Preise, Testwerte, technische Daten

Die sind Bratwurst. Die sind Kuckucksuhr. Die sind Duden, Neuschwanstein und Schalke 04. DIE sind eben typisch deutsch, im besten Sinne. Ford Focus, Opel Astra und VW Golf sind bodenständig und Spitze zugleich. Mit Basis-Benzinern, die heute vergleichsweise bescheidene 80 bis 90 PS leisten, sich aber trotzdem gut verkaufen. In ihrer Klasse führen sie die Zulassungsstatistik an.

Drei Erfolgsmodelle, gebaut in der Heimat. Köln, Bochum, Wolfsburg – schön wäre es. Die Globalisierung macht selbst vor der Basis nicht halt. Längst werden die Verkaufsschlager auch in Spanien und Belgien hergestellt. DIE sind deshalb nicht nur Deutschland, DIE sind Europa. Das gilt auch für den Golf, der außerhalb der Bundesrepublik zusätzlich in Brüssel montiert wird, als Rechtslenker auch in Südafrika. DER ist die Welt, für VW als wichtigstes Modell im Konzern ohnehin der Nabel. Deshalb pflegt der Hersteller den Golf wie einen Zierrasen, behutsam und regelmäßig.

Fürs Modelljahr 2007 bekam der Einstiegs-Benziner fünf PS mehr.
Zum Modelljahr 2007 steigerte Volkswagen die Leistung des Einstiegsbenziners von 75 auf 80 PS und verbesserte die Sicherheit des Kompakten. Bei einer Vollbremsung schaltet sich jetzt automatisch die Warnblinkanlage ein. Statt aktiver Kopfstützen schützt nun eine einfachere Variante mit dem Namen "Whiplash" Fahrer- und Beifahrer, falls sich ein Unfall nicht mehr verhindern lässt (siehe Punktewertung). Auch im Fond überarbeitete VW die Kopfstützen, gestaltete sie platzsparender, um die Sicht nach hinten zu verbesssern. Sonst blieb alles beim Alten, auch die Bezeichnung "Trendline" für die beliebte Basis-Ausstattung (ab 15.750 Euro). Bei den Motoren bleibt der kleinste Benziner im Trend, allen technisch versierten GT und FSI zum Trotz. Über 25,5 Prozent der verkauften Golf in diesem Jahr fahren mit 75/ 80 PS, gut ein Viertel. Zwei Drittel in der Grundausstattung "Trendline".
Alles drin, alles dran: die Basis-Ausstattung "Trendline" genügt völlig.
Auf den ersten Blick wirkt die Wahl des 1,4-Liter-Vierzylinders wie kollektives Verzichten. Aber Verzicht auf was? Im günstigsten aller Gölfe steckt drin, was man im Alltag benötigt. Wie in einer Kulturtasche, die alles beinhaltet, um mit einem guten Gefühl längere Zeit zu verreisen. Inklusive elektrischer Fensterheber vorn, Zentralverriegelung mit Fernbedienung, elektronischem Stabilitätsprogramm (ESP). Das Einzige, was im Golf serienmäßig fehlt, sind eine Klimaanlage und vielleicht fünf Türen (725 Euro). In der Ausstattung "Trendline" bietet VW die Klimaanlage nur im Paket "Cool & Sound" für 860 Euro an.

Der Golf beschleunigt am besten

So gibt es eigentlich kaum Gründe, den VW links liegen zu lassen. Mal abgesehen vom extrem sachlichen Design, das alles andere als modisch ist, deshalb aber auch nur langsam altert. Der überarbeitete Benziner beschleunigt in 13,3 Sekunden auf Tempo 100. Ein ordentlicher Wert, den mittlerweile aber selbst kühlschrankförmige Geländewagen unterbieten. Wozu? Um auch noch beim Überholen lässig auszusehen. Denn da fehlt allen drei Basis-Benzinern einfach Drehmoment. Der Golf erledigt das im Vergleich noch am zügigsten, beim Ford Focus zieht sich das Manöver wie ein langweiliger Film mit Überlänge. Es will einfach nicht enden.

Kosten und Garantien

Seine Grenzen zeigt der Golf ehrlich offen. Der Drehzahlmesser tendiert ab 5800 Touren schon ins Rote, seine maximale Leistung erreicht der Vierzylinder bei 5000 Umdrehungen pro Minute. Auffällig leicht im Vergleich zum Astra lässt sich das Kupplungspedal treten, auch die Lenkung schlägt mit weniger Kraftaufwand ein. Das Golf-Fahrwerk verwöhnt mit gutem Komfort, die Bremsen packen berechnend zu. Mit 38,4 Metern steht der Golf sicher vor der kritischen 40-Meter-Marke. Das ist symbolisch für das ganze Golf-Konzept.

Nein, ein Dynamiker will er nicht sein, mit Ausnahme der sportlichen Motorvarianten GTI und R32. Eher ein unauffälliger Alltagsbegleiter. Da beziehen Ford Focus und Opel Astra deutlicher Position. Trotz der kleinvolumigen Vierzylinder nehmen sie den Fahrer härter ran. Sie täuschen durch ihr gepfeiltes Design Offensive vor, obwohl beide eher zurückhaltend fahren. Das mag albern wirken, bei 80 beziehungsweise 90 PS. Gehört aber zum Focus und Astra wie der Milchschaum zum Cappuccino. Ohne würde der Kundschaft etwas fehlen.

Sieht schnittig aus, ist aber eher gemütlich unterwegs: der Basis-Focus.
Besonders vom Ford Focus erwartet man athletische Ambitionen, weil er in der Vergangenheit durch ein fortschrittliches Fahrwerk Maßstäbe setzte. Auf dem guten Fahrwerk baut der Kompakte immer noch auf, allerdings zogen die Konkurrenten Astra und Golf nach. Der 80-PS-Benziner läuft im Focus angenehm leise, ist aber nicht der Schnellste. Da hilft es auch nicht, den Vierzylinder beim Beschleunigen zu quälen. Es kommt nichts. Außer einem roten Pfeil, der ab 6000 Touren den Fahrer auffordert, einen Gang hochzuschalten. Das funktioniert ordentlich durch fünf Gänge, sehr präzise, ein wenig knöchrig allerdings. Die Lenkung reagiert sehr direkt auf Befehle und setzt sie blaupausenartig auf die Straße um.

Im Cockpit des Focus fallen die Sitze subjektiv eine Nummer kürzer aus als bei Astra und Golf, dafür aber ebenso bequem. Die Instrumente sind klar gezeichnet und mit Chrom (optional) verziert. Mehr als bei VW und Opel drückt im Fond die Decke auf den Kopf, ein Tribut an das flach abfallende Heck. Die Beinfreiheit bleibt davon natürlich unberührt. Fast wie ein Sportwagen bremst der Focus aus Tempo 100. Nach 36,5 Metern steht der Benziner, darauf legten die Entwickler ihren Fokus im Focus.Bei der Entwicklung des Astra setzte Opel ähnliche Schwerpunkte. Die Bremsen (37,4 m/38,2 m) packen kraftvoll zu, das Fahrwerk stimmten die Ingenieure sogar noch härter ab als die Kollegen von Ford. Als einziger Basisbenziner leistet der Astra-Vierzylinder 90 statt 80 PS bei fast gleichem Hubraum, er dreht sogar in den roten Bereich hinein. Das schlägt sich auch im Verbrauch nieder. Der 16-Ventiler konsumiert mit 7,1 Liter Super im Schnitt fast einen halben Liter mehr als der Focus auf 100 Kilometer, 0,1 Liter mehr als der Golf. Ohne dabei aber bei den Fahrleistungen besonders zu glänzen. Denn trotz des Zehn-PS-Vorteils beschleunigt der Opel 0,7 Sekunden langsamer als der Golf. Das liegt unter anderem an der kürzeren Gesamtübersetzung, ein Zeitungsblatt zu wenden dauert vergleichbar lange – eine Fußnote also im großen Ganzen.

Beim Astra klappen die Rücklehnen sogar einzeln

Mehr zählt da schon die Alltagstauglichkeit, zum Beispiel samstags vor dem Supermarkt. Mit 380 Litern nimmt der Astra
Da geht gut was rein: Der Astra schluckt 380–1295 Liter Einkauf.
zwar fünf Volumen-Liter weniger auf als der Ford, dafür aber eine Einkaufstasche (30 Liter) mehr, als der VW transportieren kann. Bei umgeklappten Lehnen glänzt der Golf (1305 Liter). Aber wer legt schon tagtäglich die Lehnen im Kofferraum um? Die klappen bei allen drei Modellen im Verhältnis eins zu zwei, beim Astra gegen Aufpreis (180 Euro ab Edition) sogar jede einzeln.

Am Schluss gewinnt – ja, schon wieder – der Golf nach Punkten. Er verdankt das vor allem seinem überzeugenden Platzangebot. Aber das Schöne an diesem Vergleich ist, dass am Ende wir alle als Sieger hervorgehen. Denn DIE sind Deutschland. Und Deutschland sind auch wir.

Fazit, Wertung, Ihre Meinung

Fazit von AUTO BILD-Testredakteurin Margret Hucko

Verlierer? Die gibt es nicht, nicht in diesem Vergleich. Denn Focus, Astra und Golf überzeugen allesamt – auch und gerade mit ihren kleinsten Motoren. Mehr Auto braucht kein Mensch. Alle drei sind gut verarbeitet, alle drei taugen zum Parken und Pendeln, sind inhaltsreich wie ein Vollkornbrötchen. Denn was im Alltag wichtig ist, steckt schon in der Basis drin (mit Ausnahme der Klimaanlage). Dass der Golf am Ende nach Punkten siegt, liegt an seiner Kompromissbereitschaft. Er will weder ausschließlich sportlich sein, noch besonders modisch. Das Ergebnis: viel Platz, viel Komfort. Das passt!

Von

Margret Hucko