Der neue Kia Sorento tritt gegen den Seat Tarraco an
202-PS-Diesel und Allrad: Der neue Kia Sorento fordert im ersten Vergleich den Seat Tarraco heraus. Kann der Koreaner gegen VW-Technik bestehen?
Keine andere Marke hat in den vergangenen 18 Jahren so viel dazugelernt wie Kia (außer vielleicht Hyundai, aber die beiden sind ja auch verwandt). In diesen Tagen hat Kia den neuen Sorento vorgestellt, AUTO BILD- und BILD am SONNTAG-Leser haben ihn zuvor ins Finale des Goldenen Lenkrads gewählt. Und da wartet schon der frisch gemachte Seat Tarraco auf ihn.
Beim Preis langen Kia und Seat ganz ordentlich zu
Teuer: Inklusive aller testrelevanten Extras kosten sowohl Sorento als auch Tarracaco über 50.000 Euro.
Aber gucken Sie sich zunächst mal dieses SUV in Stahlgrau metallic an. Welch eine stattliche Erscheinung, welch eine Ansage! Der Kia Sorento ist mit den Jahren um 24 Zentimeter gewachsen, misst in der vierten Generation 4,81 Meter. Und überragt damit den Seat Tarraco um sieben Zentimeter in der Länge, ist mit 1,70 Metern drei Zentimeter höher, mit 2,17 Metern inklusive der beiden Außenspiegel fünf Zentimeter breiter. Aber ist er auch der King auf der Straße? Erst mal einsteigen, diesen ganzen Luxus wirken lassen. Klar, die von Kia haben uns die Topausstattung mitgebracht, heißt "Platinum", kostet mit dem 2,2-Liter-Diesel, Allrad und Doppelkupplung 54.383,53 Euro. Und wir lernen: Billig ist das alles nicht mehr. Na ja, ist ja auch (fast) alles drin und dran. Und der Seat? Den haben sie uns in der sportlichen FR-Linie hingestellt. Heißt: Als 2.0 TDI mit 200 PS, DSG und Allrad liegen wir bei 45.620,17 Euro, inklusive aller testrelevanten Extras kommen wir auf 51.527,45 Euro.
In Sachen Fahrleistungen liegt der Tarraco vorne
Sportlich: Der Seat ist straffer abgestimmt als der Kia und bringt über 100 Kilo weniger auf die Waage.
Sind die Autos das auch wert? Fangen wir mit der bekannten Ware an. Seat hat dem 2.0 TDI im neuen Modelljahr zehn PS mehr spendiert, der große Diesel leistet jetzt 200 Pferdchen. Und die machen sich in zweierlei Hinsicht bemerkbar. Erstens ist der Diesel im Seat präsenter als im Kia, er geht aber auch gut nach vorn. Seine 400 Nm Drehmoment liegen von 1750 bis 3500 Touren an, entsprechend agil lässt sich der deutsche Spanier (wird in Wolfsburg gebaut) bewegen – auch weil er mit 1780 Kilogramm über 100 Kilo weniger wiegt als der Kia. Den Seat haben sie eher sportlich straff abgestimmt, wobei er dank der aufpreispflichtigen (und empfehlenswerten) DCC-Dämpferregelung Querfugen nicht ins Auto lässt und soft abfedert. Klar, der Tarraco ist ein Bruder von VW Tiguan und Skoda Kodiaq, basiert auf dem modularen Querbaukasten (MQB), mit dem der Konzern bislang jeden Vergleich gewonnen hat.
Kann der Kia da mithalten? Ja, aber mit anderen Qualitäten. Erstens ist seine Lenkung nicht so direkt abgestimmt wie die des Seat, was so einem XL-SUV gut steht, schließlich stellen nicht viele die Sport-Frage. Zweitens verschleift das Doppelkupplungsgetriebe im Kia die Gänge besser als das holprige VW-DSG. Jeder, der beim Ampelstart mit dem Kopf nickt wie der Wackeldackel, wird den Sorento dafür lieben. Komfort, Entspannung, sanftes Gleiten – dafür kauft man ja solch einen Dampfer.
Die Realverbräuche weichen vom WLTP-Versprechen ab
Sparsamer: Mit 7,5 Litern auf 100 Kilometer schluckt der Sorenta 0,3 Liter weniger als der Tarraco.
Na ja – und um vielleicht mal ein Pferd zu chauffieren. Da schafft der Kia 2,5 Tonnen, beim Seat sind es 200 Kilo weniger. Apropos weniger: Wir haben natürlich auch den Verbrauch ermittelt bei unseren Testfahrten auf dem Lausitzring, simulierten über 100 Kilometer unsere bekannte 155-Kilometer-Testrunde, inklusive Stop-and-go auf der Rennstrecke, drehten zwei Stunden lang unsere Runden zwischen 30 km/h und volle Pulle. Ergebnis: 7,5 Liter im Schnitt beim Kia, 7,8 beim Seat. 6,5 Liter (Seat) und 6,0 (Kia) stehen laut WLTP-Messung in der Liste, aber Papier ist ja geduldig. Wobei wir auch schon wieder hinten angekommen sind. Und jetzt müssen wir über den Kofferraum sprechen. Ja, Kia hat hier mehr zu bieten, ist ja um ein Hanuta länger. Kia macht aber auch den wertigeren Eindruck. Sie können es erahnen, wenn Sie sich die Auslegeware ansehen: Teppich im Koreaner, Filz im Spanier. Sieht man nur beim Einkaufen, sagt uns aber was über das Kia-Konzept: Die drehen mit dem neuen Sorento das ganz große Ding, haben ein Auto geschaffen, das aus dem Vollen gefräst ist. So viel Luxus, so viel Hightech, so viel Liebe.
Das Fazit: Alle Achtung, Kia! Der neue Sorento ist nicht nur groß, er fährt auch so. Ganz auf Komfort getrimmt, mit viel Luxus, schlauer Connectivity. Und so sehen wir ihn einen Tick vorm Seat Tarraco. Der Spanien-Tiguan (aus Wolfsburg) hat mit dem neuen Modelljahr mehr Kraft, der Sportler unter den MQB-SUV war er schon vorher.
Technische Daten Kia Sorento 2.2 CRDi AWD: • Motor: Vierzylinder, Turbo, vorn quer • Hubraum: 2151 cm³ • Leistung: 148 kW (202 PS) bei 3800/min • max. Drehmoment: 440 Nm bei 1750/min • Antrieb: Allradantrieb, Achtgang-DCT • Länge/Breite/Höhe: 4810/1900-2170/1700 mm • Leergewicht: 1852 kg • Kofferraum: 910–2011 l • 0–100 km/h: 9,2 s • Vmax: 202 km/h • Verbrauch (WLTP): 6,0 l/100 km • AUTO BILD-Testrunde: 7,5 l/100 km • Abgas CO2 (WLTP): 169 g/km • Preis: ab 46.098 Euro AUTO BILD-Testnote: 2+
Technische Daten Seat Tarraco 2.0 TDI 4Drive: • Motor: Vierzylinder, Turbo, vorn quer • Hubraum: 1968 cm³ • Leistung: 147 kW (200 PS) bei 3600/min • max. Drehmoment: 400 Nm bei 1750/min • Antrieb: Allradantrieb, Siebengang-DSG • Länge/Breite/Höhe: 4735/1839-2118/1674 mm • Leergewicht: 1780 kg • Kofferraum: 760–1920 l • 0–100 km/h: 7,8 s • Vmax: 210 km/h • Verbrauch WLTP): 6,5 l/100 km • AUTO BILD-Testrunde: 7,8 l/100 km • Abgas CO2 (WLTP): 170 g/km • Preis: ab 44.158 Euro AUTO BILD-Testnote: 2
*Weitere Informationen zum offiziellen Kraftstoffverbrauch und zu den offiziellen spezifischen CO2-Emissionen und gegebenenfalls zum Stromverbrauch neuer Pkw können dem "Leitfaden über den offiziellen Kraftstoffverbrauch" entnommen werden, der an allen Verkaufsstellen und bei der "Deutschen Automobil Treuhand GmbH" unentgeltlich erhältlich ist (www.dat.de).