Hyundai setzt auf die Brennstoffzelle
Hyundais SUV mit Brennstoffzelle ist optisch nahezu identisch mit der vorausgegangenen Studie FCEV.
Nach dem ix35 Fuel Cell soll der Nexo das erste SUV von Hyundai sein, das komplett auf die Brennstoffzellentechnologie zugeschnitten ist. Beim ersten Blick fällt auf, dass Hyundai das Design der im August 2017 vorgestellten Studie FCEV nahezu komplett übernommen hat. Besonders markant ist das Vieraugen-Gesicht mit den bumerangförmigen Scheinwerfern. Typisch für einen Crossover ist die Kunststoffbeplankung an den Radkästen. Die Einbuchtungen an den Fahrzeugseiten und die versenkbaren Türgriffe lassen das Fahrzeug futuristisch wirken. Mit einer Tankfüllung soll das SUV 595 Kilometer weit kommen (169 Kilometer mehr als der ix36 Fuel Cell), die Effizienzrate liegt laut Hersteller bei 60 Prozent. Der Antrieb entwickelt eine Leistung von 163 PS. In Europa wird der Nexus auf dem Autosalon in Genf (8. bis 18. März 2018) vorgestellt.

Spontaner Antritt

Alles zum Brennstoffzellen-SUV
Der Antritt ist wie üblich bei E-Mobilen so spontan, dass beim Ampelspurt bisweilen die Reifen quietschen.
Die Fahrt mit dem Saubermann ist vergleichsweise unspektakulär. Denn ob der Strom jetzt aus dem Akku kommt oder aus der Brennstoffzelle, davon merkt man am Steuer nichts. Der Antrieb ist nicht zu hören, der Antritt wie üblich bei E-Mobilen so spontan, dass beim Ampelspurt bisweilen die Reifen quietschen, und wenn man nach 9,2 Sekunden mal Tempo 100 erreicht hat, wird die Luft nach oben wie immer ein bisschen dünner. Doch solange man aufs Gas tritt, passiert zumindest ein bisschen was und mit 179 km/h Spitze hängt der Nexo die meisten konventionellen Stromer locker ab. Anders als bei Zoe oder Leaf mündet nicht jeder Kickdown gleich in einer Reichweitenkrise, sondern die Anzeige im schillernd bunten Digitalcockpit oberhalb der viel zu breiten, nicht sonderlich vornehmen Mittelkonsole, die scheinbar unüberwindbar zwischen den Sitzen aufragt und reichlich Platz braucht, bewegt sich sehr viel langsamer. Und selbst wenn man den Tank nach mehr als 400 Alltagskilometern tatsächlich leer gefahren hat, ist das kein Problem. Denn anders als ein Elektroauto ist der Nexo nach fünf Minuten wieder voll – zumindest man denn eine der raren Wasserstofftankstellen findet.

Die Brennstoffzelle braucht Platz

Alles zum Brennstoffzellen-SUV
Als Abgas stößt der Nexus kondensiertes Wasser und Luft aus, die sauberer ist als in der Umgebung.
Die Suche nach der Tankstelle ist aber nicht der einzige Haken an dem Auto, das als Abgas kondensiertes Wasser und Luft ausstößt, die sauberer ist als in der Umgebung. Sondern die Brennstoffzelle und die Wasserstofftanks brauchen auch reichlich Platz. Das merkt man am mageren Kofferraum mit seiner hohen Ladekante und an der stark eingeschränkten Beinfreiheit im Fond. Und das merkt man am Gewicht von deutlich mehr als zwei Tonnen, das schwer auf dem 4,67 Meter langen Wagen lastet, weil es ihn beim Beschleunigen ausbremst und in den Kurven die Agilität schmälert. Da können die Koreaner noch so dynamische Linien in die SUV-Karosse zeichnen und sich noch so lange die Kilos des Allradanatriebs sparen – sportlich geht anders. Dafür kann der Nexo es ganz gut relaxed – wozu hat Hyundai schließlich einen Autobahnassistenten eingebaut, mit dem man auf Fernstraßen ziemlich autonom fahren kann. Abstand und Spur jedenfalls hält der Bote aus der Zukunft vergleichsweise gut und vor allem ungewöhnlich lange. Selbst nach über einer halben Minute ohne Hände am Steuer gibt es kein Gemaule.

Bildergalerie

Hyundai Kona Hybrid
Hyundai Kona Electric
Kamera
Neue Hyundai, Kia und Genesis (2022 bis 2024)

Preis: Teurer als ein Santa Fe

Der größte Haken ist allerdings der Preis, selbst wenn Hyundai den durch weniger Platin in der Brennstoffzelle und durch höhere Stückzahlen drücken möchte und auf jeden Fall unter den zuletzt 65.450 Euro des iX 35 mit Wasserstoff-Kraftwerk bringen will. Doch selbst wenn bis zur Markteinführung nach den Sommerferien 2018 eine Fünf an erster Stelle steht, ist das noch viel Geld für ein SUV von der Größe des Santa Fe. Der kostet schließlich kaum mehr als die Hälfte. Doch den Optimismus der Koreaner schmälert das nicht. Sie glauben fest an den Erfolg der Brennstoffzelle und haben in der Fabrik in Korea schon mal Platz geschaffen: Nachdem vom iX35 bislang gerade mal 200 Autos im Jahr gebaut wurden, sollen es beim Nexo diesmal mehrere tausend werden.

Von

Timo Gohler
Elias Holdenried