SUV-Coupés sind modische Hochsitze, die erst hoch- und dann wieder tiefergelegt werden. Aber bitte, wenn genug Käufer dafür viel Geld ausgeben – der Erfolg gibt dem BMW X6 und dem kleineren X4 recht. Klar, dass Mercedes da mitverdienen will. Ab November 2016 wird das GLC Coupé die Showrooms in Autoboutiquen verwandeln. Dann geht es mehr um Look als Leistung, um Prestige statt PS.
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Na schön, dann rollen wir den neuen Stern über den Catwalk. Das beginnt mit einem Blick auf die Maße. Das GLC Coupé streckt sich länger (acht Zentimeter) und duckt sich flacher als der brave GLC – in diesen Proportionen steckt das Geheimnis seines Auftritts. Damit betreten wir das weite Feld des Geschmacks, der sicher heiß diskutiert wird. Nur so viel: Der GLC greift geschickt die neue, seitlich eingezogene Dachform der Mercedes-Coupés auf, der nach vorn geneigte Stern auf der großen Klappe spaltet die Fanlager.

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SUV-Coupés fahren voll im Trend

Das Filigrane, Leichte kommt bei Coupés ja gerade aus der Mode, die SUV-Coupés tragen maßgeblich dazu bei. Dort dominiert der Macho-Stil. Die Blechburg soll noch trutziger, noch stärker aussehen. Newcomer Mercedes treibt die optische Aufrüstung weiter voran. Verdunkeltes Glas ist Pflicht, der Testwagen trägt breite genoppte Trittbretter, die beim Aussteigen jedes Mal die Hose verschmutzen. Egal, sieht fett aus. Ebenso das 20-Zoll-Rad von AMG, unter Entwicklern "das Optik-Rad" genannt, weil es so satt in den Radhäusern steht. Dass als Resultat der Abrollkomfort leidet – was soll's, wer schön sein will, muss büßen. Ein spezieller Michelin-Reifen rettet zumindest die Zahnkronen vorm Zerfall.

Schlechte Rundumsicht

Mercedes GLC Coupé
Der Platz im Fond des GLC Coupé ist ausreichend. Er bietet mehr Platz als ein BMW X4.
Bei solcher Optik-Dominanz erscheint es fast überflüssig, die eher unwichtigen Alltagsqualitäten des GLC Coupé zu checken. Er übernimmt Technik, Cockpit und Sitze vom GLC. Das sichert klare Bedienung, bequemen Einstieg und genug Platz vorne. Die Sicht durch die schmalen Heckfensterchen ist erbärmlich, erst mit der serienmäßigen Rückfahrkamera gelingt es, beim Einparken nicht ganze Häuser zu übersehen. Mit hohem technischen Aufwand gelingt es dem GLC Coupé, den Nachteil von hohem Schwerpunkt und schicken flachen Reifenquerschnitten auszugleichen. So erhält schon der schwächste Zweiliter-Benziner mit 211 PS serienmäßig Allrad und Automatik, um bei jedem Antritt, in jeder Kurve besten Grip zu haben. Mercedes spendiert ab der Basisversion zudem die Direktlenkung und das Sportfahrwerk mit 15 Millimeter Tieferlegung. So sinkt der Schwerpunkt weiter ab. Ergebnis: Hmmh, ja, ähh ... fährt sich etwas handlicher als ein GLC. War aber auch nicht schwer.

5000 Euro Aufpreis zum GLC

Mercedes GLC Coupé
Das Cockpit kennen wir weitgehend aus dem GLC und der C-Klasse.
Adaptive Dämpfer (Option) gleichen zusätzlich Wanken aus. Trotzdem lässt sich die Physik nie austricksen. Da schieben samt Fahrer gut 1,9 Tonnen Richtung Kurvenrand, mit dem agilen Handling eines C-Coupés kann dieses Dickschiff nicht mithalten. Nein, dieses Showtalent taugt mehr fürs flotte Geradeausfahren. Die nötige Dynamik garantiert der Turbo-Benziner. Der Lader schaufelt knapp über Leerlauf ordentlich Drehmoment zusammen, der Sprintwert von 7,3 Sekunden bis Tempo 100 im GLC Coupé stellt ein gutes Zeugnis aus. Aber wie klingt der Motor dabei? Im Mercedes mischt ein Sportauspuff (ein weiteres Extra) zumindest ein künstliches Röhren nach innen. Bei Daimler darf es eben immer etwas mehr sein. Das Coupé kostet gut 5000 Euro mehr als der "normale" GLC. Dafür gibt es serienmäßig das größere Siebenzoll-Display, Kollisionswarner, den Diamantgrill. Und bald auch ein günstiges Einsteigermodell. Doch ob sich Kunden für den 200d mit Heckantrieb interessieren? Vielleicht – wenn Trittbretter dran sind.

Von

Joachim Staat