Das Herz sehnt sich nach Offenheit, das Hirn fordert stabile Verhältnisse. Oder anders ausgedrückt: Wir fühlen Cabrio, denken aber Limousine. Die klassische Zwickmühle – fast so vertrackt wie eine Ehe. Zum Glück nur fast, denn es gibt ja Cabrio-Limousinen. Klingt unsexy, beschreibt aber den aufregenden Mix aus Oben-ohne-Vergnügen ohne totale Entblößung – weil die Seitenscheiben stehen bleiben und solche Aushilfs-Cabrios nicht die Welt kosten. Zur günstigen Sunshine-Party haben wir drei freche Minis mit besten Flirtchancen eingeladen: Der neue Fiat 500C trifft Citroën C3 Pluriel und Smart fortwo Cabrio – welcher Gesichtsbräuner zeigt die beste Wirkung? Fragen wir das Publikum.

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Vergleich: Fiat 500C, Smart fortwo Cabrio, Citroën C3 Pluriel
Ihre gnadenlosen Richter finden Oben-ohne-Modelle am Hamburger Jungfernstieg. Hier, wo Mazda MX-5, Porsche Boxster und Mercedes SL um die Wette flanieren, rollen sie über den perfekten Laufsteg. Die Frage, ob Ganz- oder Halbcabrio, beantwortet die Jury schnell. Der Fiat erntet die meisten Blicke. Weil er neu ist? Oder weil er sooo nett aussieht? Oder beides? Fakt ist: Er geht klar als 100-Prozent-Cabrio durch. "Hier, guck mal. Der da hat schon den Offenen", weht eine aufgekratzte Frauenstimme durchs geöffnete Dach. Ein gutes Gefühl. Denn erstens: Wer wird nicht gern für sein Auto bewundert? Und zweitens stammt das Lob von einer, die aussieht wie Sarah Jessica Parker. Neben ihr Kim Cattrall und Kristin Davis. Zumindest im zitternden Rückspiegel wirken die drei Schönen wie die Stars aus "Sex and the City".

C3 und fortwo buhlen vergeblich um die Damen

Vergleich: Fiat 500C, Smart fortwo Cabrio, Citroën C3 Pluriel
Bei Pluriel und Smart bleibt das Damen-Trio stumm: keine Blicke, kaum Flirtfaktor – C3 und fortwo buhlen vergeblich. Der 500C dagegen hat was Magisches, Süßes, so eine Art eingebauten Knuddel-Reflex. Nicht nur bei Frauen jeden Alters kommt er gut an, sondern selbst reifen Herren nötigt er mit seinen Kulleraugen zumindest Sympathie ab. "Der Kleine wird ein Statussymbol der Sonderklasse werden", prophezeit sogar die WELT am SONNTAG. Mag sein. Wer aber übers Styling hinaus Wert auf das Fahrerlebnis legt, muss Abstriche machen. Die Sitze sind unbequem wie Küchenhocker und martern auf Langstrecken das Kreuz, Lenkung und Schaltung fehlen das Feingefühl, das die Designer bewiesen haben.

Happiger Frischluft-Zuschlag

Dass Citroën und Smart auch nicht gefühlsechter durch die Lande rollen, ist da nur ein schwacher Trost. Immerhin läuft der 69-PS-Motor des Fiat anständig. Zum genussvollen Offenfahren reicht der Einstiegs- Benziner völlig. Im Vergleich zur Limo federt das Cabrio sogar einen Tick besser. Doch dafür verlangen die Italiener auch einen happigen Frischluft-Zuschlag. Immerhin 2800 Euro muss einem das luftige Vergnügen wert sein – für ein verlängertes Rolldach nicht gerade ein Schnäppchen. Was uns ein wenig tröstet: Die nette Stoffplane öffnet per Knopfdruck in 16 Sekunden und faltet sich etwas unordentlich über der Kofferraumklappe zusammen.

Dach im Rückspiegel, dafür ist der Parkpieper serienmäßig

Vergleich: Fiat 500C, Smart fortwo Cabrio, Citroën C3 Pluriel
Nun sieht der Fahrer ausschließlich Dach im Rückspiegel, dafür gibt’s aber den Parkpieper serienmäßig. Den könnte auch der offene C3 gut gebrauchen, die Franzosen verlangen aber 218 Euro extra. In der getesteten Charleston-Ausstattung fordert Citroën freche 21.790 Euro – kein Wunder, dass die Retro-Ente im Straßenbild die Exklusivität eines Aston Martin erreicht. Hinterm Lenkrad stört die massive A-Säule nachhaltig den Ausblick nach vorn. Dazu kommt ein unbequemer Einstieg über die dicken Seitenschweller sowie ein ausgeprägtes Karosseriezittern auf schlechten Straßen. Der C3 windet sich wie manche Politiker im Wahlkampf. Seine extreme Wandlungsfähigkeit macht den Pluriel aber noch immer zum ungewöhnlichsten Cabrio der Welt.

Der C3 Pluriel beherrscht alle Spielarten

Vergleich: Fiat 500C, Smart fortwo Cabrio, Citroën C3 Pluriel
Von viersitziger Limousine über Coupé, halb und ganz offen, bis hin zu Spider und sogar Pick-up beherrscht er alle Spielarten. Um ihn vom Vollcabrio zur regenfesten Variante zurückzubasteln, fordert er allerdings die Dachdecker-Meisterprüfung. Wer es mit Ikea- Erfahrung versucht, wird verrückt. Und wohin mit den schweren Dachholmen? Durchgehende Öffnungszeiten scheitern oft an dieser Frage. Bleibt also der Smart: Wie beim Pluriel qualifizieren ihn abnehmbare Holme zum Vollcabrio. Sie lassen sich praktisch in der Heckklappe verstauen. Aber: Mehr Bewunderung als der Fiat erntet der fortwo selbst mit komplett in den Nacken geworfener Kapuze nicht.

Ideal für paarungswillige Großstadtsingles

Vergleich: Fiat 500C, Smart fortwo Cabrio, Citroën C3 Pluriel
Für ein echtes Vollwert-Solarium sieht er dem Coupé einfach zu ähnlich. Außerdem hoppelt er, lenkt zu indirekt und nervt mit lästigen Schaltpausen. Für paarungswillige Großstadt-Singles ist der Zweisitzer trotzdem ein ideales Gefährt. Er sagt "Ja" zum Leben und sendet fröhliche Signale in den Spätsommer: Wer so ein knuffiges Kerlchen fährt, muss ein lustiger Zeitgenosse sein. Dass er preislich auf einem Niveau mit dem 500C liegt, dürfte die Sache für den offenen Smart nicht gerade einfacher machen. Weitere Details zu den kleinen Cabrio-Limousinen gibt es in der Bildergalerie. Den kompletten Artikel finden Sie als Download im Heftarchiv.

Fazit

Schon die Limousine hat sich als Herzensbrecher erwiesen. Nun folgt das 500 Cabrio. Sein Erfolg ist garantiert. Fiat hat Federung und Wendekreis verbessert und bietet wirklich tollen Cabrio-Spaß. Mit offenem Dach verführt er zu mehr als nur einem Frischluft-Flirt. Der 500C bietet das volle Cabrio-Programm mit stürmischem Höhepunkt. Lenkung und Schaltung bleiben zwar unperfekt, werden dem Erfolg des Fiat aber nicht im Weg stehen. Den blieb der teure Pluriel bisher schuldig. Sein vielteiliges Dach ist nur was für geduldige Naturen mit Basteltalent. Der Smart zeigt ein bedingt sonniges Gemüt. Ja, er öffnet und schließt praktisch, lässt Wind ins Cockpit. Doch die große Cabrio-Freiheit bleibt aus. Die bietet der 500C.