine sogar noch betont werden könnte.

Sportwagen und Cabrios

Fiat 500 Cabrio
Eigentlich schien der Retrozug mitsamt BMW Z8 und Konsorten bereits abgefahren. Nun jedoch will Mercedes den wohl berühmtesten aller deutschen Sportwagen wieder aufleben lassen. Mit Flügeltüren, traditionellem Kühlergrill und klassischer Linienführung zitiert der neue SLS AMG jedenfalls überaus gekonnt den 300 SL von 1954. Unter der Haube arbeitet die mit 571 PS bislang leistungsstärkste Ausbaustufe des 6,2-Liter-V8-Saugmotors, der den SLS in Tateinheit mit einer dynamikfokussierten Abstimmung geradewegs in den edlen Reigen der Supersportler katapultieren soll. Die Cabriovariante der E-Klasse, die gemeinsam mit dem SLS auf der IAA debütiert, wird sich jedenfalls schwertun, nicht völlig im Glanz des Retrostars zu verglühen.

Mehr über den 2009er-Jahrgang in den einzelnen Klassen gibt es oben in der Bildergalerie. Den kompletten Neuheitenkalender von AUTO TEST können Sie hier als PDF downloaden.