Wie tief kann ein Geländewagen sinken? Nein, nicht im Matsch und in Zentimetern Rest-Bodenfreiheit – sondern in tatsächlicher Größe. Die einst sehr rustikalen Kraxel-Kolosse mit Elefantendurst stutzten die Hersteller im Laufe der Zeit immer mehr auf kompakte Maße, stellten sie auf sportliche Bereifung, lackierten sie rundum in Hochglanz und raubten ihnen häufiger sogar ihren Allradantrieb. Was bleibt, sind sanfte Boulevard-Tiger, eben die moderne Interpretation des Themas Geländewagen. Fehlt eigentlich nur noch ein Motor, der weniger als fünf Liter verbraucht ...
Noch mehr SUV in der Kompaktklasse

Überblick: Alle News und Tests zum Toyota RAV4

Toyota RAV4
War mal Trendsetter: Mit dem neuen RAV4 will Toyota im boomenden SUV-Markt wieder angreifen.
Doch, Moment mal. Gibt's doch auch schon. Der neue RAV4 ist so einer. Und sein Konzept passt bestens ins Hier und Jetzt. Hoch sitzen, bequem einsteigen, viel Auto um einen herum, und das Ganze zu einem fairen Kurs. So bleibt das SUV frei von Nebenwirkungen. Ein Rezept, das auch VW Tiguan und Mini Countryman kennen, die ebenfalls auf sparsamen Diesel und Frontantrieb vertrauen. Ob Toyota gegen den Platzhirsch im Revier und den britischen Mode-SUV bestehen kann, klärt der direkte Vergleich. Die 26.650 Euro Grundpreis für den neuen RAV4 2.0 D-4D sind grundsätzlich ein faires Angebot. Für das Geld gibt es den Fünftürer inklusive sieben Airbags, Klimaanlage, einem anständigen Audiosystem und weiteren kleinen Komfortextras. Allerdings: Wer mehr möchte, guckt in die Röhre. Extras (außer Lackierung oder Einparkhilfe) sind grundsätzlich an teurere Ausstattungslinien gebunden. Xenonlicht? Assistenzsysteme? Navi? Gibt es nicht für das Basismodell. Frech! Unser Testwagen ist als "Life" ordentlich ausgestattet, kostet jedoch bereits 28.650 Euro. Weitere versteckte Kosten beim Japaner: Die schlechte Versicherungseinstufung des RAV4 lässt die Prämien in horrende Höhen schnellen (bei 100 Prozent kostet er in der Vollkasko pro Jahr rund 1500 Euro mehr als der Tiguan), und er muss im Gegensatz zu VW und Mini jedes Jahr in die Werkstatt – entsprechend höher fallen die Wartungskosten aus.

Überblick: Alle News und Tests zum VW Tiguan

VW Tiguan
Der höchste Grundpreis: Für exakt 28.000 Euro steht der Tiguan 2.0 TDI Trend & Fun in der Liste.
Der VW Tiguan kostet als 2.0 TDI Trend & Fun mit Sechsgang-Schaltgetriebe exakt 28.000 Euro. Ab Werk bietet der VW dann wie der Toyota eine manuelle Klimaanlage, ein MP3-fähiges CD-Radio und E-Funktionen für Fenster und Zentralverriegelung. Aluräder sind auch dabei, sogar eine Müdigkeitserkennung kostet keinen Aufpreis. Weitere Assistenten und Extras lassen sich zudem einzeln dazubestellen. Gut so. Schade: Der Verkehrszeichenassistent oder ein Spurhaltesystem sind für den Trend & Fun nicht lieferbar. Ein Mini kostet als Cooper D mindestens 24.350 Euro. Ist er somit das Sonderangebot in diesem Trio? Nicht wirklich. Im Vergleich zu den Konkurrenten fehlen ihm nämlich Extras wie beispielsweise Tempomat (plus 250 Euro), 17-Zoll-Räder (plus 700 Euro) oder sogar ein schlichter Bordcomputer (plus 150 Euro). Vergleichbar ausgestattet, rückt der Mini preislich dicht an Toyota und VW heran. Ganz klar: Ohne Allradantrieb und zuschaltbare Kletterhilfen taugen die drei SUV nicht gerade für den Alpeneinsatz. Aber den Alltagsstress zwischen Büro und Kindergarten stecken die drei umso besser weg.
Speziell der neue Toyota macht es einem leicht. Weil er riesig viel Platz bietet, den größten Kofferraum hat und ruck, zuck (nach einem Zug am Verstellhebel der Fondlehnen) eine große sowie gänzlich ebene Ladefläche bereitstellt. Im Cockpit sitzt jeder Schalter am richtigen Platz, alles ist funktional und übersichtlich. Im Mini muss man mit deutlich schlechterem Raumangebot zurechtkommen, darf mit ungleich weniger Gepäck verreisen. Zudem ist der Countryman unübersichtlich, die Bedienung (allein der verspielte Tacho ...) erfordert Gewöhnung. Typisch VW: Der Tiguan ist nicht unbedingt der Raumriese in diesem Trio, schleppt dennoch genügend Mann und Material weg. Top: Die Sitze vorn stützen tadellos, und beim Rangieren lässt sich das Auto gut überblicken und einschätzen. Für alle gilt: Sowohl die Start-Stopp-Automatik (beim RAV4 leider unzuverlässig im Einsatz) als auch eine Schaltempfehlung (beim VW arg unauffällig ins Cockpit eingeblendet) helfen, Sprit zu sparen.

Überblick: Alle News und Tests zum Mini Countryman

Mini Countryman
Fahrspaßgarantie: Auch im Countryman steckt der Geist der Marke – er ist hier der Dynamischste.
Obwohl er nach Messwerten ordentlich abschneidet, fühlt sich der 124 PS starke Toyota langsamer an als seine Gegenspieler. Das liegt am etwas lustlosen Zweiliter-Vierzylindermotor, der seine 310 Newtonmeter Kraft in einem gefühlt zu schmalen Drehzahlbereich abgibt. Ständig sucht man einen kleineren Gang, um zügig durchzustarten. Beim Fahren auf schlechten Straßen nerven die kurzhubigen Feder-Reaktionen, die Stoßdämpfer scheinen nur wenige Zentimeter weit nachzugeben. Gut: Der Aufbau wankt selbst auf welliger Straße kaum, auf derben Bodenwellen hat der RAV4 genug Reserven. Allerdings ist stets zu hören, dass Federn und Dämpfer arbeiten. Deutlich unreifer federt der Mini. Der Countryman schlägt nach großen Bodenwellen durch, federt irritierend schnell sowie weit aus und rollt zudem zu steifbeinig über kleinere Unebenheiten. Dafür macht das Fahren im Cooper D am meisten Spaß. Der rund 200 Kilogramm leichtere Countryman lässt sich sportlich dirigieren, sein spritziger 1,6-Liter-Motor mit 112 PS ackert emsig und dennoch sparsam.
Nach unserem Testzyklus trinkt der Cooper D nur 5,9 l/100 km – somit 0,7 Liter weniger als der Tiguan. Im VW arbeitet der feinste Motor. Leise, kräftig, wach – so erweckt der 140 PS starke 2.0 TDI einen besonders lässigen Eindruck. Auch beim Federn zeigt sich der VW erwachsen. Dank verstellbarer Stoßdämpfer (1100 Euro) bügelt der Tiguan kaputte Straßen fehlerfrei glatt. Nicht optimal: Die sportliche 18-Zoll-Bereifung (1080 Euro) lässt Gullideckelkanten als Schläge in den Innenraum dringen – was nur bedingt zum sanften Boulevard-Tiger passt.

Fazit

Eine dramatische Schwäche leistet sich der neue RAV4 nicht. Auf der anderen Seite überragt er seine Mitstreiter aber auch in keiner Weise. Sein Motor läuft ordentlich, jedoch nicht besonders sparsam. Die Federung hat Reserven, spricht nur nicht optimal an. So muss er das Feld dem geschliffener wirkenden Tiguan überlassen. Der Mini ist speziell – jedoch kein Alltagsheld.