Ford Tourneo, Mercedes T-Klasse: Test, Hochdachkombi, Motor, Preis
T-Klasse trifft Tourneo: Wer hat mehr auf dem Kasten?

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Hochdachkombis sind echte Familienfreunde. AUTO BILD testet Ford Tourneo mit VW-Technik gegen Mercedes T-Klasse mit Renault-Hilfe.
Bild: Sven Krieger / AUTO BILD
Wir testen zwei Hochdachkombis für die Familie, Mercedes T 180 und Ford Tourneo Connect. Welche Kiste hat was auf dem Kasten, welche ist wirklich klasse?

Die Mercedes T-Klasse basiert auf dem Renault Kangoo, der Tourneo ist ein VW Caddy im Ford-Gewand.
Bild: Sven Krieger / AUTO BILD
Den Mercedes haben sie uns als T 180 Edition hingestellt, also 1,33-Liter-Vierzylinder mit 131 PS aus der A-Klasse (fanden wir da schon gut) in Verbindung mit einer Siebengang-Doppelkupplung. Im Ford arbeitet der 1.5er-Vierzylinder, den wir aus Golf und Co. kennen, hier abgeschwächt mit 114 PS, dafür mit bekanntem Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe.
Die Rückbank der T-Klasse ist unbequem
Entern wir erst mal den Benz, Einstieg hinten durch eine der beiden Schiebetüren klappt schon mal gut. Sitzen ist leider nicht ganz so überragend. Sie haben das Polstermöbel zwar ziemlich hoch eingebaut, die Beine müssen also nicht angewinkelt werden. Aber wenn du ein Einsneunzig-Mann wie Tester Berend Sanders bist und hinten hockst, sagst du: "Kinderbank, viel zu wenig Auflage!"

Über die seitlichen Schiebetüren kommt man zwar gut in die zweite Reihe des Mercedes, die Rücksitzbank ist aber unbequem.
Bild: Sven Krieger / AUTO BILD
Apropos Big Berend: Er hat den Vordersitz auf seine Größe eingestellt, will den Sitz dahinter umklappen – und bleibt mit und ohne Kopfstütze hängen. Die Bank schiebt sich leicht nach vorn und dann nach unten, die Lehne sollte folgen, macht sie aber nicht. Also bleibt nur, den Fahrersitz vorzuschieben und mit angewinkelten Knien nach Hause zu fahren.
Im Fond und beim Transport siegt der Ford
Das kann der Ford besser. Und auch der Sitzplatz im Fond ist eine Klasse besser. Die Schenkelauflage ist tiefer, die Beine liegen besser auf, außerdem ist die Rückenlehne siebenfach verstellbar. Auch das Kofferraum-Duell gewinnt der Ford mit einigem Vorsprung: Hinter die Heckklappe passen maximal 2600 Liter, der Mercedes fasst "nur" 2390 Liter.

Hier sitzt man besser: Im Ford ist die Beinauflage länger, passt auch für große Menschen. Zudem hat der Tourneo mehr Ladevolumen.
Bild: Sven Krieger / AUTO BILD
Besser zu beladen ist der Tourneo auch noch, was am Klappmechanismus der Rückbank liegt: Die Sitze lassen sich mit Fläche und Lehne hochfahren und per Stange einrasten oder sogar komplett ausbauen. Wie gesagt: Wenn andere das so gut können, sollte man mit denen zusammenarbeiten.
Fahrzeugdaten
Modell
Ford Tourneo Connect 1.5 EcoBoost
Mercedes T 180
Motor Bauart/Zylinder
Einbaulage
Ventile/Nockenwellen
Nockenwellenantrieb
Hubraum
kW (PS) bei 1/min
Nm bei 1/min
Vmax
Getriebe
Antrieb
Bremsen vorn/hinten
Testwagenbereifung
Reifentyp
Radgröße
Abgas CO2*
Verbrauch*
Tankinhalt
Kraftstoffsorte
Ottopartikelfilter
Vorbeifahrgeräusch
Anhängelast gebr./ungebr.
Stützlast
Kofferraumvolumen
Länge/Breite/Höhe
Radstand
Grundpreis
Testwagenpreis (wird gewertet)
Hat Ford auch beim Cockpit gemacht. Den Touchscreen kennen wir von VW – mit all seinen Schwächen. Da wäre der fehlende Regler für laut/leise, stattdessen haben sie einen unbeleuchteten "Slider" zum Wischen eingebaut.
Uns fehlen Kurzwahltasten etwa für die Sitzheizung, die wird nämlich über den Screen bedient. Immerhin klappt das mit der Multimedia nach anfänglichen VW-Problemen besser. Angenehm große Icons, sogar Sitzheizung und Klimaanlage lassen sich per Sprache regeln, auch Telefonbuch und Navi-Ziel regelt der Ford auf Kommando. Ach ja, die Vordersitze: ausziehbare Schenkelauflage für lange Beine, das gibt Extra-Punkte.
In der T-Klasse gibt es viel Renault
Der Mercedes kann in vielen Punkten nicht raus aus seiner Renault-Haut, bietet einen Mischmasch der Marken und Generationen an. Im Cockpit zum Beispiel ist die Klimaanlage nicht über den Bildschirm geregelt (gut!), die Bedieneinheit dafür ist ebenso von Renault wie der Automatik-Wählhebel.

Zwei Zeigerinstrumente und Navi-Touchscreen weit oben im Sichtfeld. Bis auf das MBUX stammt im Mercedes vieles von Renault.
Bild: Sven Krieger / AUTO BILD
Alles andere ist vom Daimler. Der Monitor zum Touchen etwa mit einer Software, die sie noch im Regal liegen hatten. So sind Klima und Sitzheizung nicht per Sprache bedienbar, dafür hören Navi und Radio aufs Wort, und auch Wetter und Wartung sagt der Benz an. Er erzählt sogar Witze.
Messwerte
Modell
Ford Tourneo Connect 1.5 EcoBoost
Mercedes T 180
Beschleunigung
0–50 km/h
0–100 km/h
0–130 km/h
0–160 km/h
Zwischenspurt
60–100 km/h
80–120 km/h
Leergewicht/Zuladung
Gewichtsverteilung v./h.
Wendekreis links/rechts
Sitzhöhe
Bremsweg
aus 100 km/h kalt
aus 100 km/h warm
Innengeräusch
bei 50 km/h
bei 100 km/h
bei 130 km/h
Verbrauch
Sparverbrauch
Testverbrauch
Durchschnitt der 155-km-Testrunde (Abweichung zur WLTP-Angabe)
Sportverbrauch
CO2 (Testverbrauch)
Reichweite (Testverbrauch)
Bevor wir uns ins Vergnügen stürzen, sollten wir bedenken: Den Tourneo haben sie uns als Siebensitzer geliefert, er bringt 1637 Kilogramm auf die Waage. Wer dann noch 663 Kilogramm zulädt, sitzt in einem 2,3-Tonner mit 114 PS. Erwarten Sie jetzt bitte keine Wunder! Der Ford kommt in 12,3 Sekunden auf Tempo 100, bis er seine Höchstgeschwindigkeit von 182 km/h erreicht hat, sollten Sie geduldig sein. Aber will man das?
Mercedes hat die besseren Fahrleistungen
Beim Ford ist der Motor rein akustisch präsenter, der Mercedes ist besser gedämmt. Und beim Ford neigen die Hinterläufe (Starrachse!) zum Poltern, dafür arbeitet seine Lenkung angenehm linear, gefühlt geht er etwas zackiger über die kurvige Landstraße als die T-Klasse.

Spritzigkeit sollte man von T-Klasse und Tourneo nicht erwarten, aber der Mercedes geht etwas besser.
Bild: Sven Krieger / AUTO BILD
Laut Messblatt ist der Mercedes spritziger, er hat ja auch 17 PS mehr. In 11,4 Sekunden ist er auf 100 km/h, wiegt 1586 kg und somit 51 weniger, ist in der Endgeschwindigkeit mit 183 km/h nur marginal besser. Der Vierzylinder arbeitet leise, wirkt nie angestrengt, passt hervorragend. Weitere Details zum Test gibt es in der Bildergalerie.
Fazit
VW gewinnt gegen Renault – hier unter anderen Logos. Der Ford Tourneo Connect mit VW-Technik holt sich den Sieg mit dem besseren Platzangebot und seiner tollen Variabilität. Der Mercedes mit Renault-Hilfe kann auch gut transportieren, hat seine Kernkompetenz aber eher bei Antrieb und Komfort.
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