Mercedes E-Klasse (2023): Das ist alles neu beim W 214
Die neue Mercedes E-Klasse ist die letzte ihrer Art
Mercedes E-Klasse W 214
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Alles neu bei der Mercedes E-Klasse: frisches Design, moderne Motoren und jede Menge Technik im Innenraum. Erster Check plus Sitzprobe im W 214!
Bild: AUTO BILD
Inhaltsverzeichnis
So eine E-Klasse gibt es nie wieder! Die neue Oberklasse-Limousine mit dem internen Baucode W 214 wird die letzte Mercedes E-Klasse auf einer neu entwickelten Verbrenner-Plattform sein. Ab 2030 soll der Stern – zumindest hierzulande – nur noch elektrisch fahren.
Für viele Fans ist die E-Klasse das Mercedes-Modell überhaupt – und seit Jahrzehnten das Maß der Dinge in der oberen Mittelklasse. Jörg Bartels, Leiter Integration Gesamtfahrzeug Mercedes: "Die E-Klasse steht seit über 75 Jahren für souveränes und komfortables Fahren, verbunden mit einem hochwertigen und luxuriösen Interieur. Mit der neuen E-Klasse setzen wir das auf faszinierende Weise fort und kombinieren das überragende Fahrerlebnis mit einem digitalen Luxuserlebnis." Wie gut das gelungen ist, findet AUTO BILD in der ersten Sitzprobe heraus!
Optisch ist die E-Klasse kaum wiederzuerkennen. Zwar besitzt auch der W 214 die klassischen Drei-Box-Limousinen-Proportionen mit einer langen Motorhaube und einer weit nach hinten versetzten Fahrgastzelle, dennoch wirkt die sechste Generation (seit dem W 124) der E-Klasse sehr modern. Das liegt vor allem an der Front mit dem Black Panel ähnlichen Einleger, der den Kühlergrill mit den Scheinwerfern verbindet und gleichzeitig auch einen Hauch EQ versprüht.
Wem die Version mit dem großen Zentralstern ("Avantgarde" und "AMG-Line") zu dick aufträgt, der kann die "Exclusive-Line" ordern. Hier gibt es einen Chrom-Kühlergrill mit horizintalen Streben, der an die S-Klasse erinnert. Außerdem trägt die E-Klasse in der Exclusive-Line noch ganz klassisch den stehenden Stern auf der Haube.

Die neue Mercedes E-Klasse ist in drei Ausstattungslinien erhältlich. Die hier gezeigte Exclusive-Line bekommt als einzige den Stern auf der Haube.
Bild: Daimler AG
Optional ist der Kühlergrill (sowohl AMG- als auch Exclusive-Line) beleuchtet – und das auch während der Fahrt als Teil des Tagfahrlichts. Sicherlich Geschmackssache, wobei es bei der E-Klasse nicht ganz so dick aufgetragen wirkt wie beispielsweise die beleuchtete Niere des neuen BMW 7er/i7. Der Motorhaube spendiert Mercedes zwei Powerdomes, die wie ein Abschiedsgruß an den Verbrenner wirken.
Die Scheinwerfer sollen mit zwei geschwungenen Lichtelementen pro Seite das legendäre Vieraugen-Gesicht der E-Klasse zitieren. Serienmäßig gibt es LED-High-Performance-Scheinwerfer, gegen Aufpreis ist Digital Light mit Projektion erhältlich.
Bis zu 21-Zoll große Räder
Den cw-Wert gibt Mercedes mit guten 0,23 an. Einen kleinen Anteil daran dürften die von den EQ-Modellen bekannten versenkbaren Türgriffe haben. Diese sind bei der E-Klasse allerdings optional.
Für den richtigen Auftritt rollt der W 214 optional auf bis zu 21-Zoll großen Rädern. Die sind allerdings den Verbrennern vorbehalten; die Plug-in-Hybride sind maximal mit 20-Zoll-Rädern konfigurierbar. Serienmäßig gibt es 18 Zoll (wobei auch 17 Zoll erhältlich sind). Außerdem sind auch jetzt AMG-Felgen mit den anderen beiden Lines kombinierbar.

Die Rückleuchten mit Sterngrafik verleihen der E-Klasse einen eigenen Look und sollen auch einen Tagfahrlichtmodus besitzen.
Bild: Daimler AG
Besonders prägnant am Heck sind die zweigeteilten LED-Rückleuchten, die die Wellenform der Scheinwerfer aufnehmen. Die Leuchtgrafik zeigt zwei Mercedes-Sterne pro Seite, die auch am Tag leuchten. Ganz neu ist zudem die Lackierung in "Verdesilber Metallic".
Die neue E-Klasse wächst
So viel zur Optik. Kommen wir zu den harten Fakten: Mit 4,95 Meter Länge legt der W 214 minimal zu (W 213: 4,94 Meter), wobei das Wachstum in der Breite mit drei Zentimetern auf jetzt 1,88 Meter deutlich größer ausfällt. Beim Radstand gibt es ein Plus von 2,2 Zentimetern (2,96 Meter), was vor allem im Fond spürbar sein soll.
Beim Thema Platzangebot wurde marginal nachgebessert: Die fünf Millimeter mehr Kopffreiheit sind zu vernachlässigen, im Fond gibt es bis zu 17 Millimeter mehr Beinfreiheit. Bei der Ellenbogenfreiheit spricht Mercedes sogar von S-Klasse-Niveau. Übersetzt bedeutet das: Das Platzangebot in der E-Klasse ist über jeden Zweifel erhaben – sowohl vorne als auch hinten. Doch wenn ich ehrlich bin, habe ich bei einer knapp fünf Meter langen Limousine auch nichts anderes erwartet.

Auch im Fond bietet die E-Klasse jede Menge Platz, die Beinfreiheit wurde um bis zu 17 Millimeter verbessert.
Bild: Daimler AG
Werfen wir einen Blick in den Kofferraum, sehen wir, dass sich hier nichts getan hat. Das Volumen bleibt bei unveränderten 540 Litern; bei den Plug-in-Hybriden sind es nur 370 Liter, doch dafür entfällt die Stufe im Ladeboden.
Schön ist, dass Mercedes den anfälligen Klavierlack aus dem Programm genommen hat. In der E-Klasse gibt es ausschließlich offenporige Hölzer als Zierelemente. Die sehen nicht nur gut aus, sie fassen sich auch so an.
Der Superscreen ist neu
In puncto Infotainment und Digitalisierung legt die E-Klasse enorm zu. Man könnte auch behaupten, dass das E ab sofort für Entertainment steht. Wer auf eine kleine S-Klasse gehofft hat, wird erst mal enttäuscht sein. Während sich im Flaggschiff (und auch im EQS) der Hyperscreen über die gesamte Breite des Cockpits erstreckt, gibt es eine Klasse darunter "nur" einen Superscreen.
Statt einer riesigen, 1,41 Meter breiten Bildschirm-Landschaft besteht der optionale Superscreen aus einem 14,4 Zoll großen Infotainmentdisplay und einem Beifahrerdisplay (MBUX Premium Plus), das 12,3 Zoll misst. Wird das Beifahrerdisplay nicht geordert, gibt's keinen Superscreen – dann schwebt der Infotainmentbildschirm in der Mitte, und der Beifahrer blickt auf ein Zierteil.
Apropos Zierde: Nur wenn der Beifahrersitz belegt ist, lässt sich das Display davor nutzen, andernfalls wird hier Kunst angezeigt. Der Fahrer blickt auf ein eigenes, 12,3 Zoll großes digitales Instrumentendisplay (optional mit 3D).

Licht an: Das Leuchtenband soll unter anderem die Musik visualisieren und im Takt pulsieren.
Bild: Mercedes
Hinter der imposanten Cockpitlandschaft verbirgt sich eine neue Elektronikarchitektur, die alle Rechenprozesse in einer einzigen Kontrolleinheit zusammenfasst, damit die Datenströme schneller fließen.
Das 4D-Sounderlebnis ist beeindruckend
Und damit kommen wir zu einem der Spezialgebiete von Mercedes: der Ambientebeleuchtung. Oberhalb der Display-Landschaft erstreckt sich in der E-Klasse ein durchgängiges Leuchtenband. Das unterstützt einerseits die Assistenten, visualisiert etwa beim Einparken den Abstand oder warnt vor Querverkehr.
Doch in der E-Klasse übernimmt die Lichtinstallation noch eine weitere Aufgabe: Mit dem optionalen Burmester 4D-Surround-Soundsystem mit 21 Lautsprechern soll Musik hör-, spür und optisch erlebbar gemacht werden. Neben den aus der S-Klasse bekannten Körperschallwandlern (Exciter), die die Musik auch mittels Vibrationen in den Sitz übertragen, blinkt die obere Lichtleiste in der E-Klasse jetzt auch zum Takt.
Klingt nach Spielerei, und mehr ist es auch nicht. Allerdings ist das Sounderlebnis in der E-Klasse wirklich vom anderen Stern. Das muss man am eigenen Körper erleben.
TikTok in der neuen E-Klasse
Reicht das an Unterhaltung nicht, kann man sich im neuen App Store unter anderem die Social-Media-Plattform TikTok oder das Spiel Angry Birds ins Infotainmentsystem laden. Das Angebot an sogenannten Drittanbieter-Apps soll stetig erweitert werden.
Direkt zum Marktstart sind zudem die Videokonferenzsysteme Zoom und Webex erhältlich. Auf Wunsch ist der Innenraum der E-Klasse mit bis zu fünf Kameras ausgestattet. Dazu zählt auch eine Selfie-Cam, die beispielsweise für Videokonferenzen (nur im Stand) genutzt werden kann. Ob das erstrebenswert ist, ist eine andere Frage, aber immerhin passt es zum Business-Gedanken der E-Klasse.

Größere Icons und Drittanbieter-Apps wie TikTok, Angry Birds und Zoom sind neu.
Bild: Daimler AG
Künstliche Intelligenz soll der E-Klasse helfen, die beliebtesten Komforteinstellungen als Routinen zu erlernen und zu automatisieren. Auch der Energizing Coach, ein digitaler Fitnessratgeber, wurde erweitert. An eine entsprechende Smartwatch gekoppelt, erkennt der Mercedes Vitaldaten wie Stresslevel oder Schlafqualität und empfiehlt verschiedene Entspannungsübungen. Es scheint fast so, als sei der Passagier das letzte analoge Teil in der neuen E-Klasse.
Zum Marktstart im Herbst 2023 bietet Mercedes die E-Klasse ausschließlich mit Vierzylindermotoren an. Doch bevor es einen Aufschrei gibt: Die Reihensechszylinder sollen nur wenige Monate später folgen, genauso die Diesel-Plug-in-Hybride.
Das Motorenportfolio umfasst drei Mildhybridantriebe – allesamt mit integriertem Startergenerator (ISG), einer neuen Batterie und einem stärkeren E-Motor, der jetzt 17 statt zuvor 15 kW leistet. Die preisliche Basis bildet weiterhin der E 200 mit 204 PS. Vorerst der einzige Diesel ist der E 220 d (optional mit Allradantrieb 4Matic) mit 197 PS.
Plug-in-Hybride mit über 100 Kilometer elektrischer Reichweite
Daneben wird es drei Plug-in-Hybride geben, für die Mercedes vollelektrische Reichweiten von über 100 Kilometern verspricht. Der E 300 e (optional auch mit Allradantrieb 4Matic) kombiniert den 204 PS starken Vierzylinder mit einem 95 kW (129 PS) starken Elektromotor, was in Summe 312 PS Systemleistung und eine elektrische Reichweite von bis zu 118 Kilometern ergeben soll.
Der größere E 400 e 4Matic bietet sogar 381 PS und kommt dank seiner 25,4 kWh großen Batterie maximal 111 rein elektrische Kilometer weit, bevor ihm der Saft ausgeht. Serienmäßig gibt es einen 11-kW-Onboard-Lader, optional kann ein 55-kW-DC-Lader geordert werden.
Hinterachslenkung optional
Die bekannte 9G-Tornic wurde für die E-Klasse überarbeitet und ist genauso Serie wie ein Stahlfederfahrwerk. Wird das Technik-Paket angekreuzt, gibt es die Luftfederung Airmatic und eine Hinterachslenkung (maximal 4,5 Grad).
Kein V8 im Mercedes-AMG E 63
AMG-Fans müssen jetzt stark sein: Auch für die E-Klasse streicht Mercedes den beliebten V8, der im E 63 S aktuell noch 612 PS leistet. An Leistung wird es der neuen AMG-Version dennoch nicht mangeln, denn aller Voraussicht nach wird AMG auf den Plug-in-Hybridantrieb des neuen C 63 setzen.
Bedeutet: ein Vierzylinder-Turbo (M 139) inklusive E-Turbolader, der von einem bis zu 204 PS starken Elektromotor unterstützt wird. So ist der Antriebsstrang gut für bis zu 680 PS und maximal 1020 Nm Drehmoment. Unterhalb von E 63 und E 63 S könnte zudem noch Platz für einen schwächeren E 53 sein.
Bestellstart für die neue Mercedes E-Klasse ist im Sommer 2023. Zu den Preisen sagt Mercedes noch nichts, doch wir gehen davon aus, dass die neue E-Klasse ab etwa 54.000 Euro zu haben sein wird. Aktuell startet der E 200 bei 51.319 Euro. Entgegen früherer Gerüchte wird es auch die neue E-Klasse selbstredend wieder als Kombiversion S 214 geben. Das T-Modell soll nur wenige Monate nach Marktstart folgen.
Die Mercedes E-Klasse der Generation W 213 ist besser als ihre Vorgänger. Den eigenen Anspruch "Das Beste oder nichts" verfehlt sie dann aber doch. Bremsleitungen und Achsaufhängungen sind nicht unproblematisch.
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Rechtliche Anmerkungen
* Weitere Informationen zum offiziellen Kraftstoffverbrauch und zu den offiziellen spezifischen CO2-Emissionen und gegebenenfalls zum Stromverbrauch neuer Pkw können dem "Leitfaden über den offiziellen Kraftstoffverbrauch" entnommen werden, der an allen Verkaufsstellen und bei der "Deutschen Automobil Treuhand GmbH" unentgeltlich erhältlich ist www.dat.de.Den 100.000-Kilometer-Dauertest von AUTO BILD absolvierte ein Mercedes E 220 d T-Modell mit der Note 2. Die wichtigsten Infos für Gebrauchtwagenkäufer gibt es im ausführlichen AUTO BILD-Gebrauchtwagen-Check!
Fazit für Gebrauchtwagenkäufer
Das Positive zuerst: Die Zahl mängelfreier Fahrzeuge liegt in allen Jahrgängen deutlich über dem Durchschnitt, die derjenigen mit erheblichen Mängeln signifikant darunter. Das ist besonders bemerkenswert, weil die Fahrleistungen weit über dem Durchschnitt liegen.
Fazit
Die neue Mercedes E-Klasse ist rundum gelungen. Optisch modern, im Innenraum voll mit Technik. Traditionalisten sollten sich nicht von Superscreen, TikTok und Co abschrecken lassen. Diese Funktionen müssen ja schließlich nicht genutzt werden. Vorerst nur Vierzylinder, dafür hohe Reichweite bei den Plug-in-Hybriden. So ist die E-Klasse gut gerüstet für die nächsten Jahre. Ich freue mich auf das T-Modell.
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