Test Audi Q5/Mercedes GLK/BMW X3
Der Q5 kommt spät, aber gewaltig

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Im Segment der Kompakt-SUV hat sich Audi mit dem Q5 viel Zeit gelassen. Und BMW und Mercedes haben mit X3 und GLK die Messlatte sehr hoch gelegt. Doch ein später Start kann ja auch Vorteile haben.
Solche Nerven muss man erst mal haben. Schon 1980 hat Audi einen permanenten Allradantrieb in ein Serienauto gebaut, den ersten quattro, dann aber 26 Jahre gebraucht, um mit dem Q7 den ersten SUV auf die Räder zu stellen. Und jetzt, noch einmal zwei Jahre später, treten sie mit dem Q5 bei den Kompakt-SUV an. Mercedes war mit dem GLK zwar auch nur einen Hauch schneller, aber BMW räumt mit dem X3 schon seit 2003 in dieser Klasse ab. Zeit hatte Audi also genug. Haben die Entwickler und Ingenieure sie auch genutzt? Die Designer auf jeden Fall. Der Q5 tritt harmonischer und eleganter auf als der große Bruder Q7. Immer noch bullig und selbstbewusst, aber nicht so aggressiv.
Karosserie: Der Q5 ist merklich breiter als X3 und GLK
Innen gibt es nicht nur ein luftiges Raumgefühl, sondern auch reichlich Platz. Zu viel erwarten sollte in einem Kompakt-SUV jedoch niemand, mancher Mittelklasse-Kombi hat mindestens so viel Raum. Aber auch im Q5-Fond sitzen 1,90-Meter-Leute entspannt, für 200 Euro Aufpreis gibt es eine verschiebbare Rückbank. Auffällig ist noch, dass der Q5 vorn und hinten merklich breiter ist als X3 und GLK. Und welche detailversessenschönen Cockpits Audi zur Zeit entwirft ... Im BMW denkt man dagegen: Kinder, wie doch die Zeit vergeht. Hier liegt die letzte Modellpflege auch schon wieder ein Jahr zurück, und das ist nicht mehr zu übersehen. Die Innenarchitektur wirkt inzwischen leicht angestaubt. Doch der X3 hat immer noch ein ordentliches Platzangebot, auch wenn er in diesem Vergleich den Messwerten nach der Kleinste ist. Macht nichts, im Fond finden selbst schlaksige, großgewachsene Teenager ausreichend Raum. Anders als der weicher gezeichnete X3 ist der GLK ein kantiger Typ. Auch die Armaturentafel ist in eher rustikaler Optik gehalten und nicht so hochwertig, wie wir das von Mercedes erwarten. Im GLK gibt es vorn und hinten dann jeweils eine Spur mehr Platz als im BMW – im Fond ist er damit ungefähr so geräumig wie der Audi.
Antrieb: BMW hat das Traum-Duo am Start
Der Q5 wird von einem V6-TDI befeuert. Der sonor und nur beim Ausdrehen heiser knurrende Dreiliter geht lebhaft und bissig zur Sache, ist mit seinen 240 PS hier nominell der Stärkste und beim Sprint auch tatsächlich knapp der Schnellste. Im Moment gibt es ihn nur mit dem Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe – diese Kombination ist bestens eingespielt. Die STronic schaltet im Automatik-Modus zügig und (fast) ruckfrei, noch mehr Spaß macht es aber, die Gänge von Hand einzulegen – am elegantesten mit den Schaltwippen am Lenkrad (155 Euro). Der Audi ist also zügig unterwegs, doch der BMW kann es fast genauso gut. Sein antrittsstarker 218-PS-Reihensechszylinder läuft weicher, dreht noch lockerer und ist vor allem mit der unübertroffen schnellen und zupackenden ZF-Sechsstufenautomatik ein kaum zu schlagendes Traum-Duo. Allerdings klingt er grundsätzlich kerniger: überhaupt nicht unangenehm, aber doch immer präsent. Im Mercedes macht der freundlich summende 320 CDI seine Sache wie immer bestens: Der starke Dreiliter-V6 bleibt stets gelassen und entwickelt seine Kraft angenehm unaufgeregt und gleichmäßig. Er beschleunigt den GLK sanft, aber durchaus nachdrücklich. Nicht ganz so überzeugen kann dagegen die Siebenstufenautomatik, die schon mal unnötig Hektik verbreitet und zwei Stufen runterschaltet, wo eine genügt hätte. Andererseits aber manchmal zu lange zögert.
Komfort: Mercedes glänzt
Der Test-Q5 war mit der vom A4 bekannten Dämpferregelung (1100 Euro Aufpreis) und dem Drive Select (300 Euro) ausgestattet. Die Systeme haben ihren Reiz, funktionieren tadellos – und trotzdem federt der Q5 erstaunlich ruppig. Er gerät vor allem bei kurzen, aufeinanderfolgenden Stößen schnell ins Trampeln. Ehrlich gesagt hatten wir von so viel Aufwand ein freundlicheres Verhalten erwartet. Dennoch ist der Fahrkomfort recht hoch, denn der Audi fährt sehr leise und hat ausgesprochen bequeme Sitze. Im BMW geht es kerniger zu, auch hier sitzt man auf straffen Polstern angenehm. Besonders auf schlecht gepflegtem Straßenbelag nervt das Dauerpoltern des Fahrwerks aber inzwischen beträchtlich. Im Vergleich bietet damit der Mercedes den höchsten Komfort – trotz der dicken 19-Zöller. Eine Sänfte ist auch der GLK nicht, aber er federt harmonisch und rollt vor allem bei niedrigem Tempo geschmeidiger ab als X3 und Q5, die bequemen Sitze taugen auch für sehr lange Strecken.
Wie die Kontrahenten in den Kapiteln Fahrdynamik und Kosten abgeschnitten haben, erfahren Sie oben in der Bildergalerie. Den gesamten Test können Sie sich hier auch bequem als PDF herunterladen.
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