Liebling, sie haben den Hummer geschrumpft! Und dann auch noch nach Frankreich gebracht. Denn während uns GM in Amerika gerade mit der Wiedergeburt des SUV-Sauriers als König der elektrischen Pick-ups ins Staunen bringt, lässt uns Citroën jetzt über seinen kleinen Bruder schmunzeln.
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"Oli" heißt der kleine Charakterkopf, der aussieht, als wolle er den Strand von Cannes umpflügen oder die Champs-Élysées auf dem Grünstreifen nehmen. Und der – wie der Hummer – eine Pritsche hat. Zumindest, wenn man die Heckklappe runter-, die Rücksitze weg- und die Heckscheibe einklappt.

Citroën Oli soll mit dem Hersteller-Wettrüsten brechen

Auch wenn der Citroën Oli verdächtig nach Spaß aussieht – er hat einen ernsten Hintergrund. Citroën bekennt sich damit zur bitteren Wahrheit, dass das Autofahren in der Mobilitätswende für viele unbezahlbarer wird. Das Showcar soll zeigen, wie die PS-Branche das Ruder vielleicht doch noch herumreißen kann.
Citroen Oli
Sowohl das Dach als auch die Hauben sind aus Pappe – aber mit Waben verstärkt und mit Schutzlack überzogen, um mehr Stabilität zu bieten.
Bild: CITROËN

Sonst kosten Familienautos künftig nicht mehr 22.000 Euro wie ein aktueller C3 Aircross, sondern eben 36.000 Euro wie der elektrische C4. Und selbst wenn solch eher konventionellen E-Autos künftig allein über die Masse ein bisschen günstiger werden sollten, dürften im Gegenzug die Fördergelder versiegen; und unterm Strich müssen wir am Ende wieder mehr bezahlen.
Oder eben auch nicht. Denn mit dem Oli wollen die Franzosen mit dem ewigen Wettrüsten der Hersteller brechen. Wo Autobauer wie früher der Metzger gerne fragten, ob es denn etwas mehr sein dürfte, soll der Oli "back to basic" gehen. Motto: Weniger muss genug sein. Mehr als 25.000 Euro solle ein familientaugliches Alltagsauto nicht kosten – eine Aufgabe, die den Designern und Ingenieuren mächtig Kopfzerbrechen bereitet haben dürfte.
Citroen Oli
Pick-up-Pritsche à la Hummer: Heckklappe runter-, Rückbank weg- und Heckscheibe einklappen.
Bild: CITROËN

Für mehr Reichweite müssen Verbrauch und Gewicht runter

Mehr als 40 kWh Batteriekapazität sind bei diesem Preis nicht drin. Weil der Wagen aber trotzdem rund 400 Kilometer weit fahren soll, muss der Verbrauch auf 10 kWh auf 100 Kilometer sinken. Das ist etwa das Gleiche wie beim Mercedes EQXX, nur dass dessen Preis wahrscheinlich sechsstellig würde, wenn das millionenschwere Einzelstück in Serie ginge.
Citroen Oli
Das Cockpit erwacht erst dann zum Leben, wenn das eigene Smartphone in einen Schlitz hinterm Lenkrad gesteckt wird.
Bild: CITROËN

Die Lösung ist eine strenge Diät, deren Ziel Citroën auf 1000 Kilogramm festgelegt hat. Damit wiegt der Oli kaum mehr als doppelt so viel wie der winzige Citroën Ami, der aber nur 45 km/h schnell ist, höchstens 75 Kilometer schafft und Platz für zwei bietet. Und er ist eine halbe Tonne leichter als der aktuelle ë-C4 mit seiner immerhin 50 kWh großen Batterie.

Sitze aus dem 3D-Drucker, Karosserieteile aus Pappe

Während Mercedes aber mit sündhaft teuren Materialien abspeckt, lassen die Franzosen ihre Fantasie spielen und sparen mit smarten Stoffen. Zum Beispiel mit Sitzen, die als luftiges Skelett aus Polyurethan aus dem 3D-Drucker laufen und obendrein nur aus 7 statt sonst mehr als 30 Teilen bestehen. Das drückt die Montagekosten – genau wie die baugleichen Front- und Heckstoßfänger oder die auf beiden Seiten identischen Türen.
Citroen Oli
Um Kosten zu sparen, sind Front- und Heckstoßfänger identisch. Gleiches gilt für die Türen, die auf beiden Seiten identisch sind.
Bild: CITROËN

Ebenfalls Gewicht und Geld spart Citroën bei Hauben und Dach, die aus Pappe gefaltet werden. Wer da aber an Trabi denkt und Angst vor dem kleinsten Parkrempler bekommt, der soll eines Besseren belehrt werden – denn sowohl Dach als auch Hauben sind mit Waben verstärkt und mit einem Schutzlack überzogen, was die Pappe stabiler macht.

Durchgefärbtes Interieur und Boden aus Sneakersohlen-Material

Auch der Innenraum zeigt sich von seiner pfiffigen Pfennigfuchserseite – und sieht dazu noch richtig gut aus. Komplett durchgefärbt und ausgelegt mit einer Matte aus dem gleichen Material, aus dem Adidas und Co die Sohlen unserer Sneaker backt, wirkt er ausgesprochen luftig und setzt auf einen charmanten Minimalismus mit simplen Türöffnern, Klappfenstern und einem Cockpit, in das erst dann Leben kommt, wenn man sein Smartphone in den Schlitz neben dem Lenkrad schiebt.
Citroen Oli
Ladebuchse unterm Logo: Mit einer 40-kWh-Batterie und angepeilten 400 Kilometern Reichweite muss der Verbrauch auf 10 kWh pro 100 Kilometer sinken.
Bild: CITROËN

Denn statt weiter mit Apple und Co zu konkurrieren, hat Citroën das Rennen gegen das Silicon Valley aufgegeben und macht sich die Intelligenz der Smartphones zunutze. Die sind meist ohnehin weiter – und bereits bezahlt, argumentiert Citroën-Designchef Pierre Leclercq.
Natürlich werden sie nicht alles umsetzen können, was sie beim Oli demonstrieren. Und dass sie uns später im Öko-Hummer auf Sparfahrt schicken werden, ist denkbar unwahrscheinlich. "Doch die Ideen aus dem Concept Car werden unsere späteren Modelle befruchten, wir werden ein bezahlbares Elektroauto bauen", versprechen die Macher des Oli – und ziehen damit am gleichen Strang wie etwa VW mit den Plänen zum iD.2 oder Renault mit dem elektrischen R5.

Fazit

von

Thomas Geiger
Bitte bauen! Plastiksitze aus dem 3D-Drucker und Pappe statt Blech – natürlich schießt der Citroën Oli ein bisschen übers Ziel hinaus. Aber die Richtung stimmt, und es wird höchste Zeit für bezahlbare Elektroautos. Außerdem sieht Oli Klasse aus, ist ungeheuer vielseitig und verspricht uns Sparen ohne Spaßverzicht. Und wenn einer so ein Auto bauen kann, dann Citroën. Also, meine französischen Freunde, geizt meinetwegen mit Geld und Gewicht, aber nicht mit euren Ideen. Und bringt den Baby-Hummer!

Von

Thomas Geiger