Chinesische Automarken in Europa sind nichts Neues, auch auf dem Kernmarkt Deutschland werden es immer mehr. Nach manchen Flops sind einige Hersteller inzwischen bei E-Autos in Sachen Design, Qualität, Innovation und Technologie der ausländischen Konkurrenz einen großen Schritt voraus (vier China-Stromer im Test).

E-Roadster von MG erinnert an den Mazda MX-5

Der erfolgreichste Vertreter seiner Art ist MG (gehört zum SAIC-Konzern) mit gefälligen Modellen wie dem MG4 oder dem Marcel R. Nun hat der Autobauer, der in einer Volumenklasse gegen Volkswagen oder Peugeot antritt, große Pläne.
MG Cyberster
MG Cyberster im Mazda-MX-5-Look: Der 544-PS-Roadster der SAIC-Marke kommt zum Sommer 2024 zu uns.
Bild: MG Motor Europe
Zum Beispiel mit dem Elektro-Roadster Cyberster. Er erinnert an den Mazda MX-5, kommt als Allradler auf bis zu 544 PS. Schon im Sommer 2024 wird der Cyberster auch durch Deutschland cruisen.

Great Wall kooperiert mit BMW

Immer mehr Marken gehören zu Great Wall. Zum einen betreibt der Großkonzern mit Kooperationspartner BMW das gemeinsame Unternehmen Spotlight, das die kommende Mini-Generation mit Cooper, Aceman und Countryman auf die Räder stellt. Zudem gibt es die noch jungen Konzernableger Ora und Wey. Ora ist mit Funky Cat oder Ballet Cat als elektrische Trendmarke positioniert, während Wey nach wie vor auch Verbrenner im Angebot hat und sich als bezahlbares Premium sieht.

Geely tritt mit Lotus Eletre im Luxussegment an

Geely ist ebenfalls seit Längerem in Europa vertreten und steht längst hinter den beiden einst schwedischen Marken Volvo und Polestar. Geely ist zudem mittlerweile nennenswert an Mercedes beteiligt und wagt ab diesem Herbst mit dem Lotus Eletre den Sprung ins Luxussegment. Das Power-SUV mit 600 PS soll nicht zuletzt gegen Ferrari, Porsche oder Maserati antreten.

E-Autos unter 45.000 Euro mit viel Reichweite

Ausgewählte Produkte in tabellarischer Übersicht
Cupra Born
UVP ab 38.770 EUR/Ersparnis bei Carwow bis zu 9217,00 EUR
Hyundai Kona Elektro
UVP ab 36.400 EUR/Ersparnis bei Carwow bis zu 9282,00 EUR
MG 4
UVP ab 29.313 EUR/Ersparnis bei Carwow bis zu 7178,00 EUR
MG ZS EV
UVP ab 31.313 EUR/Ersparnis bei Carwow bis zu 7178,00 EUR
MG 5
UVP ab 32.813 EUR/Ersparnis bei Carwow bis zu 7178,00 EUR
MG Marvel R
UVP ab 44.313 EUR/Ersparnis bei Carwow bis zu 7178,00 EUR
Renault Megane E-Tech
UVP ab 42.000 EUR/Ersparnis bei Carwow bis zu 10.847,00 EUR
Tesla Model 3
UVP ab 41.990 EUR/Ersparnis bei Carwow bis zu 8070,00 EUR
VW ID.3
UVP ab 39.995 EUR/Ersparnis bei Carwow bis zu 7656,00 EUR
Marktführer BYD (Build Your Dreams) stellte auf der Auto Shanghai 2023 mit dem Seagull ein Einstiegsmodell für umgerechnet weniger als 12.000 Euro vor. Falls das Kompakt-SUV mit 300 Kilometer Reichweite zu uns kommt, dann nicht zu dem Preis; ein Preisbrecher dürfte er aber schon werden. Und das Concept Car Song L von BYD beeindruckte Besucher beim Design.
BYD Seagull
Der Kleinwagen Seagull von Marktführer BYD könnte bei uns ein echter Preisbrecher werden.
Bild: BYD Company Limited
Die BYD-Tochter Denza (an der auch Daimler beteiligt ist) zeigt mit dem D9 Premier, dass die Chinesen auch bei großen Luxus-SUV mitmischen können. Und der Denza N7 bietet unter anderem ein interaktives, intelligentes Cockpit. Ein weiterer Beweis dafür: China fährt vor.

Yangwang U8 mit bis zu 1100 PS

Den Namen Yangwang kennen außerhalb Chinas auch nur wenige. Noch. Yangwang ist eine weitere Marke von BYD; in Shanghai stand der Extrem-Geländewagen U8 mit einer Leistung von bis zu 1100 PS und einem Spurt von 0 auf 100 km/h in 3,6 Sekunden.
Yangwang U9
Der Sportwagen Yangwang U9 braucht nur zwei Sekunden bis Tempo 100. In den USA ist er bald für umgerechnet rund 150.000 Dollar zu haben.


Bild: Hersteller
Daneben, auf der gleichen BYD-Architektur aufbauend, der Sportwagen U9, der in nur zwei Sekunden auf Tempo 100 beschleunigt. Er soll in den USA bald für rund 150.000 Dollar angeboten werden.

Neue Automarken aus China greifen an

Und auch andere Chinamarken sind hierzulande noch kein Begriff. So wie Li Auto, Zeekr oder HiPhi. Das aber dürfte sich bald ändern. Li Auto etwa wurde erst 2015 gegründet und hat im April fast 26.000 E-Autos verkauft; das sind 516 Prozent mehr als im Vorjahr.
Vattenfall-Ladepaket
Vattenfall eMob Assets - Montage

Intelligente Top-Wallbox ab 399 Euro

Sichern Sie sich Ihre Wallbox mit Installationsservice im Komplettangebot – für bequemes und zuverlässiges Laden zuhause.

In Kooperation mit

Vattenfall-Logo
Auf der Auto Shanghai machte der Hersteller insbesondere mit mächtigen Edel-SUV und einem reduzierten Design auf sich aufmerksam. Hier sind jedoch bisher keine Pläne bekannt, dass man mit Li 9 oder dem kleineren Li 7 gegen Modelle wie einen BMW X5/XM oder einen Range Rover/Range Rover Sport in deren Heimat antreten möchte.

Nio hat den Premiummarkt im Blick

Den Premiummarkt fest im Blick hat auch Nio, das sich mit SUV und Luxuslimousinen ebenfalls die europäischen Wettbewerber Audi, BMW und Mercedes vornehmen will. Was mit Aito wird, steht – zumindest in Sachen Europa – noch in den Sternen. Die Modelle sind gefällig genug, dass sie auch hier punkten könnten.

Zeekr greift Tesla und VW an

Noch erstaunlicher ist die Entwicklung von Zeekr aus dem Geely-Konzern. Zeekr trat 2021 als Premiummarke unter anderem gegen Tesla an. Jetzt kündigte die Marke an, noch in diesem Jahr mit den ersten Elektromodellen nach Europa zu kommen. In Shanghai stand der Zeekr X, ein Angriff auf den etwas größeren VW ID.4 – und auf die Chinakollegen von MG.
Zeekr X
Das Aussehen des Zeekr X entstand im Geely-Designcenter Göteborg unter Leitung von Stefan Sielaff (früher u.a. Audi, VW und Bentley).
Bild: Stefan Grundhoff
Der 4,45 Meter lange Zeekr X soll designorientierte SUV-Kunden ansprechen. Der schicke Zwillingsbruder des Smart #1 teilt sich mit diesem nicht nur die Technik, sondern auch die variable SEA-Plattform (Sustainable Experimental Architecture). Sie beheimatet auch den 4,97 Meter langen Shooting Brake. Wer den Zeekr-eigenen 360-kW-Lader nutzt, pumpt in fünf Minuten 120 frische Kilometer Reichweite in den Chinesen.

Smart bringt neues SUV-Coupé #3

Smart wiederum bringt im September 2023 mit dem #3 ein weiteres elektrisches SUV-Coupé nach Deutschland. Da es sich um die gleiche Plattform wie beim Smart #1 handelt, dürfte auch die Coupéversion mit Heck- und Allradantrieb vorfahren und mit einem Leistungsspektrum von 272 PS bis 428 PS aufwarten. Erwartbarer Preis: ab 50.000 Euro.

HiPhi will Showroom in München eröffnen

Und dann ist da noch die Marke HiPhi des Start-ups Human Horizons. HiPhi will in München einen Showroom eröffnen. Die ersten Modelle heißen X (Luxus-SUV) und Z (Gran Turismo).
HiPhi Y
HiPhi Y mit halben Flügeltüren hinten, fast wie beim Tesla Model X.
Bild: Hersteller
Auf der Auto Shanghai stand auch das Modell Y, das – ähnlich dem Tesla Model X – halbe Flügeltüren hinten hat. Den Namen wird man sich merken müssen.

Li Auto setzt bei Assistenztechnik auf KI

Li Auto wird noch in diesem Jahr die Assistenztechnik AD Max 3.0 in China einführen. Mittels künstlicher Intelligenz können die damit ausgestatteten Autos eine Wahrnehmung, Entscheidungsfindung und Planung in Echtzeit ausführen. Wie ein menschlicher Fahrer und ohne auf hochpräzise Karten angewiesen zu sein. 

Ziel: Strom für 400 Kilometer in unter zehn Minuten

Außerdem arbeiten Dienstleister und Autobauer an Ladeleistungen, die dafür sorgen, dass bald in unter zehn Minuten Strom für 400 Kilometer aufgenommen werden kann. Und günstige Natrium-Ionen-Akkuzellen werden in China bald flächendeckend eingebaut.

Audi-Chef Duesmann beeindruckt

Audi-Chef Markus Duesmann erklärte auf der Messe in Shanghai: "Die deutsche Autoindustrie hat die Stärke der chinesischen Wettbewerber unterschätzt. Wir erleben in China eine Technologieschlacht, wie ich sie noch nie gesehen habe." Schwester VW zeigte in Shanghai den ID.7, BMW mit dem i7 M70 xDrive ebenfalls eine E-Limousine. Die Bayern wollen erkannt haben: "Was chinesische Kunden heute bewegt, bewegt morgen die Welt."
Hauke Schrieber
Was Nio kann – wissen wir. Lynk & Co und MG – kennen wir. XPeng – haben wir schon gesehen. Sie alle sind nur der Anfang. China wird die dominierenden Autobauer haben – wenn der Rest der Welt nicht aufpasst. Lei Xing sagt: "Das Zeitfenster für ausländische Marken schließt sich." Der Verbrenner stirbt, in China ist er fast tot. Klar, viele der neuen Chinamarken werden nicht überleben. Jene, die es schaffen, werden unser Straßenbild verändern. Ich behaupte: 2030 ist mindestens jeder zehnte Neuwagen bei uns aus China.
 

Von

Stefan Grundhoff