Neuer BMW 7er (IAA 2015): Fahrbericht im Prototypen
Leichter, stärker, 7er
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Der neue BMW 7er wird nicht nur leichter, sondern trumpft auch mit neuer Technik auf. Wir sind erstmals den Prototypen gefahren.
Die erste Erkenntnis beim neuen BMW 7er: Er wird leichter. Zum ersten Mal setzen die Münchner bei einem Fahrzeug aus der Großserie in nennenswertem Umfang auf Carbon. Leichter und steifer als Stahl oder Aluminium-Druckguss, senken die Fasern den Schwerpunkt und drücken das Gewicht. "Allein 40 Kilogramm haben wir in der Architektur gespart", sagt Leichtbauchef Florian Schek.
Knapp 130 Kilo Gewicht spart BMW beim neuen 7er durch den Einsatz von Carbonfasern.
Und weil auch die anderen Gewerke jede Schraube und jedes Bauteil drei, vier Mal auf die Waage gelegt haben, summiert sich der Diät-Erfolg auf bis zu 200 Kilogramm. Zwar zehrt die erweiterte Komfort- und Sicherheitsausstattung einen Teil dieses Gewinns wieder auf. Doch am Ende bleibt ein Delta von bis zu 130 Kilogramm und der leichteste 7er wiegt plötzlich nicht einmal mehr 1,9 Tonnen. Mal Sportler im Smoking, mal fliegender Teppich – und dabei immer unaufgeregt, souverän und mühelos soll das Flaggschiff sein und damit Konkurrenten wie die Mercedes S-Klasse oder den Audi A8 ausstechen. Auf die Tragweite dieses Spagats und die extreme Ausprägung der beiden Charaktere sind die Bayern so stolz, dass es bei der ersten Begegnung mit dem 7er nicht beim Blick unters weitgehend aus Aluminium gebogene Blech bleibt. Bereits ein halbes Jahr vor der Publikumspremiere auf der IAA bittet BMW zur ersten Testfahrt.
Bildergalerie
Neue Ober- und Luxusklasse-Modelle (2019 bis 2023)
Die Tarnfolie lässt noch nicht viele Rückschlüsse aufs Design zu – Quantensprünge sind nicht zu erwarten.
Tatsächlich fühlt sich der 7er so leicht und handlich an wie ein 5er oder gar ein 3er. Erst recht, wenn die Prototypen mit der neuen, künftig serienmäßigen Luftfederung und der Hinterachslenkung ausgestattet sind. Während die Wankstabilisierung den Aufbau beruhigt, die eingeschlagenen Räder im Heck die Radien reduzieren und man bei jedem Schlagloch die zehn bis 15 Kilo merkt, die pro Rad an ungefederten Massen eingespart wurden, schneidet der 7er durch die Kurven, als hätte die M GmbH ihre Finger im Spiel gehabt. Die Lenkung ist direkt, verlangt nach einer festen Hand und bei allem Respekt vor dem Rücken der Reisenden lässt einen das Fahrwerk nicht im Unklaren über die Versäumnisse der Straßenmeisterei. Bis man in den Comfort-Modus wechselt und der 7er sein zweites Gesicht zeigt. Die Luftfederung pumpt ihn mindestens einen und maximal vier Zentimeter nach oben, das Fahrwerk macht sich watteweich und den Kurs hält man plötzlich mit dem kleinen Finger – selbst eine US-Limousine wirkt straff und bestimmt gegen die Komforteinstellung, über die vor allem Asiaten jubeln werden.
Dabei macht der 7er schon mit dem neuen 3,0-Liter-Reihensechszylinder im 740i eine ausgesprochen gute Figur – kein Wunder, wenn das Gewicht sinkt und im Gegenzug die Leistung auf um die 350 PS steigt. Daneben wird es zum Start wohl einen V8 mit den bekannten 4,4 Litern Hubraum für den 750i geben, dessen Leistung sicher ebenfalls über den aktuell 450 PS liegen wird. Dazu noch einen Sechszylinder-Diesel in zwei Leistungsstufen und natürlich Allrad für fast alle – fertig ist die Startaufstellung. Dabei wird es aber nicht bleiben: Ganz offen sprechen die Bayern schon über einen Plug-in-Hybriden und geben dem Zwölfzylinder Bestandsschutz. Worüber sie noch nicht so gerne reden, sind die Vierzylinder, die wohl spätestens zur ersten Modellpflege kommen. Leichtbau hat eben nicht nur gute Seiten.
Einmal winken, schon wechselt die Musik: Per programmierbarer Gestensteuerung ist das möglich.
Zwar genießt die Dynamik bei den Bayern noch immer oberste Priorität und mit dem 7er beweisen sie, dass der Slogan "Aus Freude am Fahren" weiterhin gilt. Doch weiß die Mannschaft natürlich auch, dass der Krieg auf anderen Schauplätzen ausgetragen wird. Deshalb steht der neue 7er neben dem Leichtbau für eine elektronische Aufrüstung, die vor allem dem Bediensystem gilt. Das virtuelle Cockpit von Audi kontern die Bayern deshalb mit einer ebenfalls voll digitalen Anzeige, die aber immerhin noch physisch greifbare Skalenringe kennt. Für die Klimasteuerung gibt es gleich drei kleine Touchscreens und weil der iDrive-Controller in Zeiten des Smartphones vielleicht doch nicht der Weisheit allerletzter Schluss ist, kann man auch auf dem großen Navigationsbildschirm jetzt touchen, wischen und mit gespreizten Fingern zoomen, wie man es von einem Tablet-Computer kennt. Ganz neu dazu kommt die Gestensteuerung, die mit einer Kamera am Innenspiegel gekoppelt ist und zum Beispiel zur Regelung der Lautstärke des Bordprogramms oder das Anrufmanagement genutzt werden kann: Ein Fingerzeig auf das Display, schon hat man den Gesprächspartner in der Leitung. Und wenn man von links nach rechts wischt, ist Schluss mit dem Geschwätz.
Der neue 7er fährt automatisch in Parklücken
Die Haube duckt sich tiefer nach unten, das Heck wirkt in der Seitenansicht etwas coupéhafter.
Während der 7er mit solchen Gimmicks durchaus Eindruck schinden kann, nimmt man die neuen Assistenzsysteme fast schon als gewöhnlich hin. Dass die Elektronik jetzt bis Tempo 210 sanft in die Lenkung eingreift, wenn man von der Spur abkommt oder einfach nur entspannt seinem Vordermann folgen will? Extrem aufwändig in der Entwicklung, aber unspektakulär im Alltag. Auch der intelligente Tempomat, den man mit jeweils einem Knopfdruck auf aktuelle Tempolimits eichen kann, ist nicht gerade ein Erweckungserlebnis. Und ausgerechnet das vielleicht attraktivste Extra markiert den Anfang vom Ende der Fahrfreude, wie wir sie kennen. Denn als erster BMW rollt der 7er die letzten Meter alleine geradeaus in eine enge Parklücke, während der Fahrer draußen steht und auf den neuen Display-Schlüssel drückt.
Fazit
von
Thomas Geiger
Mercedes S-Klasse oder BMW Siebener – das könnte ab Herbst zu einem knappen Showdown im Smoking werden. Allerdings gibt es in diesem Spiel noch einen buchstäblich großen Unbekannten: Ende nächsten Jahres zeigt Audi die nächste Generation des A8 und auch in München machen sie keinen Hehl aus ihrer Neugierde: „Wir sind gespannt, was da auf uns zukommt.“
Von
Thomas Geiger
Neue Ober- und Luxusklasse-Modelle (2019 bis 2023)
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AUTO BILD zeigt, welche Ober- und Luxusklasse-Neuheiten bis 2024 auf den Markt kommen. Los geht's mit dem Audi S8; Preis: ab ca. 120.000 Euro; Marktstart: Ende 2019. Der neue S8 wird von einem 571 PS starken Vierliter-V8-Biturbo angetrieben. Optisch basiert er auf dem Sportpaket des A8. Dazu ...
Bild: Audi AG
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... gibt es in Alu-Optik lackierte Spiegelkappen und exklusive 21-Zoll-Felgen. Das Heck hebt sich durch einen Diffusor und die zweiflutige Abgasanlage mit vier Endrohren vom Flaggschiff ohne Sportanstrich ab. Der S8 erhält außerdem einen Klappenauspuff.
Bild: Audi AG
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BMW 8er Gran Coupé; Preis: ab 91.500 Euro; Marktstart: November 2019. Das Gran Coupé ist ein echter 8er – mit breiten Nieren, schmalen Scheinwerfern, einer geduckten Silhouette und einem breitschultrigen Heck ...
Bild: BMW Group
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... samt filigranen Rückleuchten und ehrfurchtgebietenden Endrohrblenden. Das Angebot der Antriebe reicht von 320 PS des Dreiliter-Diesel bis zu 530 PS im M850i mit Allrad, immer mit Achtstufenautomatik und mindestens 18-Zoll-Rädern.
Bild: BMW Group
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DS 8; Preis: ca. 35.000 Euro; Marktstart: 2019. DS plant den Angriff auf Mercedes E-Klasse, Audi A6 und BMW 5er. Beim Design orientiert sich die Limousine am 2017 erschienenen SUV DS 7 Crossback. Reichlich Chrom und technische Finessen ...
Bild: Demarets
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... wie die versenkbaren Türgriffe sollen den Premium-Anspruch untermauern. Für den Antrieb sollen Benzinmotoren mit bis zu 225 PS und Diesel mit bis zu 180 PS sorgen. Auch einen Plug-in-Hybrid mit 220 PS plant PSA.
Bild: Demarets
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Citroën C5; Preis: ab ca. 32.000 Euro; Marktstart: 2020. Citroën hat mit der Studie CXperience Concept einen Ausblick auf den kommenden C5 gezeigt. Der sieht aus wie ein SUV, wird aber flach wie ein Kombi – und erinnert von hinten ein wenig an Porsche. Allem Anschein nach will Citroën den C5 in der Oberklasse positionieren.
Bild: Rene Demarets
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Bis Citroën den C5 Ende 2018 auf dem Pariser Autosalon vorstellt, soll auch ein neuer Plug-in-Hybridantrieb verfügbar sein, dessen elektrische Reichweite 60 Kilometer beträgt – bei einer Systemleistung von 250 PS. Die Studie gibt außerdem die Strategie in Richtung Vollvernetzung vor. Beim Concept Car dient unter anderem das Smartphone als Schlüssel.
Bild: Rene Demarets
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Mercedes S-Klasse; Marktstart: 2020. Mit der Neuauflage der S-Klasse dürfte bei Mercedes ein neues Designzeitalter anbrechen. Im Innenraum fällt vor allem das gewaltige Zentraldisplay auf, dass praktisch vollständig ...
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... den Übergang von Mittelkonsole zum Armaturenbrett bildet. Abgesehen davon sind die wichtigsten Punkte für die neue S-Klasse autonomes Fahren und neue Assistenzsysteme. Bei den Motorren gilt 48-Volt-Technik genauso als gesetzt wie Hybrid-Versionen.
Bild: Automedia
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Mercedes EQS; Marktstart: 2020. Der EQS ist der erste Mercedes, der auf dem neu konzipierten großen Elektro-Baukasten basiert. Interessanterweise kommen der S-Klasse-Nachfolger (W 223) und die große Elektro-Limousine ...
Bild: B.Reichel
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... nahezu zeitgleich auf den Markt. Doch von den Abmessungen her fährt der EQS trotz langen Radstands zwischen S- und E-Klasse. Innen bietet er dennoch mehr Platz als die auf Diesel und Benziner getrimmte S-Klasse.
Bild: Stefan Baldauf
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Mercedes-Maybach S-Klasse; Preis: ab ca. 150.000 Euro; Markstart: 2021. Mit der Umstellung auf die nächste S-Klasse-Generation wird auch der Maybach neu entwickelt. Besonders auffällig ist der um einen guten Meter ...
Bild: Automedia
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... gestreckte Radstand. Die Auspuffblenden haben im Gegensatz zum aktuellen Maybach horizontale statt vertikale Stege. Fraglich ist, ob der S 650 weiterhin den standesgemäßen Zwölfzylinder unter der Haube hat oder auf einen V8 in Kombination mit Hybridtechnik gesetzt wird.
Bild: Automedia
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Mercedes EQE, Marktstart: 2021. Der EQE ist kürzer als die E-Klasse mit Verbrenner, entspricht von den Innenmaßen aber sogar der E-Langversion. Die Außenspiegel werden durch Kameras ersetzt. Die Airmatic-Luftfederung ist Serie die Hinterachslenkung kostet Aufpreis. Mutig sind die Lenkwinkel: bis zu zwölf Grad (gleichsinnig) bzw. zehn Grad (gegenläufig).
Bild: Larson
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Aston Martin Lagonda; Marktstart 2021. Die vollautonome Elektro-Studie Lagonda Vision Concept soll einen konkreten Ausblick auf die Zukunft geben. Die Briten wollen Lagonda zu einer eigenständigen Marke machen. Deshalb gibt es neben der Studie auch noch Design-Modelle eines SUVs und eines Coupés. Alle Fahrzeuge sollen Elektroantrieb haben und ab 2021 die Luxusklasse neu definieren. Übrigens: Mit einer Akkuladung soll der Aston Martin Lagonda rund 640 Kilometer weit kommen.
Bild: Aston Martin
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Audi e-tron GT ; Preis: unter 100.000 Euro; Marktstart: 2021. Die Grundform erinnert an die coupéhaften Sportbacks der Marke, aggressive Linien in der Karosserie lassen das Auto weniger bieder und angepasst wirken.
Bild: Audi AG
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Mit 590 PS und dem – typisch für Elektroautos – sofort verfügbaren Drehmoment soll der e-tron GT Fahrleistungen wie ein Sportwagen vorweisen. Quattro-Antrieb und Torque Vectoring sind gesetzt.
Bild: Audi AG
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VW I.D. Vizzion; Marktstart: 2022. Nach dem I.D. Buzz bringt VW die Oberklasselimousine I.D. Vizzion. Das das Auto autonomes Fahren der Stufe 5 beherrscht, verzichtet der potenzielle Phaeton-Nachfolger auf ein Lenkrad. Der ...
Bild: Volkswagen AG
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... I.D. soll seinen Insassen per Gesten- und Sprachsteuerung gehorchen und sich deren individuellen Vorlieben anpassen. Für den Antrieb der 5,11 Meter langen Limousine sorgen zwei Elektromotoren mit insgesamt 225 kW Leistung. Die Reichweite des rein elektrischen I.D. Vizzion gibt VW mit 665 Kilometern an.
Bild: Volkswagen AG
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BMW i7; Markstart: 2023. Das fast geräuschlose Traumschiff i7 soll die Speerspitze der i-Reihe werden. Im Gegensatz zum i5x werden die Akkus im i7 nicht en bloc untergebracht, sondern sie sitzen im Kardantunnel, unter den Sitzen und über der Hinterachse. Die Elektro-Motoren sind in fünf Leistungsstufen von 160 bis 320 kW denkbar.