Oldtimer zurückgekauft VW Polo G40, MB 250 CE, Volvo 850
Warum wir die Autos unserer Kindheit zurückkauften!

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Was tun, wenn einem der Wagen aus der Kindheit oder der Jugend nicht aus dem Kopf geht? Zurückkaufen, beschließen manche Oldie-Fans. Diese drei suchten und fanden ihr Traumauto, hier ihr Bericht!
Bild: Roman Raetzke / AUTO BILD
Inhaltsverzeichnis
Diese Geschichte ist vollkommen unwahrscheinlich. Ein Mittzwanziger, der seinen ladenneuen VW Polo G40 voller Absicht nach ödem CL aussehen lässt. Ein Händler, der den Sport-Polo eigentlich für sich selbst kauft und sich am Ende freut, ihn an den Erstbesitzer zurückgeben zu können. Ein 30 Jahre alter Polo ohne Tuningsünden oder Rost!
Den guten Zustand hat Christian Bihler (55) sich selbst zu verdanken. "Hohlräume und Unterboden habe ich gleich nach dem Kauf versiegeln lassen, bin den G40 nie im Winter, am Ende noch nicht einmal mehr bei Regen gefahren." Als dann der Firmenwagen auf dem Hof stand, verkaufte Bihler seinen Polo beim Kilometerstand 57.500. Den mit Kugelschreiber ausgefüllten Gebrauchtwagen-Kaufvertrag vom 21. März 1997 hat er aufbewahrt. "Ich habe mich immer geärgert, dass ich ihn damals hergegeben habe."

Beim Polo-Treffen vor rund 30 Jahren tut der dunkelgrüne G40 ganz harmlos – damals eine Ausnahme.
Bild: Roman Raetzke / AUTO BILD
Der VW Polo G40 durchlief entgegengesetztes Optik-Tuning
Mit einem Job und noch daheim bei den Eltern wohnend, hatte sich Christian Bihler mit 26 einen Polo G40 in "Oakgreen metallic" zum Preis von 28.306 Mark leisten können. "Der Lack kostete zwar 360 Mark Aufpreis, und mit der Auslieferung dauerte es drei Wochen länger, aber ich fand den Golf GT Special so toll und wollte unbedingt diese Farbe."
Eine kleinere Riemenscheibe machte dem G-Lader noch mal Beine
Anschließend ging Bihler den Weg des entgegengesetzten Optik-Tunings, entfernte alle roten Zierstreifen, die G40-Embleme, sogar die Radhausverbreiterungen aus Plastik und jagte im Look eines stinknormalen Polo auf der Autobahn die Großen. "Die G40-Anbauteile habe ich tatsächlich weggeschmissen – ich dachte, ich würde ihn ewig so behalten. Dafür bin ich mit kleinerer Riemenscheibe gefahren, das machte dem G-Lader noch mal richtig Beine." Bis zu 130 PS seien so damals drin gewesen.

Der Polo wurde 1991 als Neuwagen gekauft, 1997 verkauft und 2017 zurückgekauft.
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Gut 20 Jahre nach dem Verkauf machte sich Christian Bihler auf die Suche nach seinem Auto – es sei einfach an der Zeit gewesen! "Ich habe überall gesucht, in Zeitschriften, auf Gebrauchtwagenbörsen und in den Kleinanzeigen im Internet." Im März 2017, ziemlich genau 20 Jahre nach dem Verkauf, fand Bihler sein Auto weit weg bei einem Händler in Norddeutschland.
20 Jahre später war der Polo immer noch unverändert
Obwohl der ihn aus fünfter Hand gekauft hatte, war der G40 völlig unverändert und immer noch in gutem Zustand. "Weil die Fahrgestellnummer angegeben war, wusste ich, dass es mein G40 war. Als ich mich gezielt nach Details des Autos erkundigte und sagte, dass es mal meiner war, meinte er nur, dass der Wagen zu mir zurück müsse. Ich habe ihn blind gekauft, und der Händler hat ihn meiner Werkstatt vor die Tür geliefert." Es war der gleiche Betrieb, in dem Bihler seinen Polo G40 in Oakgreen metallic 1991 bestellt und abgeholt hatte.
Sommer 1974. Carsten Pätzold ist mit seiner Mutter zu Besuch bei den Großeltern. Sein Großvater Joachim besitzt zwei Kinos und seit Neuestem einen Mercedes 250 CE. Frühjahr 2022. Carsten Pätzold holt einen Mercedes aus der Garage, gerade ist das Strichacht-Coupé im gediegenen "Mittelblau metallic" 50 Jahre alt geworden. Carsten nennt den 250 CE "Opa" – es ist das Auto des Großvaters.

Über 20 Jahre nach dem Verkauf kehrte Opas Mercedes zurück in die Familie. Nun sitzt der Enkel hinterm Steuer.
Bild: Roman Raetzke / AUTO BILD
Der Mercedes bedeutete einen Aufstieg um mehrere Fahrzeugklassen
Am 5. Februar 1974, dem Geburtstag des Enkels Carsten, war der Film-Kaufmann Joachim Hopp damals mit der Zeit gegangen. Vom vernünftigen Opel Rekord B wechselte er zum Mercedes 250 CE, ein Aufstieg gleich um mehrere Fahrzeugklassen. Colorglas, Zentralverriegelung, Vierstufenautomatik und ein Becker-Radio standen unter anderem auf der langen Liste der Extras des vom Calwer Bürgermeister übernommenen Strichacht-Coupés mit dem 150 PS starken Sechszylinder.
Die Beziehung des Großvaters mit dem Strichacht nahm ein unschönes Ende
Er fuhr ihn bis zum Sommer 1989, dann endete die Beziehung mit einem Totalschaden. "Kurz hinter der Fahrertür ist ein Golf in die Seite gekracht. Für 2500 Mark hat mein Großvater den Mercedes in Bremen an einen Tankstellenbetreiber verkauft. Ich hätte den Mercedes retten sollen, aber mir hätte er den Wagen sowieso nie gegeben", sagt Carsten Pätzold aus Thedinghausen nahe Bremen, inzwischen auch schon 55.

Im Jahr 2004, also 30 Jahre nach dem Kauf des 250 CE, ging es auf große Tour zurück in die Vergangenheit.
Bild: Roman Raetzke / AUTO BILD
Was blieb, waren gelbstichige Farbfotos und Erinnerungen an Fahrten mit Sitzplatz auf der hinteren Mittelarmlehne, an Ferien mit den Großeltern und deren Dackel Muck.
Nach dem Strichacht zu suchen, war ein ziemlich verrückter Plan
Erst über zehn Jahre später machte sich Pätzold auf die Suche nach "Opa". "Das war natürlich eine wahnwitzige Idee, nach so langer Zeit, aber 1989 hieß es, der Wagen würde repariert werden. Das machte mir Hoffnung."
Die Quittung des Verkaufs vom 31. Juli 1989 lag noch vor, aber an der Tankstelle wusste niemand mehr von einem 250 CE mit Seitenschaden. Mit dem Internet, dieser neuen Erfindung, fremdelte Carsten Pätzold vor 20 Jahren noch, aber der Borgward-Fan hörte sich in der Mercedes-Szene um, hielt Ausschau in Anzeigen. "2001 war ich auf einem Oldtimertreffen in Cloppenburg, als ich weit hinten ein blaues Coupédach vorbeifahren sah. Ich rannte hinterher, konnte den Wagen anhalten." Pätzold wusste sofort, dass er "Opa" wiedergefunden hatte.
Omas Marienkäfer auf dem Handschuhfach war noch da
"Die Kratzer auf dem Dach: Mein Großvater fuhr immer in die Waschanlage. Und der Marienkäfer am Deckel des Handschuhfachs: Oma hatte ihn als Glücksbringer dorthin geklebt." Für 4500 Euro kehrte der 250 CE zurück. "Als ich nach Hause fuhr, fiel mir wieder ein, wie Großvater immer mit dem Ehering den Takt der Musik auf dem Hupring mitklopfte."
Pätzold brachte den Mercedes in Schuss, steuerte mit "Opa" und seiner Mutter Ellen die alten Ferienziele von damals an und reiste mit dem Fotoalbum auf den Knien die Stationen von damals ab. "Bis in zwei Jahren, wenn sich der Kauf zum 50. Mal jährt, will ich die 300.000 Kilometer vollmachen", sagt Pätzold. "Opa" ist noch rüstig.

Das Ehepaar Sarge kaufte den Volvo als Jahreswagen und gab ihn 2013 weiter. Nun ist er wieder zu Hause!
Bild: Roman Raetzke / AUTO BILD
Der Volvo 850, der erste große Fronttriebler der Marke, ist für Unbeteiligte ein schlichter Gebrauchtwagen mit hohem Nutzwert. Für Tristan Sarge (24) ist er ein kommender Klassiker mit rauchiger Fünfzylinder-Note. Zum H-Kennzeichen fehlen dem alten Familien-Volvo nur noch vier Jahre. Und überhaupt, er ist das Auto seines Lebens.
Tristan Sarge schiebt seine Volvo-Leidenschaft auf den blauen 850
Schon in Mutter Marens Bauch fuhr er mit, die ersten 16 Jahre war der 1997 gekaufte, nautikblaue 850 ein ständiger Begleiter. "Dass ich so Volvo-verstrahlt bin, liegt an diesem Auto", sagt Tristan. Einige alte Volvo lungern auf dem Hof der Familie im holsteinischen Kulpin nahe Bad Segeberg herum, die Front seines ersten 740 hat er zum Grill umfunktioniert, aber zum großen Glück fehlte eben ein 850 Kombi.
Als die Eltern "den Panzer" im Jahr 2013 bei Kilometerstand 245.000 für schlappe 500 Euro verkauften, konnte Tristan sein Unglück kaum fassen. Begleitetes Fahren war in Sichtweite, und sie gaben seinen Volvo weg. Warum denn nicht behalten? "Die große Tochter war damit schon beim Einparken hängen geblieben, er bekam Macken, sprang manchmal nicht an", sagt Maren Sarge. "Und dann ist noch das Postauto hinten reingefahren", ergänzt Ehemann Bernd.
Ein funktionierender Volvo-Kombi findet immer einen neuen Eigner
Im Motorraum kleben immer noch selbst gemachte und von der Werkstatt ausgefüllte Wartungsaufkleber von 2013. Es war der Moment, als etwas Neues, Kleineres, Sparsameres hermusste. Ein Bekannter übernahm den reparierten 850, verkaufte ihn nach einem Jahr nach Berlin – ein funktionierender Volvo-Kombi findet immer noch einen Nutzer.
2020 begann Tristan mit der Suche, rief den letzten Besitzer an – die Telefonnummer war die einzige Spur, aber es kam keine Antwort. "Dann habe ich ihn über die Gärtnerei seiner Frau gefunden, aber erst im Februar 2021 hat er sich gemeldet." Im Gartenbau galt der Volvo als zuverlässiger Arbeiter, aber Tristan Sarges familiäre Bindung zu dem Auto und der nahe TÜV-Termin machten es leicht, den 850 zurückzugeben. "200 Euro habe ich bezahlt, und dann wurde es mit Ummeldung und Abholung so knapp", sagt Tristan.
Der Volvo 850 schaffte die Reise heim in den Norden ganz ohne Probleme
Den ersten Termin auf der Zulassungsstelle verschlief er, beim zweiten Mal fehlte der Personalausweis, schließlich kamen noch zwei Wochen Quarantäne dazwischen. Und dann war da noch das Abenteuer der Heimreise. "Aber er hat die Strecke ohne Panne geschafft." Er wird bleiben, das ist klar. "Ich wusste immer, dass ich mal einen 850 haben würde. Dass es unserer wurde, kann ich manchmal kaum glauben."
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