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Video: VW Touareg Facelift (2015)

Frischer Touareg

Er ist der Held auf dem Ponyhof und vor dem Kindergarten, doch Klimaschützern und Gesellschaftskritikern treibt der VW Touareg die Zornesröte ins Gesicht: Denn auch wenn der große Geländewagen durchaus Abenteuer-Potenzial hat, wird er in der Regel doch nur als noble Alternative zum Kombi genutzt. Dafür haben die Niedersachsen ihr SUV-Flaggschiff vier Jahre nach dem Start der zweiten Auflage jetzt noch einmal etwas aufgerüstet und bringen die Wuchtbrumme am 17. Oktober zu Preisen ab 52.125 Euro mit frischem Design, aufgemöbeltem Innenraum und vor allem mit saubereren und effizienteren Motoren in den Handel.
Von außen ist die Modellpflege vor allem am neuen Kühlergrill, einer anderen Heckschürze und den serienmäßigen Bi-Xenon-Scheinwerfern zu erkennen. Innen gibt es noch noblere Hölzer, mehr Chrom sowie eine durchgängig weiße statt der bislang roten Instrumentenbeleuchtung.

Überzeugender Feinschliff für den V6-Diesel

VW Touareg V6 TDI
Der V6-Diesel überzeugt mit forschem Antritt und sparsamerem Verbrauch.

Doch was wirklich zählt, ist der Feinschliff für den V6-Diesel, der auf einen Verkaufsanteil von rund 90 Prozent kommt. Der Drei-Liter-Motor wird auch künftig in zwei Varianten angeboten: Die Basisversion leistet unverändert 204 PS und wuchtet 450 Nm ans Verteilergetriebe, die stärkere Variante für 55.625 Euro aufwärts legt von 245 auf 262 PS zu und geht jetzt mit 580 Nm zu Werke.
Wie in Watte gepackt und völlig unaufgeregt bringt das Triebwerk den Touareg ordentlich auf Touren: Egal ob mit dem großen Zeh im zarten Stöckelschuh oder mit schweren Stiefeln – man muss das breite Gaspedal nur sanft streicheln, schon bricht sich der Berg aus Blech seine Bahn und stürmt vehement voran: Von 0 auf 100 in 7,3 Sekunden und auf der Landstraße allzeit bereit zum Zwischenspurt beim Überholen, gibt der Diesel hier eine überzeugende Vorstellung.Nur wer permanent mit Vollgas über die Autobahn stürmt und sich darüber ärgert, dass von hinten ein Passat im Spiegel drückt und bei 225 Sachen Schluss ist, der braucht vielleicht noch den 74.725 Euro teuren V8-Diesel, der unverändert übernommen wird. Der 4,2-Liter leistet 343 PS, hat imposante 800 Nm, schiebt sich in 5,8 Sekunden von 0 auf 100 und kann sich mit maximal 242 km/h länger auf der linken Spur halten. Allerdings muss er auch öfter zum Boxenstopp ausscheren: Der Normverbrauch des Achtzylinders liegt bei 9,8 Litern.

Das Dickschiff lernt segeln

VW Touareg Facelift
Geht der Fuß vom Gas, segelt das Dickschiff bis Tempo 150.

Die V6-Diesel dagegen schleichen sich jetzt ganz elegant aus der Klimakritik und werden dank SCR-Kat mit AdBlue-Einspritzung mit Blick auf die EU6-Norm nicht nur sauberer, sondern auch wieder ein bisschen sparsamer. Das liegt zum einen am Feinschliff bei der Aerodynamik und im Getriebe sowie an den neuen Reifen, hat aber seinen wesentlichen Grund in der Freilauffunktion der Achtgang-Automatik: Sobald der Fahrer den Fuß vom Gas nimmt, wird der Motor vom Getriebe getrennt und fällt in einen genügsamen Leerlauf: Das Dickschiff lernt segeln und braucht entsprechend weniger Sprit. Weil das bis Tempo 150 geht und man sich daran als Fahrer schnell gewöhnt hat, zeigt das durchaus Wirkung: der Verbrauch geht tatsächlich ein wenig zurück. Die jetzt 6,6 Liter allerdings sind genauso unerreichbar wie die 7,2 Liter vor der Modellpflege – man muss sich schon arg anstrengen, wenn man überhaupt einstellig bleiben will.

Bildergalerie

VW Touareg
VW Touareg
VW Touareg
Kamera
VW Touareg im Gebrauchtwagen-Test
Als vierte Alternative und einzigen Benziner in unseren Breiten bietet VW auch weiterhin den Touareg Hybrid an. Sein Doppel aus V6-Kompressor und E-Maschine leistet 380 PS und schafft mit bis zu 240 km/h durchaus sportliche Fahrleistungen, kann aber zur Not auch zwei Kilometer mit 50 Sachen ohne Sprit fahren. Doch erstens kostet der Teilzeitstromer mindestens 77.525 Euro, und zweitens liegt der Normverbrauch am Ende trotzdem bei 8,2 Litern. Kein Wunder also, dass die Verkaufszahlen mikroskopisch klein sind und VW sogar die Einstellung dieser Modellvariante diskutiert hat.

Touareg ohne Spende vom Cayenne

Vor diesem Hintergrund versteht man auch, warum die Niedersachsen die Weste ihres Wüstenkriegers nicht mit letzter Konsequenz weiß gewaschen haben und der Plug-In-Hybrid aus dem vornehmen Schwestermodell Porsche Cayenne nicht übernommen wird. Bei über 90 Prozent Diesel-Anteil und vergleichsweise geringen Exportquoten nach Amerika und China hätte sich selbst der kleinste Aufwand einfach nicht gelohnt.

Von

Thomas Geiger