Audi will sich spitzer positionieren

Enorm breit und mit dem Maul eines Manta-Rochens präsentiert sich die Audi-Studie PB18 e-tron in Pebble Beach. Anlässlich der Monterey Car Week geben die Ingolstädter einen Ausblick auf einen möglichen Supersportwagen mit vollelektrischem Antrieb. Wie Audi Chefdesigner Marc Lichte beim "The Quail" verraten hat, ist der PB18 e-tron die erste von insgesamt vier Studien, die bis Mitte nächsten Jahres die Neuausrichtung der Marke zeigen sollen. Demnach werden sich die Ingolstädter künftig viel spitzer mit ihren Modellen positionieren. Der PB18 e-tron ist ein radikaler Sportler ohne Kompromisse, für alle, die am Wochenende gerne Trackdays besuchen. Eine weitere Studie soll die Bedürfnisse derer befriedigen, die häufig in der Stadt unterwegs sind. Dann folgt noch ein Konzept für Offroad-Fans. So wie AUTO BILD raushörte wird sich die vierte Studie an die richten, die viel im Auto reisen. Bleibt zu hoffen, dass die spitze Marktpositionierung sich auch im Design zukünftiger Serienmodelle wiederfindet. Das erste Konzept, der PB18 e-tron, ist zumindest vielversprechend. Ein neuer R8 wird es allerdings nicht, der bekommt 2019 ein starkes Facelift, auch das hat Audi angekündigt.

Design: Tiefe Sicken und große Lufteinlässe

Audis E-Studie bereit für den Track
Der Heck mit dem Leuchtenband ragt weit aus der Karosserie heraus. Der Diffusor ist verstellbar.
Der PB18 e-tron ist 4,53 Meter lang, 2,00 Meter breit und nur 1,15 Meter hoch. Der Radstand misst 2,70 Meter. Dank verschiedener Verbundwerkstoffe wiegt der Renner inklusive Batterien nur 1550 Kilogramm. Obwohl es sich um einen echten Sportwagen handeln soll, bietet die Auslegung als Shooting Brake ein Plus an Kofferraumvolumen (470 Liter) gegenüber anderen sportlichen Autos. An der Front dient ein riesiger Singleframe als Lufteinlass und zusätzliches Blickfenster für den Fahrer. Er trägt auf der unteren Leiste einen "e-tron"-Schriftzug. Daneben gibt es dreieckige Lufteinlässe, die den Fahrtwind auf die Bremsanlage lenken. Die Scheinwerfer sind Audi-typisch schmal gehalten: Sie arbeiten mit Audis Digital-Matrix-Technologie inklusive Laserfernlicht.
Die bulligen Radkästen beheimaten große 22-Zoll-Felgen in Turbinenoptik. In der Seitenansicht fällt die geringe Höhe der Audi-Studie besonders ins Auge. Die Dachlinie verläuft hinter der sanft ansteigenden Windschutzscheibe annähernd horizontal. Erst ab der weit hinten liegenden B-Säule macht sie einen leichten Knick und geht an der C-Säule in den Dachkantenspoiler über. Die Türen erhalten tiefe Sicken, die als Luftauslässe für die Vorderräder und als Lufteinlässe für die Hinterräder dienen. Die Rückleuchten stehen spitz aus der Karosserie heraus. Das Heck ist schwarz verglast. Die in einzelnen Balken designten Rückleuchten werden von einem Leuchtenband optisch zusammengehalten. Der weit nach hinten gezogene Diffusor und der Dachkantenspoiler lassen sich je nach aerodynamischer Anforderung ein- und ausfahren, um den Abtrieb zu beeinflussen.

Innenraum: Verschiebbares Monocoque im e-tron

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Das Monocoque in Rennstellung: So sitzt der Fahrer in der Mitte, ein Beifahrer hat keinen Platz mehr.
Der Innenraum der PB18 e-tron Studie bietet Platz für zwei Insassen, wobei der Beifahrer nur unter bestimmten Bedingungen Platz nehmen darf: Das liegt daran, dass der Fahrer in einem verschiebbaren Monocoque Platz nimmt. Für den Straßeneinsatz ist es links an der Tür fixiert und gibt dadurch den in das Fahrzeug integrierten Beifahrersitz frei. Soll es aber auf die Rennstrecke gehen, wandert der Fahrerplatz wie bei einem Le-Mans-Rennwagen in die Mitte, um maximale Übersicht zu schaffen. Möglich macht das ein Lenkungs- und Pedalerie-Konzept, das komplett ohne Mechanik auskommt und elektronisch gesteuert wird ("by wire"). Das futuristische Lenkrad ist vierspeichig, mit Alcantara bezogen und dank Touchflächen multifunktional. Die Lenkradspange trägt den Schriftzug "Level Zero", was den PB18 deutlich von seinen Studien-Geschwistern abheben soll: Im Vergleich mit den autonomen Audi-Studien der vergangenen Jahre verzichtet der e-tron gänzlich auf autonome Fahrerassistenten und soll eine reine "Fahrmaschine" sein. Das Kombiinstrument wird durch einen OLED-Bildschirm zum Leben erweckt und gibt – zusammen mit dem Lufteinlass in der Front – den Blick auf die Straße frei. Weitere durchsichtige OLED-Displays zeigen Navigationsdaten oder Inhalte des Infotainments wieder.

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Motor: Drei E-Motoren mit bis zu 775 PS

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Drei E-Maschinen geben dem e-tron die Sporen. Zusammen funktionieren sie wie ein Allradantrieb.
Angetrieben wird die Shooting-Brake-Studie von drei Elektromotoren. Einer sitzt auf der Vorderachse und leistet bis zu 150 kW (204 PS). Die anderen beiden E-Maschinen treiben an der Hinterachse jeweils ein Rad an. Beide Motoren leisten zusammen bis zu 450 kW (rund 612 PS). Als Gesamtsystem bringen es die drei Motoren gemeinsam 500 kW (680 PS), im Boost-Modus kurzzeitig sogar auf 570 kW (775 PS). Zusammen erzeugen die E-Motoren ein Drehmoment von bis zu 850 Nm. Damit soll die Studie den Spurt auf 100 km/h in etwas mehr als zwei Sekunden schaffen. Als System agieren die drei E-Antriebe wie ein quattro-Allradantrieb. Die Energie für den Audi wird in einer 95 kWh großen, flüssigkeitsgekühlten Festkörperbatterie gespeichert. Die Reichweite soll 500 Kilometer nach WLTP betragen, dank 800 Volt Ladespannung soll der leere Stromspeicher in rund 15 Minuten wieder voll sein. Neben der klassischen Steckdose soll der PB18 e-tron auch über Audis induktives Ladesystem betankt werden können.