Das erste SUV aus dem Hause Seat, der Ateca, kommt spät. So kennen wir das vom VW-Konzern. Spät kommen, und dann alles abräumen. Der Tiguan etwa ist so einer. Als der 2007 auf den Markt kam, hatte der SUV-Zug schon volle Fahrt aufgenommen und die meisten Konkurrenten hatten längst ein solches Trendgefährt im Programm. Trotzdem hat es der VW geschafft, in Deutschland zum beliebtesten Vertreter seiner Zunft zu werden. Trotz seines Alters sogar bis ins vergangene Jahr.
Play

Video: VW Tiguan vs. Seat Ateca (2016)

SUV-Brüder

So gesehen ist Seat die perfekte VW-Tochter. Denn mit dem neuen Ateca steht das erste SUV der Spanier gerade kurz vor seinem Start, während der direkte Konkurrent Nissan Qashqai bereits seit 2013 über unsere Straßen rollt und bereits fällig fürs erste Facelift im Herbst ist. Um gegen den beliebten Japaner einen Stich zu machen, hat Seat bewährte VW-Technik neu eingekleidet. Mit einer Länge von 4,34 Metern hält der Ateca einen Respektabstand zum neuen VW Tiguan, der sich künftig auf 4,50 Meter streckt.
Kleiner Bruder für den Ateca: Seat Ibiza-SUV ab 2018
Alles Wissenswerte zum Seat Ateca
Sitzprobe im Spanier-SUV
Die 190 PS haben leichtes Spiel mit dem nur 1,5 Tonnen schweren Ateca.
Spannende Frage: Kann Seat trotz bekannter Wolfsburger Technik eigene Akzente setzen? Um es kurz zu machen: ja! Das beginnt schon bei der Gestaltung der Karosserie. Manch einer hätte sich zwar einen mutigeren Erstaufschlag aus Matorell gewünscht, der Ateca wirkt trotzdem aus jeder Perspektive gekonnt gezeichnet und lange nicht so blutarm wie seine Wolfsburger Kollegen. Gut, dass die flotte Form keine Kompromisse beim Platzangebot fordert, das trotz ähnlicher Abmessungen sogar über dem des alten Tiguan liegt. Bei dem hat sich ja auch niemand über Enge beschwert. Eine ganze Generation moderner ist hingegen der Innenraum. Das Cockpit erinnert an den Leon, wirkt aber frischer und hochwertiger. Die Bedienung wie immer kein Problem bei den VW-Gewächsen, jeder Knopf und Schalter ist brav dort, wo man ihn vermutet.
Ebenfalls in den Startlöchern: das Skoda-SUV Kodiaq

Leichtes Spiel für den Zweiliter-Diesel

Sitzprobe im Spanier-SUV
Seat betont, dass der Ateca auch im Gelände taugen soll.
Auf zur Testfahrt. Unter der Haube arbeitet der aus dem Konzern bekannte Zweiliter-Diesel mit 190 PS, gekoppelt mit Allrad und Doppelkupplung – mehr geht beim Ateca derzeit nicht. Schon auf den ersten Metern fällt auf, dass der Selbstzünder leichtes Spiel mit dem nur rund 1,5 Tonnen leichten Seat hat. Spielerisch beschleunigt er das SUV, bleibt akustisch gut gedämmt im Hintergrund. Dazu passt die vergleichsweise komfortable Auslegung des Fahrwerks. Anders als beim Leon verzichtet Seat auf ein Verstellfahrwerk – wirklich vermissen wird es wohl keiner. Trotzdem gehört der Seat zu den dynamischen Vertretern seiner Zunft, mit präziser Lenkung und wenig Seitenneigung macht er sogar auf Landstraßen eine Menge Spaß. Aber der Ateca kann auch anders. In Spanien sind sie nämlich stolz darauf, dass das erste SUV auch im Gelände taugt, auch wenn sich wohl kaum einer seiner Käufer wirklich in unwegsames Gelände verirren wird.Spät kommen und dann alles abräumen? Wird dem Ateca wohl in bester Tiguan-Tradition gelingen. Charmantes Format, eigene Akzente und der Einstiegspreis ab 19.990 Euro machen den Seat zu einer erfrischenden Alternative. Auch zum neuen, deutlich gewachsenen Tiguan.
Wir haben die Konkurrenten schon getestet: Audi Q2 und VW Tiguan

Fazit

von

Stefan Voswinkel
Wer gedacht hätte, der Ateca sei nur der x-te Aufguss bekannter VW-Technik, wird angenehm überrascht. Bei Design und Fahrgefühl setzt der Seat eigene Akzente, bietet viel Platz und bleibt bezahlbar. Aus diesem Stoff werden Verkaufserfolge gestrickt.

Von

Stefan Voswinkel