Der neue Mercedes GLB kommt Ende 2019 auf den Markt. Schon kurze Zeit später bringt Mercedes-AMG das Topmodell GLB 35. Unter der Haube des kantigen Kompakt-SUVs sitzt der aus dem A 35 und CLA 35 bekannte Vierzylinder-Turbo mit 306 PS und 400 Nm. Aber braucht die Welt überhaupt noch ein sportliches SUV und wer soll den GLB 35 kaufen? Zwei Redakteure, zwei Meinungen!
Mercedes-AMG GLB 35: Top oder Flop?
Mit den Aufpreis-pflichtigen 21-Zoll-Felgen sieht der GLB 35 richtig bullig aus.
Auf der IAA 2019 hatte der GLB 35 Messepremiere und die Redakteure Peter R. Fischer und Jan Götze haben sich das neue Mitglied der AMG-Familie mal genauer angeschaut.
Vorweg stellt Jan klar: "Natürlich braucht niemand ein Kompakt-SUV mit 306 PS, das ist klar. ABER: Der SUV-Markt boomt und das trifft auch auf die Sportversionen zu. BMW schickt X3 und X4 M ins Rennen, Audi arbeitet an RS Q3 und RS Q8 und Mercedes hat mit dem GLB 35 ein komplett neues Modell im Programm."
Peter: "SUVs boomen, ja. Gerade die mit viel Leistung, um den konstruktiven Nachteil des höheren Gewichts auszugleichen. Persönlich brauche ich das nicht, aber Mercedes sieht das offenbar anders. Wahrscheinlich sogar zurecht. Denn die Kombination aus kompaktem SUV und AMG hat sich ja auch beim GLA 45 schon verkauft. Muss ich den GLB 35 deshalb gut finden? Ein klares Nein.

Der GLB 35 sieht aus wie ein Mini-G 63, meint Jan

Jan fährt fort: "Was mir am GLB 35 gefällt, ist sein eigenständiges Design. Das Kompakt-SUV zeigt klare Kante und sticht positiv aus dem Einheitsbrei heraus. Außerdem erinnert mich der GLB mit dem Panamericana-Grill und den großen 21-Zöllern total an einen Mini-G 63!"
Peter sieht es kritisch: "21-Zoll-Felgen auf einem Kompakten für bis zu sieben 'Reisende', wie Mercedes betont. Ohne den GLB 35 gefahren zu sein klingt das nach einer harten Kombination, die einer entspannten – vielleicht sogar familientauglichen – Reise meiner Vermutung nach entgegensteht. Sportliche Härte gehört für mich in Sportwagen oder eben Hot hatches – wie den A 35."
Jan: "Kommen wir mal zu den Fakten: Ich durfte den Vierzylinder im A 35 schon ausgiebig testen und bin überzeugt. Der Turbomotor hängt gut am Gas, schiebt schon untenrum ordentlich an und auch über 5000 U/min reißt die Kraft nicht ab. Der GLB 35 soll mit Race Start in 5,2 Sekunden auf 100 km/h beschleunigen – eine ganz schöne Ansage."

Innenraumvariabilität braucht kein AMG-Batch, sagt Peter

Peter: "Gegen den Motor an sich spricht tatsächlich wenig. Die Beschleunigungswerte sind ohne Zweifel top. Aber muss ein GLB unbedingt zum Sportler mit Launch-Control umgestrickt werden? Die Topmotorisierung des GLB ist als 250 4Matic und 224 PS meiner Meinung nach ausreichend. Das für mich schlagende Kaufargument der Innenraumvariabilität braucht beim besten Willen kein AMG-Batch."
Jan findet weitere Pluspunkte: "Der GLB 35 übernimmt das Widescreen-Cockpit inklusive AMG-Applikationen und MBUX aus den anderen Kompaktmodellen. Diese Cockpit-Generation gehört für mich zu den besten aktuell erhältlichen auf dem Markt."

Der GLB 35 dürfte bei rund 55.000 Euro starten

Abschließend stellt Jan fest: "Noch mal, so viel Leistung in einem Kompakt-SUV braucht natürlich kein Mensch. Trotzdem finde ich es gut, dass AMG sich etwas traut und den Kunden gleichzeitig die Wahl lässt. Wer mehr Platz braucht, hoch sitzen möchte und trotzdem nicht auf Power verzichten möchte, der kann den neuen GLB 35 bestellen. Bis zu sieben Plätze bietet schließlich nicht mal ein G 63. Für alle anderen gibt es ja noch A 35, CLA 35 oder ganz andere Autos!"
Peter bilanziert: "Stimmt, praktisch ist der GLB mit seinen sieben Sitzen, die dank der Karosserieform sogar nutzbar sind. Sehr gut. Für mich gehört er in der AMG-Version aber in die utopische Kategorie 'Eierlegende Wollmilchsau'. Er soll alles am allerbesten können, aber am Ende hat der Kunde ein reines Marketing-Auto, das die Vorzüge des Standard-GLB und der Kompakt-AMG ad absurdum führt."